Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Arno Del Curto hat, wie nicht anders zu erwarten war, seinen Vertrag beim HC Davos um ein weiteres Jahr verlängert. Damit ist auch klar: die Meistermannschaft bleibt zusammen. Von den wichtigen Spielern geht nur Torhüter Leonardo Genoni (nächste Saison beim SCB).
Selbst diesen Abgang wird der HCD verkraften. Arno Del Curto und sein Goalietrainer Marcel Kull werden einen jungen Torhüter aufbauen. So wie sie das nach dem Verlust von Welttorhüter Jonas Hiller im Frühjahr 2007 gemacht haben: damals holten sie von den ZSC Lions die beiden Talente Reto Berra und Leonardo Genoni, die keine Chance hatten, an Ari Sulander vorbeizukommen. Gut möglich, dass mit Niklas Schlegel (21) auf nächste Saison wieder ein junger Torhüter aus Zürich kommt.
Ruhe kehrt um Arno Del Curto allerdings auch nach der Vertragsverlängerung nicht ein. Denn nach wie vor ist nach der Entlassung von Nationaltrainer Glen Hanlon nicht klar, wer unsere Nationalmannschaft an der WM coachen wird. Alle Nachfolgeregelungen (John Fust, Felix Hollenstein) gelten ausdrücklich nur für die Nationalmannschafts-Termine während der Saison, nicht aber für die WM. Viele Kreise würden den charismatischen Nonkonformist gerne auch an der nationalen Bande sehen. Der HCD während der Saison und die Nationalmannschaft an der WM – das müsste doch für Arno Del Curto zu machen sein. Oder?
Die Idee ist auf den ersten Blick populär, ja faszinierend. Aber sie hat mit ziemlicher Sicherheit keine Chance. Das liegt nicht daran, dass Arno Del Curto jetzt sagt, er wolle nichts von der Nationalmannschaft wissen und habe in Davos genug zu tun. Er kann seine Meinung bis im März ändern.
Dass der «doppelte Arno» wohl Wunschtraum bleibt, liegt einerseits an den Strukturen unseres Hockeys (die Klubs haben die Macht) und andererseits an den vielfältigen Anforderungen an den Nationaltrainer. Der Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey (des Verbandes) heuert und feuert den Nationaltrainer. Die Nationalmannschafts-Kommission ist dabei das entscheidende beratende Gremium. Dort haben ZSC-Manager Peter Zahner, SCB-Sportchef Sven Leuenberger, Nationalmannschafts-Direktor Raeto Raffainer und Verbands-Verwaltungsrat Michael Rindlisbacher Einsitz.
Peter Zahner war bis 2007 Verbandsdirektor. Er kennt die Problematik aus verschiedenen Perspektiven und jahrelanger Erfahrung. Er sagt, das Modell eines nebenamtlichen Nationaltrainers habe in anderen europäischen Ländern nie funktioniert. «Wenn ein Nationaltrainer auch noch Klubtrainer ist, dann kann dieser Klub praktisch keinen Transfer mehr machen, ohne dass es ein Theater gibt.» Bei Arno Del Curto kommt hinzu, dass er faktisch in Davos auch noch das Amt eines Sportchefs ausübt. Und Peter Zahner hat noch nicht vergessen, wie der HC Davos während der Saison 2008/09 Nationalverteidiger Beat Forster bei den ZSC Lions aus einem laufenden Vertrag herausgeholt hat.
Der ZSC-Geschäftsführer nennt noch eine weiteres Argument gegen die Doppel-Lösung «Wir haben heute mindestens zehn Spieler in Übersee, die für die WM in Frage kommen. Diese Spieler haben ein Ego, das gepflegt sein will. Der Nationaltrainer muss während der Saison jedem mindestens einmal die Aufwartung machen. Nur er selber kann Fragen über die Rolle, die einer im WM-Team spielen soll, beantworten.» Das sei nebenamtlich nicht machbar. Zudem sei der Nationaltrainer auch für die Sponsoren wichtig. «Wer Geld in die Nationalmannschaft investiert, gibt sich nicht einfach mit einem Aufnäher auf dem Dress zufrieden. Der Nationaltrainer hat auch repräsentative Aufgaben zu übernehmen. Das kann er im Nebenamt nicht.»
Es gäbe allenfalls eine Möglichkeit, dass eine starke Persönlichkeit als Nationalmannschafts-Manager die Aufgaben des Nationaltrainers während der Saison bis zur WM übernimmt. «Aber diese allseits akzeptierte starke Persönlichkeit haben wird nicht.» Raeto Raffainer komme dafür nicht in Frage. «Vielleicht kann eine solche Aufgabe dereinst ein Spieler vom Format eines Mark Streit übernehmen.»
Die Frage ist nun: was passiert, wenn Raeto Raffainer der Nationalmannschafts-Kommission irgendwann doch Arno Del Curto als Nationaltrainer im Nebenamt vorschlagen sollte? Peter Zahner: «Dann würden wir sorgfältig die Argumente prüfen und die Meinung der Klubs einholen. Gegen unseren Willen wird der Verwaltungsrat keinen Nationaltrainer ernennen.» Peter Zahner sieht bei den Klubs keine Mehrheit für einen Nationaltrainer im Nebenamt.
Damit zeichnet sich ab: Die an und für sich populäre Doppel-Lösung mit Arno Del Curto ist bei den Klubs nicht durchsetzbar. Im Verbands-Verwaltungsrat haben die Vertreter der Nationalliga-Klubs die Mehrheit. Pius-David Kuonen hatte diese Machtverhältnisse nicht bedacht und nicht immer auf der von Peter Zahner und SCB-Manager Marc Lüthi vorgegebenen Linie politisiert. Er ist im August mit Rücktritt seiner Abwahl zuvorgekommen und durch den linientreuen, ehemaligen SCB-Verwaltungsrat Michael Rindlisbacher ersetzt worden.
Die nationale Hockeypolitik wird auf der Achse Bern-Zürich gemacht. Wenn Peter Zahner Bedenken gegen ein Doppelmandat vorbringt, dann wird es den «doppelten Arno» nicht geben – und auch keinen anderen Klubtrainer, der das Nationalteam im Nebenamt führt.
Spannend wie schnell sich diese Ansichten ändern.