Kloten findet immer einen Weg in die Niederlage. In Lugano kassierte der Vorjahres-Finalist im 8. Spiel unter Trainer Sean Simpson die 7. Niederlage. Diesmal war nicht der Torhüter Schuld und es fehlte auch nicht an der Kondition. Der amerikanische Stürmer Peter Mueller hat den Weg in die Niederlage gewiesen.
Er verlor das Bully vor dem 0:1 und verursachte eine Strafe, die zum 0:2 führte. Es ist daher nur logisch, dass Trainer und Sportchef Sean Simpson bestätigt, dass er vor Transferschluss (15. Februar) einen weiteren ausländischen Stürmer sucht. Im Herbst hatten die Kloten Flyers erklärt, aus wirtschaftlichen Gründen die Saison nur mit drei Ausländern zu bestreiten. Nun kommt also bald Ausländer Nummer 6.
Seit diesem Wochenende auf dem Markt: Rob Schremp (29, Skelleftea, ex Lakers und Zug) und KHL-Star Marcel Hossa (33, Riga).
2:4 in Lugano, die 7. Niederlage im 8. Spiel unter Sean Simpson. Der WM-Silberschmied von 2013 hat bisher nur gegen die Lakers gewonnen. Wenn wir erklären wollen, was den Kloten Flyers widerfährt, müssen wir einen Umweg über die Antike nehmen.
Es war gestern in Lugano wie zuvor gegen Biel, Lausanne, Fribourg, die ZSC Lions (2x) und Servette. Eine unverdiente, unglückliche, unerklärliche, unbegreifliche, unfassbare, unnötige, dumme und bittere Pleite. Einmal mehr haben die Klotener unter dem neuen Trainer taktisch fast perfekt gespielt. Wieder war die taktische Handschrift eines grandiosen Trainers deutlich lesbar.
Es gibt eine Sagengestalt aus der Antike, die Klotens Schicksal personifiziert. Sysiphus. Er war ein schlauer Kerl (ähnlich wie Sean Simpson). Aber die Götter haben ihn zu einer unlösbaren Aufgabe verurteilt. Heute hätten sie ihn wohl zum Trainer in Kloten gemacht. Sein Schicksal: Er musste auf ewig einen Felsblock einen Berg hinauf wälzen, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollte. Daher kommt für vergebliche Anstrengungen die Bezeichnung Sysiphusarbeit.
Sean Simpson ist der Sysiphus des 21. Jahrhunderts. Er versucht den Stein den Berg hinauf in die Playoffs zu wälzen und sieben von acht Mal ist er wieder ins Tal hinunter gerollt. Homer, der Dichterfürst der Antike, erzählt uns die Geschichte des Sysiphus in der Odysee, Gesang 593 bis 600.
Der Text, leicht der Moderne angepasst, führt uns die Not der Kloten Flyers wunderbar vor Augen: «… und weiter sah ich die Klotener in gewaltigen Schmerzen: Wie sie mit beiden Armen und Beinen die Gegenspieler, die ungeheuer talentierten, fortschaffen wollten aus dem eigenen Drittel. Ja, und mit Händen und Füssen stemmend, stiessen sie die gegnerischen Stürmer hinaus aus der Gefahrenzone. Doch wenn sie ihre Widersacher über die blaue Linie werfen und gegen das gegnerische Tor stürmen wollten, so drehten die sich flink um: Von neuem rollte dann der Angriff zurück, wieder gegen das Klotener Tor. Die armen Zürcher stiessen ihre Gegner immer wieder zurück, stürmten vor, sich anspannend, und es rann der Schweiss ihnen von den Gliedern, aber es nützte alles nichts. Sie verloren immer und immer wieder.»
Wenigstens ist Sean Simpson nach dem Spiel doch noch ein Meisterstück gelungen. Er ist stocksauer. Aber er beherrscht sich. Der verbale Vulkan stösst Dampfwolken aus. Aber der Ausbruch findet nicht statt. Anders als vor einer Woche, als er nach dem 2:4 gegen die ZSC Lions die fehlende Kondition seiner Jungs («zu viele Spieler haben nicht die physische Verfassung von Profis») kritisiert hatte. Gestern bleibt er einsilbig. Bei «Ja» und «Nein». Selbst selbst auf die Anmerkung, er habe wenigstens das Konditions-Problem innerhalb einer Woche gelöst, knurrt er nur «Ja».
Vor dem Spiel galt das Interesse dem neuen Torhüter Janick Schwendener (22). Nach dem Spiel ist er kein Thema mehr. Der coole Blocker hatte eine tadellose Leistung abgeliefert. Alle drei Gegentreffer waren unhaltbar. Er ist unschuldig.
Es bleibt bei 9 Punkten Rückstand auf Biel. Der Protest der Bieler gegen die Wertung des 4:6 in Ambri ist chancenlos. Aber das Rennen um die Playoffs ist noch lange nicht gelaufen. Die Zürcher waren auch in Lugano so gut, dass sie diese 9 Punkte aufholen können. Nach wie vor gilt für die Kloten Flyers: Gut genug für die Playoffs.
