Die Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung mit dem HCD sind ja vorerst einmal gescheitert. Das hat Reto von Arx am Sonntag den neugierigen Chronistinnen und Chronisten nach dem Spiel gegen Zagreb noch einmal bestätigt. «Ja, ich habe heute weitere Gespräche geführt. Mit meinem Präsidenten, der mir seine Position noch einmal dargelegt hat. Verhandelt habe ich aber primär mit anderen Klubs.»
Am Spieltag mit dem eigenen Präsidenten Gespräche führen ist durchaus okay. Aber mit anderen Klubs verhandeln wäre nicht eben professionell. Aber im grössten Bündner Bergdrama seit Via Mala (1961 auch verfilmt) ist halt alles ein wenig anders.
Der schlaue HCD-Leitwolf hat mit der Bemerkung, er habe mit anderen Klubs verhandelt, wohl ein bisschen übertrieben. Diese Aufgabe übernimmt nun auch bei ihm ein Spieleragent. So ändern die Zeiten. Bisher brauchten die von-Arx-Buben nämlich keinen Spieleragenten und beim HCD sind Spieleragenten sowieso nicht gern gesehen.
Reto und Jan von Arx wechselten 1995 noch ein Jahr vor Arno Del Curto von Langnau nach Davos und brauchten in den letzten 20 Jahren keine echten Transfergespräche zu führen. Sie handelten die Vertragsverhandlungen mit dem HCD selber aus und brauchten bloss Finanz- und Rechtsberatung. Aber nun benötigen auch sie jemanden, der Ausschau nach einem anderen Klub hält. Die Wahl ist auf Rolf Simmen (54) gefallen.
Der Zuger Kult-Aufstiegsgoalie von 1987 arbeitet seit Jahren erfolgreich als Spieleragent und hat so prominente Kunden wie Martin Gerber und Peter Guggisberg. Er bestätigt: «Ja, es stimmt, ich schaue mich für Reto und Jan von Arx um». Er kennt sich mit den Besonderheiten im Universum HC Davos sowieso bestens aus. Er hat die Verhandlungen für Peter Guggisberg geführt und schliesslich den Transfer von Davos nach Kloten orchestriert.
Rolf Simmen ist ein verschwiegener Mann der Vernunft und des Ausgleichs. Von Pokerspielen und einer Eskalation hält er auch im Falle von Reto und Jan von Arx wenig und versucht die Situation zu beruhigen. «Ich war bei den bisherigen Verhandlungen mit dem HC Davos ja nicht dabei, diese Gespräche haben Reto und Jan selber geführt. Es ist zu keiner Einigung gekommen. Aber ich hoffe nach wie vor auf eine gute Lösung in Davos.» Konkrete Angebote für Reto und Jan von Arx habe er noch keine.
Für einen richtig coolen Transferpoker ist es leider zu spät. In Kloten ist Sportchef André Rötheli abgesetzt worden. Der neue Trainer Sean Simpson ist nun auch Sportchef. Er wird Reto und Jan von Arx keine Offerte unterbreiten. Zumal die beiden ja nicht von seinem Freund Daniel Giger vertreten werden. André Rötheli hätte man hingegen selbst eine solche Transferkalberei wie die Verpflichtung von Reto und Jan von Arx zugetraut.
Keine Frage: Das ganze HCD-Transfertheater um die von-Arx-Buben hat inzwischen alles zum Bergdrama. Es geht um Geld, um Karrieren, um Männerfreundschaften (der beiden Spieler mit ihrem Trainer Arno Del Curto), um verletzte Eitelkeiten. Wie viele Folgen werden wir erleben? So bis Mitte Januar könnte es im besten Falle schon noch dauern. Die Verfilmung von Via Mala bekam übrigens damals in den 1960er Jahren keine guten Kritiken. «Triefender Schmalz eines bodenständigen Alpendramas, das sich in Plattheiten und abgedroschenen Bildern erschöpft.»
Sollte dereinst auch das HCD-Transfertheater verfilmt werden («Arno, Reto, Jan und Gaudenz – vier Männer auf Glatteis»), dann wird es ganz sicher viel bessere Kritiken geben.
P.S. Reto von Arx (38) hat gegen Zagreb gespielt. Er bildete zusammen mit Félicien Du Bois das erste Verteidigerpaar. Sein Bruder Jan von Arx (36) kam hingegen nicht zum Einsatz.