Es ist besser, Eishockey mit dem Geigenbogen zu spielen als mit der Brechstange zu arbeiten. Deshalb hat der HCD Davos auch die dritte Halbfinalpartie gewonnen (2:0).
Die Brechstange ist ein rohes Instrument aus Stahl und wird beidhändig geführt um etwas gewaltsam aufzubrechen. Beispielsweise eine gegnerische Verteidigung. Um mit der Brechstange gut umgehen zu können, braucht es keine besondere Schulung, wenig Intelligenz und keine Phantasie. Aber viel Kraft, Energie und eine gewisse Sturheit.
Der Geigenbogen ist aus Holz, mit Pferdehaaren bespannt, wird einhändig geführt um schöne Töne (und Spielzüge) hervorzuzaubern. Um mit dem Geigenbogen umgehen zu können, braucht es eine sehr gute Ausbildung, Geduld und Disziplin, aber auch Phantasie und künstlerische Freiheit.
Nicht oft haben wir das Glück, zwei Teams zu sehen, die so ausgeprägt diese zwei gegensätzlichen Stilrichtungen in einem Kampf der Hockey-Kulturen zelebrieren. Der SC Bern hat es am Samstag, mit dem Rücken zur Wand, mit extremem Brechstangen-Hockey versucht. Die Davoser haben mit Geigenbogen-Hockey dagegen gehalten und dabei die taktische Stradivari gespielt. Arno Del Curto hat Guy Boucher eine spielerische und taktische Hockey-Lektion gegeigt. Ja, dem HCD ist das perfekte Spiel gelungen.
Bei klarer optischer Dominanz (27:17 Torschüsse), erarbeitet mit kräfteraubendem Brechstangenhockey, resultierte für die Gastgeber letztlich kein dem grossen Aufwand entsprechendes Chancenplus. Mit der Brechstange ist es eben schwierig, präzis vorzugehen, und so hat es seine Logik, dass die SCB-Stürmer auch aus aussichtsreicher Position die Scheibe nicht ins Tor brachten.
Wer so phantasielos vorwärts marschiert, die gegnerische Verteidigung mit preussischem Infanteriehockey «zusammendrückt», dem fehlen bei den Massierungen vor dem gegnerischen Tor Raum und Zeit zum Abschluss. Dabei gilt: Mehr als 70 Prozent der Tore bei nummerischem Gleichstand fallen nicht nach Belagerungen des gegnerischen Torhüters. Sonder nach schnellen Tempo- Gegenangriffen in die freien Räume.
Der HCD hatte mit dynamischen, blitzschnellen, präzisen, raumgreifenden Gegenstössen in einem grandiosen, ja dramatischen Spiel mehr klare Abschlussmöglichkeiten. Das HCD-Spiel war kräftesparendes Operieren in der Tiefe des Raumes. Schlagen aus der Hinterhand. Das SCB-Spiel war sturer, berechenbarer Massenangriff bis zur Erschöpfung der Kräfte.
Verteidiger Noah Schneeberger (27), der Sohn des «Barbiers von Langenthal», entschied die Partie in der 47. Minute mit dem ersten Playofftor seiner bereits neunjährigen Karriere – er hatte zuvor in den letzten 107 Partien für den HCD gerade mal zwei Treffer erzielt. «Auf einmal war der Puck auf meinem Stock und ich drückte ab» schildert er den Moment, der dem HCD den fünften Playoff-Auswärtssieg in Serie bescherte. Sein Vater Jürg, der heute einen Coiffeur-Salon in Langenthal führt, war ein Stürmer mit magischen Händen und einem Hauch von Genie beim SC Langnau und beim SC Bern und gehörte zum SCB-Meisterteam von 1979.
Aus seinem Bub, einem hochbegabten Schillerfalter, der als Junior (erst Langenthal, dann Langnau) einen Punkt pro Spiel produzierte, ist nach einer Tour de Suisse über Langnau, Biel und Servette in Davos ein moderner, taktisch disziplinierter und smarter Verteidiger geworden. Es passt durchaus ins Bild, dass bei einer Mannschaft, die auf der taktischen Stradivari zu spielen versteht, letztlich ein vorrückender Abwehrspieler den entscheidenden Treffer markiert.
Beim SC Bern fällt ein gewisser Realitätsverlust des Trainers auf. Guy Boucher scheint die Hockeywelt durch eine Tunnelröhre zu betrachten. Er sagte, der SCB habe Davos nur eine einzige Torchance zugestanden – und die habe zum 0:1 geführt. Diese Einschätzung entspricht zwar nicht ganz der Wirklichkeit, ist aber verständlich. Der Coach sieht ja das Spiel von der Bande aus und von dort ist der Überblick schwierig. Wie immer war das Spiel für den ehemaligen NHL-Bandengeneral «terrific» – also grossartig. Was durchaus richtig ist. Intensität und taktische Disziplin waren auf europäischem Niveau.