Aber es könnte alles auch ganz anders kommen. Beispielsweise so:
Ausgangslage jetzt:
8. Biel 39 Spiele 51 Punkte
9. Fribourg 40 Spiele 44 Punkte
10. Kloten 39 Spiele 42 Punkte
Ausgangslage Kloten heute:
39 Spiele, 42 Punkte
ZSC Lions 1:2 = 42 Punkte
12. Derby-Sieg in Serie für die ZSC Lions
Davos 3:2 = 45 Punkte
Peter Guggisberg an allen drei Treffern beteiligt
Ambri 1:3 = 45 Punkte
Daniel Steiner erwischt Janick Schwendener
zweimal
Bern 1:5 = 45 Punkte
Keine Chance gegen den Leader
Zug 3:1 = 48 Punkte
Janick Schwendener lässt Zug entgleisen
Biel 5:1 = 51 Punkte
Martin Gerbers Rückkehr beflügelt die Flyers
Lausanne 2:0 = 54 Punkte
Martin Gerber Weltklasse
Lakers 3:2 = 57 Punkte
Den Sieg erzwungen: Denis Hollenstein trifft nach
59.58 Min.
Lakers 2:1 = 60 Punkte
Nach einer 2:0 Führung noch gezittert
Davos 4:0 = 63 Punkte
Das beste Spiel der Saison öffnet das Tor zu den
Playoffs
Fribourg 3:5 = 63 Punkte
Martin Gerbers fataler Fehlgriff beim 3:4 kostet die
Playoffs
Total: 50 Spiele, 63 Punkte
Biel Ausgangslage heute:
39 Spiele, 51 Punkte
Fribourg 3:6 = 51 Punkte
Greg Mauldins Shorthander zum 3:4 bringt die
Entscheidung
Lausanne 2:3 n.V. = 52 Punkte
Simon Rytz rettet wenigstens einen Punkt
Lugano 1:4 = 52 Punkte
Damien Brunners erster Hattrick seit der Rückkehr
in die Schweiz
Davos 2:5 = 52 Punkte
Vom Tempo überfordert – 0:3 im Schlussdrittel
Lakers 4:2 = 55 Punkte
Pflichtsieg erst durch Treffer von Philipp Wetzel ins
leere Tor gesichert
Kloten 1:5 = 55 Punkte
Lukas Meilis schwarzer Abend
Servette 3:0 = 58 Punkte
Lukas Meili rehabilitiert sich
Zug 3:2 = 61 Punkte
Hattrick durch Raphael Herburger
Lausanne 0:1 = 61 Punkte
Endstation Cristobal Huet
Lausanne 3.1 = 64 Punkte
Auch ein grossartiger Cristobal Huet konnte
Lausanne diesmal nicht retten
Bern 3:4 n.P. = 65 Punkte
Welch ein Drama: Per Arlbrandt gleicht in der
letzten Sekunde aus, Entscheidung durch Pascal
Berger im 26. Penalty und Playoffs verpasst.
Total: 50 Spiele, 64 Punkte
Fribourg Ausgangslage heute:
40 Spiele, 44
Punkte
Biel 6:3 = 47 Punkte
Greg Mauldins Shorthander zum 4:3 bringt die
Entscheidung
Servette 3:2 = 50 Punkte
Benjamin Conz rettet den Sieg
Lausanne 0:3 = 50 Punkte
Endstation Cristobal Huet
Ambri 7:2 = 53 Punkte
Fünf Skorerpunkte für Julien Sprunger
Bern 1:4 = 53 Punkte
Der SCB ganz einfach eine Nummer zu gross
Zug 5:4 = 56 Punkte
Timo Helbling trifft 19 Sekunden vor Schluss zum
5:4
Lugano 2:3 n.P. = 57 Punkte
Die beste Saisonleistung von Benjamin Conz
Servette 4:2 = 60 Punkte
Benjamin Conz besser als Robert Mayer
Servette 2:1 = 63 Punkte
Der Spengler-Cup-Sieger ist müde
Kloten 5:3 = 66 Punkte
Martin Gerbers fataler Fehlgriff bringt die Playoffs
Total: 50 Spiele, 66 Punkte
Schlussklassement:
8. Fribourg 50 Spiele, 66 Punkte
9. Biel 50 Spiele, 65 Punkte
10. Kloten 50 Spiele, 63 Punkte
Tja, wer hätte das gedacht. Kloten schafft die Playoffs doch nicht mehr. Alle Anstrengungen waren vergebliche Mühe und halt Sysiphusarbeit. Aber Biel ist auch gescheitert. Am Ende erreicht Fribourg den 8. Platz.
Für Kloten beginnt jetzt das grosse Zittern in der Platzierungsrunde. Der Vorsprung auf Ambri (Platz 11 und die Playouts) beträgt lediglich vier Punkte. Bereits werden die Kloten Flyers durch ein Gerücht verunsichert: Wenn es zum Playout gegen Kloten komme, wolle Lakers-Trainer Anders Eldebrink seinen Freund Felix Hollenstein als zusätzlichen Assistenten verpflichten. Holt Sean Simpson nun Ralph Krueger als Berater?