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Schade, schweigt Del Curto zum Playoff-Final – er hätte viel zu sagen

Kann auch mal nichts sagen: Davos-Trainer Arno Del Curto.
Kann auch mal nichts sagen: Davos-Trainer Arno Del Curto.
Bild: KEYSTONE
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Schade, dass Arno Del Curto zum Playoff-Final schweigt – denn er hätte sehr viel zu sagen

Davos-Kulttrainer Arno Del Curto tritt nicht auf dem Jahrmarkt der Final-Eitelkeiten auf. Das ist sehr schade. Weil es einen beunruhigenden Trend gibt.
09.04.2016, 15:4209.04.2016, 16:17
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Die SCB-Hockeymaschine hat bisher in den Playoffs alles verschlungen. Den Qualifikationssieger ZSC Lions, den Titelverteidiger HC Davos und im Final bereits zweimal den spielerisch besseren HC Lugano. Zu den ewigen Träumen unseres Hockeys gehört ein Engagement von Arno Del Curto beim SC Bern. Und wir können davon ausgehen, dass Bern mit ihm an der Bande wahrscheinlich die ganze Saison so rocken (aber nicht so spielen!) würde wie jetzt in diesem Final.

Arno Del Curto mag nicht öffentlich zum Final reden. Er sagt: «Keine Interviews!» Zu ausgeprägt ist sein sportlicher Gerechtigkeitssinn: Er überlässt die Bühne den Siegern. Für ihn ist es ausgeschlossen, als Verlierer die Sieger zu kritisieren. So etwas wäre für ihn eine Respektlosigkeit sondergleichen.

Schenken sich nichts: Bern führt im Playoff-Final gegen Lugano mit 2:1 Siegen.
Schenken sich nichts: Bern führt im Playoff-Final gegen Lugano mit 2:1 Siegen.
Bild: KEYSTONE

SCB-Verrat am «totalen Hockey»

Das ist eigentlich sehr schade. Denn Arno Del Curto hat schon eine Meinung zu diesem Finale. Eine dezidierte sogar. Dieses unerbittliche Hockey, gespielt mit vier Linien, das den SC Bern zur grössten Playoff-Sensation aller Zeiten tragen könnte (aber es ist noch nicht vollbracht!), entspricht zumindest im Ansatz durchaus seiner Philosophie eines «totalen Hockeys». Del Curto ist ja rastlos auf der Suche nach dem noch schnelleren, präziseren, intensiveren, härteren und besseren Hockey und nach dem noch kräftigeren und zugleich noch beweglicheren, schnelleren, intelligenteren und disziplinierteren Spieler.

Aber Arno Del Curtos Traum von diesem «totalen Hockey» ist vom SCB in einem gewissen Sinne verraten worden. Dieses reissende, «totale» SCB-Hockey verlässt schon mal das Bachbett der Disziplin und der Regeln. Darum ist es schade, dass er das Interview (aber nicht das Gespräch) zu diesem Thema verweigert. Es ist ja nicht nur so, dass sich in Zeiten der finalen Dramen Kritik nicht gehört. Vor allem kann es sich kein Trainer leisten, etwas gegen Härte und Provokationen zu sagen. Das ist im Macho-Milieu Eishockey noch verpönter als Pornographie an einem SP-Parteitag.

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Aber es gibt schon Gründe, ein wenig beunruhigt zu sein. In keiner anderen wichtigen Liga ist der Unterschied zwischen Qualifikation und Playoffs in der Regelauslegung so extrem wie in diesem Frühling in der NLA. Der Trend des modernen Hockeys zu Intensität durch Tempo, zu Checks ohne «Nachtreten» und zur Verbannung der «kriegerischen Stockarbeit» und der Provokation ist bei uns nicht mehr zu erkennen.

Viel Vergnügen an der WM …

Das grandiose Final-Drama bietet uns eben auch einen Rückfall in die Zeiten des archaischen, rauen, alttestamentlichen Hockeys. Und die Schiedsrichter lassen es geschehen. Sie haben ja von der Ligaführung her nicht den Rückhalt, die Regeln durchzusetzen. Tatenlos nimmt die Ligaführung seit langer Zeit die permanente Untergrabung der Autorität unserer Schiedsrichter hin – und jetzt ernten wir die bitteren Früchte der Anarchie: Spieler, Coaches und Sportchefs haben sich längst daran gewöhnt, Grenzen ungestraft zu überschreiten, und dann, wenn sie in die Schranken gewiesen werden, die Schiedsrichter als Deppen hinzustellen.

Wir haben als erste wichtige Liga der Welt «Nulltoleranz» bei der Regelauslegung für die Playoffs wieder abgeschafft. Es kann Arno Del Curto nicht freuen, wenn er sieht, was aus seinem Traum vom «totalen Hockey» gemacht wird. So «strub» wie in diesem Final ist es noch nie zu und hergegangen. Das ist gut fürs Drama, für die Unterhaltung und erst recht für Polemiken aller Art. Aber etwas weniger gut für die Gesundheit der Spieler und für die internationale Konkurrenzfähigkeit. Bei der WM gilt wieder «Nulltoleranz».

Büne Huber, wie gefällt Ihnen das Eishockey im Playoff-Final?
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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winglet55
09.04.2016 16:02registriert März 2016
Wieso soll sich Arno äussern? Er hat mit dem Final nichts zu tun. Wenn er sich mitteilen wollte, dann wäre er Journi geworden, nicht Trainer. Eines kann man dem Trainer von Davos nicht vorwerfen, mangelnden Stil!
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Vernon Roche
09.04.2016 16:24registriert November 2015
Herr Zaugg, wenn ich Sie richtig verstehe ist Bern nur im Final weil es die Schiedsrichter zulassen? Weil die Berner unfair spielen und es geduldet wird?
Mit Verlaub, das ist eine Beleidigung für die dargebotene Leistung der Berner bis anhin. Der SCB steht kurz vor dem Titel, weil alle, bis zum Wurstverkäufer in der Allmend, an den Sieg glauben. So wie wir im letzten Jahr.

Gruss aus Davos
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Bruno Wüthrich
09.04.2016 17:06registriert August 2014
Sooo dramatisch finde ich die Härte in dieser Finalserie gar nicht. Dem SCB gelingt es, sehr viel Intensität in die Spiele zu bringen, Lugano hält überraschend gut dagegen. Aber wir hatten keine Gehirnerschütterungen, keine Schulterverletzungen, keine gebrochenen Knochen etc. Wir hatten keine Fouls, die an Dreckigkeit Bisheriges übertroffen hätten. Die Fouls waren auch nicht zahlreicher als in andern Finalserien. Die Schiedsrichter machen einen guten Job.
Zudem: Es ist nicht «unser» Traum, dass ADC Trainer in Bern wird. Es ist allenfalls der Traum von SCB-Fans. Das wars dann aber auch schon.
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