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Es gibt diese Augenblicke, Minuten oder gar Stunden im Sport, da steht die Zeit still. Die Welt hält den Atem an. Wir haben in diesem Finale Augenblicke, Minuten und schliesslich Stunden ohne Zeit erlebt.
Bei fast allen Spielen ist es möglich, spätestens nach der Hälfte zu ahnen, zu spüren, vorauszusehen wie es ausgehen wird. Der Chronist kann schon mal mit Schreiben, Dichten, Fabulieren anfangen.
Bei diesem Finale war es nicht möglich. Bis zur letzten Sekunde nicht. Es war zu spüren: das 1:0 von Nino Niederreiter wird nicht reichen. Das 2:1 durch Timo Meier auch nicht. Aber genau so war zu spüren: die Schweden sind nicht dazu in der Lage, die Partie zu entscheiden. Nicht gegen Leonardo Genoni in dieser Form.
Das Verrückte ist: die Schweizer lagen im Halbfinale gegen Kanada nie im Rückstand und sie lagen in diesem Finale gegen Schweden nie im Rückstand. Sie verloren erst im Penalty-Schiessen. Deshalb dürfen wir sagen: Sie haben das Finale nicht verloren. Bloss nicht gewonnen.
Wäre ein Sieg möglich gewesen? Hätten wir Meister der Welt werden können? Zum ersten Mal in einer wichtigen Mannschaftssportart? Ja, es wäre möglich gewesen.
Warum sind wir es nicht geworden? Hat jemand versagt? Nein. Es war ein Spiel, das nicht durch Fehler entschieden worden ist. Es ist kein Fehler, wenn der Torhüter einen Penalty nicht halten kann.
Der Sieg wäre möglich gewesen, weil in einem so knappen, ausgeglichenen, dramatischen Spiel ein Sieg immer möglich ist. Aber es gibt nicht die Szene, den Fehler, die Aktion, die uns sagt: da haben wird verspielt. Es hätte einfach Glück gebraucht, ein bisschen mehr Glück um den 2:1 Vorsprung über die Zeit zu bringen. Oder das 1:0 nach dem ersten Penalty, den Sven Andrighetto verwandelt hat, ins Ziel zu bringen.
Die Schweizer haben diese WM mit einer Verlängerung gegen Aufsteiger Österreich begonnen und mit einer Verlängerung im Finale gegen Schweden beendet. Eine längere Reise, eine grössere Steigerung, noch mehr Dramatik sind nicht möglich.
Diese Reise zum ewigen Ruhm ist mit der Niederlage im Penalty-Schiessen nicht zu Ende gegangen. Sie ist nur unterbrochen worden. Sie wird weitergehen. Ein neues Zeitalter hat begonnen. Jede Mannschaft, die in der Geschichte einen WM-Final erreicht hat, ist früher oder später auch Weltmeister geworden. Wir haben nicht eine «Jahrhundert-Gelegenheit» verpasst. Wir haben bloss eine Chance nicht genützt, um Weltmeister zu werden. Die nächste wird kommen.
2013 waren wir im Finale noch nicht bereit für den Titel. Da waren wir noch zu aufgeregt. Überfordert. Aber nun sind die Schweizer bereit für den höchsten Preis. Sie haben in diesem Finale die beste Partie gezeigt, die je eine Nationalmannschaft gespielt hat. Es hat schon viele grosse, dramatische Spiele gegeben. Aber noch nie eines mit dieser Intensität, dieser Spannung und diesem Niveau um den ultimativen Preis, den WM-Titel.
In dieser Partie stimmte alles. Die Taktik, die Balance zwischen Offensive und Defensive, die Torhüterleistung. Besser geht es nicht. Besser wird es nie gehen.
Wer waren die Helden? Leonardo Genoni natürlich. Er hat die WM als «Lottergoalie» gegen Aufsteiger Österreich begonnen und hat sie mit der vielleicht besten Leistung beendet, die je ein Schweizer Goalie an einer WM gezeigt hat. Nur zwei Gegentore im Viertelfinale gegen Finnland, nur zwei Gegentore im Halbfinale gegen Kanada (mit NHL-Topskorer Connor McDavid) und nur zwei Gegentore gegen Schweden im Finale.
Eishockey ist der ultimative Mannschaftsport. Belassen wir es mit dem Lob für den Torhüter und verteilen wir den Rest des Ruhmes auf die Mannschaft.
Am Anfang steht der Gedanke. Dann kommen die Worte und schliesslich die Tat. Patrick Fischer hatte den verrückten Gedanken, dass wir Weltmeister werden können. Er hat es später auch gesagt, dass wir Weltmeister werden können. Nun sind seine Worte zu Taten geworden: wir hätten Weltmeister werden können.
Beim nächsten Anlauf wird es klappen. In einem, in zwei, in drei, spätestens aber in fünf Jahren.