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NHL-General Bob Hartley schaffte 2012 das Wunder. Vom 7. Platz aus erreichte er mit den ZSC Lions das Finale. Dort schien nach vier Partien alles klar. Der SC Bern gewann die vierte Partie im Hallenstadion 2:0 und führte in der Serie 3:1. Drei «Matchpucks» für den SCB, zwei davon im heimischen Hockey-Tempel – das musste nach menschlichem Ermessen für den Titel reichen. Ein für seine Sachlichkeit bekannter Chronist fabulierte vor laufender TV-Kamera schon übermütig, der SCB könne den Champagner kaltstellen.
Es ist alles anders gekommen. Die ZSC Lions gewinnen in Bern 2:1 n.V., im Hallenstadion 6:3 und im 7. Finalspiel triumphieren sie in Bern durch einen Treffer von Steve McCarthy zweieinhalb Sekunden vor Schluss mit 2:1 und werden Meister. Ein Tor, übrigens, das man im Rahmen der Spielregeln so gut wie das 2:2 der ZSC Lions am letzten Samstag geben oder annullieren konnte.
Eine Wende wie im Frühjahr 2012 ist jetzt auch möglich. Oder besser: Eine solche Wende wäre gar kein Wunder. Sie ist vielmehr für Marc Crawford Pflicht. Der SCB war damals zumindest auf dem Papier besser und die ZSC Lions hatten weniger Talent als heute. Ein Blick zurück und die Frage, warum die Wende möglich war, lohnt sich durchaus.
Bob Hartley verteilte die Belastung besser als Marc Crawford. Er forcierte die besten Spieler nicht so stark. Und ein entscheidender Faktor war die höhere Spielintensität. Die aktuellen ZSC Lions haben die besseren «Häuptlinge», aber die meisterlichen Löwen von 2012 hatten die besseren «Indianer» und sie konnten «böser» und unangenehmer sein. Deshalb entwickelten die ZSC Lions 2012 eine höhere Spielintensität. Sie vermochten ihren Gegner, anders als bisher in diesem Viertelfinale, zu zermürben.
Ein paar wichtige Spieler aus dem Meisterteam von 2012 sind nicht mehr dabei: Leitwolf Andres Ambühl, der raue Mark Bastl, der Kämpfer Ronalds Kenins, der zähe Defensivsoldat Cyrill Bühler. Ist das entscheidend? Nein. Im aktuellen Team stehen genug «Indianer», die eine ebenso hohe Intensität ins Spiel bringen können. Aber sie brauchen genug Eiszeit und den Biss von 2012.
Die Berner sind ja im physischen Bereich nicht übermächtig. Sie sind im Schnitt sogar 2,12 Zentimeter kleiner und 2,33 Kilo leichter. Statt von den «Big bad Bears» können wir von den «Big bad Lions» reden. Zumindest auf dem Papier.
Spielerisch sind die Zürcher heute sogar klar besser als 2012. Auston Matthews und Robert Nilsson haben mehr pures Talent als die beiden ersten SCB-Sturmlinien zusammen. Alles in allem muss das Motto heissen: «Remember 2012!» Gelassenheit und Besinnung auf die eigenen Qualitäten genügen. Hinter dem Trainer steht ein kluges Management und Marc Crawford hat ja auch 2014 und 2015 heikle Situationen überstanden gegen Lausanne, Servette (2014) und Biel (2015) das 7. Spiel gewonnen.
Sollte es im gleichen Stil weitergehen, sollten die ZSC Lions diese Serie verlieren, dann werden wir bei einer sachlichen, objektiven und unpolemischen Analyse nicht um die Feststellung herumkommen, dass der SCB besser gecoacht war. NHL-General Marc Crawford ausgecoacht vom kleinen Lars Leuenberger? Eigentlich undenkbar. Aber ein wenig sollten wir uns schon mit diesem ungeheuerlichen Gedanken vertraut machen.