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ZSC-Verteidiger Christian Marti auf dem Weg zum «Bösen»

ZUM START DER EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE A-SAISON 2016/17 AM MITTWOCH, 7. SEPTEMBER 2016, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZU DEN WICHTIGSTEN TRANSFERS ZUR VERFUEGUNG - Switzerland's Chris ...
Christian Marti: Nationalspieler ist er schon. Bild: KEYSTONE
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ZSC-Verteidiger Christian Marti und sein erster Schritt auf dem Weg, ein «Böser» zu werden

In zwei Sportarten ist es hilfreich, «böse» zu sein. Im Eishockey und im Schwingen. ZSC-Verteidiger Christian Marti (23) ist drauf und dran, ein «Böser» zu werden.
13.09.2016, 15:12
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«Böse» bedeutet im Schwingen «gut». Schwingerkönig Matthias Glarner ist «böse.» Im Eishockey steht die Bezeichnung für einen Verteidiger, der hart einsteigt.

Wer «böse» ist, wird respektiert, sorgt dafür, dass seine Mitspieler nicht herumgeschubst werden und wenn er auf dem Eis steht, heben seine Gegenspieler den Kopf wie ein Hund im Roggenfeld und achten sorgfältig darauf, nicht in einen Check zu laufen.

ALS VORSCHAU AUF DIE AM MITTWOCH, 7. SEPTEMBER 2016, BEGINNENDE EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE A SAISON, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Geneve-Servette's Goran Bezina, left, ...
Goran Bezina (l.): Ein Musterbeispiel für einen «bösen» Verteidiger.Bild: KEYSTONE

Nicht viele Schweizer Verteidiger geniessen bzw. genossen den Ruf, «böse» zu sein und werden bzw. wurden wegen ihrer Härte ligaweit gefürchtet. «Böse» waren etwa Ivan Griga (Gottéron, in den Zeiten der russischen Flugjahre), Edgar Salis (heute ZSC-Sportchef), Martin Steinegger (heute Biels Sportchef) oder Goran Bezina (Servette, neu bei Zagreb in der KHL).

Gross und schwer reicht nicht

Als «böse» gelten heute eigentlich nur noch Beat Forster (Davos) und Timo Helbling (Zug) und einige der jungen HCD-Verteidiger könnten «böse» werden. Es genügt eben nicht, gross und schwer zu sein (wie Servettes Eliot Antonietti). Der Ruf muss sich erst durch den Willen zur kompromisslosen Härte erarbeitet werden. Ein Provokateur oder ein Hitzkopf zu sein, genügt nicht.

Zurich's Christian Marti, left, fight for the puck with Ingolstadt's Martin Buchwieser, right, during the Champions Hockey League Group D hockey match between Switzerland's ZSC Lions an ...
Christian Marti lernt sich beim ZSC auch international durchzusetzen.Bild: KEYSTONE

Nun ist mit Christian Marti ausgerechnet ein Verteidiger drauf und dran, ein «böser» zu werden, der bis 2012 in Klotens Laufkultur ausgebildet worden ist. Den letzten Schliff hat er allerdings in den vergangenen vier Jahren in der Rumpelkultur von Servette und in Nordamerika erhalten. Im letzten Frühjahr hat er in Moskau seine erste WM bestritten und verteidigt jetzt für die ZSC Lions.

Drei Spielsperren drohen

Christian Marti ist gross (192 cm), kräftig (95 kg), mutig, intelligent, und für seine mächtige Postur erstaunlich beweglich. Er ist kein Provokateur, aber in den Zweikämpfen macht er keine Gefangenen. Beste Voraussetzungen, um «böse» zu werden. In Langnau hat er soeben mit einem fürchterlichen Check den kräftigen Nationalstürmer Yannick-Lennart Albrecht zusammengefaltet (22/188 cm/88 kg). Dafür ist er von den guten Schiedsrichtern in der 30. Minute mit einem Restausschluss in die Kabine geschickt worden. Es drohen eine bis drei Spielsperren.

Tigers Goalie Ivars Punnenvos, und der Langnauer Yannick-Lennart Albrecht retten auf der Linie, waehrend dem Meisterschaftsspiel in der NLA, zwischen den SCL Tigers und dem HC Davos, am Freitag 20. No ...
Yannick-Lennart Albrecht (oben): Musste gegen die ZSC Lions ziemlich unten durch.Bild: KEYSTONE

Nach dem Spiel war Christian Marti sichtlich froh und erleichtert, dass er sein «Opfer» nicht verletzt hatte. «Wir haben Albrecht bis zum Ende des zweiten Drittels auf der Bank behalten und ihn erst wieder eingesetzt, als wir sicher waren, dass er keine Gehirnerschütterung erlitten hat», sagte Langnaus Trainer Scott Beattie. Im letzten Drittel stürmte Yannick-Lennart Albrecht wieder.

Der ZSC braucht für den Meistertitel böse Verteidiger

Christian Marti ist, wie die meisten «Bösen» im Eishockey, neben dem Eis friedfertig, freundlich und wirkt so, als könnte er nicht einmal eine Fliege verscheuchen. «Ich wollte Albrecht checken, klar. Aber ich bin dabei nicht hochgesprungen und wenn, dann unbewusst.» Die Sache ist ihm nicht recht, fast wirkte er so, als habe er ein wenig ein schlechtes Gewissen. Erst später wird er erkennen, dass er in Langnau soeben den ersten Schritt auf dem Weg zur Reputation gemacht hat, «böse» zu sein.

Wenn die ZSC Lions wieder Meister werden wollen, brauchen sie auch einen oder zwei «böse» Verteidiger.

Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86

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2023: Genf-Servette HC, Finalserie: 4:3 gegen den EHC Biel.
quelle: keystone / salvatore di nolfi
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John McClane
13.09.2016 16:15registriert April 2015
Sorry Klaus Zaugg, aber diese Aktion hätte von den "guten Schiedsrichtern" niemals mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe geahndet werden dürfen. Der Check war vollkommen korrekt und sauber ausgeführt. Hart - ja, aber absolut im Rahmen der Regeln. Nur weil es den Gegenspieler unvorbereitet erwischt ist es noch lange keine Regelwidrigkeit.
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Züzi31
13.09.2016 15:30registriert August 2015
Klar bin ich froh hat sich Albrecht nicht verletzt, aber der Check war 100% korrekt. Schon die Strafe und dazu der Restausschluss waren lächerlich. Spielsperren? Come on now....
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Darkside
13.09.2016 15:33registriert April 2014
Ein völlig korrekter Check war das. In NA hätte das keinen gekümmert. Unsere untauglichen Refs treiben den Spielern die internationale Härte ja mit voller Absicht aus.
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