Trainer wie Spieler bemühen beim SCB immer wieder den Faktor Glück für die fehlende Torausbeute. Das ist Selbstbetrug. Die Berner hatten sehr viel Glück, dass sie überhaupt das Viertelfinale gegen Lausanne überstanden haben. Die falsche Strategie des Trainers hatte den SCB in Schwierigkeiten gebracht. Statt die spielerische Überlegenheit auszuspielen, über den Gegner hinwegzufahren und die Angelegenheit in maximal fünf Partien zu beenden, verordnete Guy Boucher absurdes und destruktives Defensivhockey – genau das, was sein Gegenüber Heinz Ehlers wollte.
Gegen Davos würde die gleiche destruktive Spielweise nicht funktionieren. Aber eine schlaue Defensivtaktik mit schnellen Gegenstössen wäre ein taugliches Mittel. Aber das verlangt von den Spielern Kreativität und eine gewisse taktische Freiheit.
Der SCB hat nun in 10 Playoffpartien mit acht aktuellen Nationalstürmern, drei ausländischen Stürmern und zwei der besten Offensiv-Verteidiger der Liga (Gragnani, Blum) klägliche 15 Tore erzielt. Mit Glück oder Pech hat diese Offensivschwäche nichts zu tun. Aber sehr viel mit der falschen Strategie des Trainers. Guy Bochers «defensivtaktische Paranoia» lähmt eine der besten SCB- Mannschaft der Neuzeit, die alles hätte, um die Meisterschaft zu gewinnen.
Der SCB hatte beim 0:2 gegen Davos noch ein Problem. Um den HCD mit Rumpelhockey zu erschüttern, ist Zweikampfhärte der wichtigsten Spieler unerlässlich. Aber am Samstag hatte der SCB einen ausgesprochenen Weichling in seinen Reihen. Den francokanadischen Verteidiger Marc- André Gragnani. Er hält Zweikampfhärte offenbar nicht mehr aus. Er scheute in der dritten Partie Checks und verlor so viel von seiner Wirkung, die aufgrund seines Talentes enorm und gerade in den Playoffs matchentscheidend sein könnte.
Guy Boucher ist ein Grossmeister der schablonenhaften Defensive und der Disziplin. Aber zwängt seit Playoffbeginn die Spieler von heute in ein taktisches Konzept aus dem letzten Jahrhundert. Eishockey wird indes von den grossen Mannschaften – und der SCB wäre eigentlich eine grosse Mannschaft - nicht nur gearbeitet. Sondern auch gespielt. Nur wenn der SCB am Dienstag in Davos Eishockey zwischendurch auch spielt, gibt es eine Chance, das vorzeitige Saisonende zu verhindern. Guy Boucher spielt auch um seine Reputation als grosser NHL-Bandengeneral.
Es ist zum verrückt werden!
Schüsse wie dieser von Bertschy gegen Lausanne hoch in die linke Ecke sieht man sonst nicht! Das hatte NHL status! So schiesst man tore!! Was ist zB mit Plüss los? Wo bleibt unser Top Scorer? Oder Ritchie? Oder Gardner? Für mich topspieler in der Meisterschaft. Aber seit beginn der Playoffs absolute Chancenkiller! Oder Platzhalter! Oder Scherwey, ein powerspieler mit charakter nach vorne der immer voll gas in die gegnerische Zone zieht und dann mit zu wenig Kreativität vor dem gegnerischen Tor wortwörtlich vorbeifliegt! Hinzu kommen Eigentore, zu viele Strafen im absolut dümmsten Zeitpunkt!
Ich finde nicht das der Trainer oder gar die Schiris das Problem sind, sondern die Spieler selbst. Wie ist es möglich die meisten Partien zu dominieren und dann doch zu verlieren?
Mangelnde Effizienz, Kaltblütigkeit, Herzblut, Überzeugung! Manchmal kommt es mir vor als währen unsere Berner etwas Ängstlich. Auch wenn man in Boxplay spielt darf man pässe spielen und somit Zeit verrinnen lassen und gar ein shorthander provozieren!
Das hab ich seit Beginn der Playoffs noch nie gesehen. Immer gleich nach dem Motto hauptsache mal aus der eigenen Zone raus!
Das einzige was diese Manschaft tun muss ist Ihre gut herausgearbeiteten Chancen kaltblütig zu verwerten! Mann geht aufs Eis um zu gewinnen und das aus Überzeugung!
Mehr gibt es da nicht zu sagen!