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Auf den ersten Blick ist es wieder einmal die unpopuläre und bedeutungslose Nationalmannschaftspause im Februar. Aber im Rückblick könnte sie historische Bedeutung erlangen. Als Anfang einer neuen Ära sein.
Für Nationaltrainer Patrick Fischer (40) und seine beiden Mitstreiter Felix Hollenstein (50) und Reto von Arx (39) beginnt die vorerst bis zur WM geregelte Amtszeit erst mit den beiden Länderspielen am Freitag und am Samstag in der Slowakei richtig. Fischer ist zwar Nationaltrainer, Hollenstein und von Arx sind theoretisch «nur» seine Assistenten. Aber alle drei waren Leitwölfe in Meisterteams und haben eine so ruhmreiche Vergangenheit und so viel Charisma, dass es sich in der Praxis eher um ein gleichberechtigtes Trio handelt – um eine Schicksalsgemeinschaft.
Die klassische Rollenverteilung mit Chef oben und Assistenten unten ist nicht möglich. «Ich trage zwar als Cheftrainer die Verantwortung» sagt Patrick Fischer. «Aber wir sind ein Team. Wir waren alle drei als Spieler Teamleader und wir wissen alle drei auch, dass es nur im Team funktionieren kann.»
Das Trio hat die Arbeit nun so aufgeteilt, dass Patrick Fischer die Taktik bei 5-gegen-5 bestimmt und sich seine beiden Assistenten um das Powerplay und das Boxplay kümmern. Das Aufgebot machen die drei gemeinsam. «Teilweise beobachten wir Spieler zusammen, teilweise sind wir alleine unterwegs. Wir beurteilen die Spieler nach einem vorgegebenen Schema.»
Ralph Krueger hat unsere Nationalmannschaft zwischen Herbst 1997 und bis zum Olympiaturnier 2010 an die Weltklasse herangeführt. Sean Simpson vollendete sein Werk mit der Silber-WM von 2013 in Stockholm. Nach Simpsons Abgang 2014 taumelte unsere Nationalmannschaft unter Operetten-Nationaltrainer Glen Hanlon führungslos durch das WM-Turnier 2015 und mit viel, viel, viel Glück am Abstieg vorbei ins Viertelfinale.
Nun soll mit einer neuen Führung eine neue Ära beginnen. Die «Feuertaufe» im Dezember beim Turnier in Arosa mit den Siegen gegen Norwegen (2:1) und die Slowakei (3:2 n.V.) war für Fischer erfolgreich. Aber da war seine Handschrift noch nicht sichtbar. «Wir hatten sehr wenig Zeit für die Vorbereitung», sagt der Nationaltrainer. «Unsere Arbeit beginnt eigentlich erst jetzt.» Vertraglich fixiert ist die Zusammenarbeit bis Ende WM 2016. Aber Patrick Fischer ist zuversichtlich, dass das Abenteuer länger dauern wird: «Warum nicht bis zur Heim-WM 2020?»
Der Zuger kennt das taktische Hockeyschach unter Ralph Krueger und den Sturm der neuen, talentierteren Spielergeneration zu WM-Silber in Stockholm mit Sean Simpson. Er war unter Krueger Nationalspieler und 2013 einer von Simpsons Assistenten. Dieser «Silbergeist von Stockholm» ist sein Leuchtfeuer. «Wir haben in Stockholm erlebt, was möglich ist, wenn wir an unsere Möglichkeiten glauben», sagt Fischer. «Ich will selbstsichere, mutige Spieler, die ein offensives, aktives Hockey spielen, das den läuferischen Fähigkeiten entspricht. Wir wollen unseren Gegner in allen drei Zonen keine Zeit und keinen Raum lassen.»
Das tönt wie das «totale Hockey» von Arno Del Curto. «Ja, so stelle ich mir im Idealfall das Spiel der Nationalmannschaft vor», bestätigt Patrick Fischer. «Wenn wir das Spiel von Davos sehen, dann ist es fast unmöglich zu sagen, welche Taktik gespielt wird. Das soll auch bei uns so sein.» Das Eishockey von Arno Del Curto unter einem Chef mit dem Sendungsbewusstsein und der Führungsphilosophie von Ralph Krueger und die Hoffnung auf einen Exploit wie mit Sean Simpson – so lässt sich salopp die neue Zeit, die an diesem Wochenende in der Slowakei beginnt, in einem Satz erklären.
In der Vergangenheit war es oft so, dass einzelne Klubs nicht wollten, dass ihre Spieler so kurz vor den Playoffs für die Februar-Länderspiele aufgeboten werden. Das ist nun nicht mehr so. «Wir hatten freie Hand», sagt der Nationaltrainer. «Aber es ist klar, dass wir nicht die Spieler aufbieten, die wir bereits kennen und für eine WM Fixstarter sind. Wir haben viele Spieler aufgeboten, die für uns das Potenzial für eine spätere WM-Teilnahme haben. Bei diesem Turnier in der Slowakei sehen wir nicht nur die Qualitäten auf dem Eis. Wir erfahren auch, wie sich sie ins Team integrieren.» Eine Mannschaft aus WM-Spielern von morgen, verstärkt mit bewährten WM-Helden von gestern und heute (wie Reto Schäppi, Simon Bodenmann, Matthias Bieber und Timo Helbling).
Auch wenn diese beiden Länderspiele in der Slowakei an und für sich keine Bedeutung haben – Patrick Fischer versteht es, wie einst Ralph Krueger, einer eigentlich sinnlosen Nationalmannschaftspause einen Sinn zu geben. Das ist schon mal ein Fortschritt gegenüber der letzten Saison unter Glen Hanlon.
Es ist aber noch eine Wundertüte. Zwischen Titel und Abstieg ist alles möglich.
Ich finde die Bewertungen der Vorgänger unfair. Hanlon war nicht sooo schlecht.
Man könnte es auch so schreiben:
"Unter Simpson brachte die Nati wenig zu stande und scheiterte drei Mal an der Viertelfinal-Quali. Einmal hingegen gelang alles. Ob das wirklich am Trainer lag?? Unter Hanlon hingegen: Ein Anlauf, eine einigermassen souveräne Viertelfinal-Quali"
Klar war Hanlon kein grosser Trainer. Er hat aber etwa das geschafft, was man erwarten durfte.