Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Seine Augen blitzen und er sagt: «Das ist hier wie in der Valascia!» Paolo Duca muss es wissen. Er war Ambris Captain mit Kultstatus und heute arbeitet er in Ambri als Sportdirektor. Zusammen mit seinem Trainer Luca Cereda ist er nach Langenthal gekommen. Die beiden sind begeistert und bereuen die Reise nicht. Sie erleben ein veritables Hockey-Drama. Einen grossen Hockey-Abend.
Zwei Teams spielen vorwärts. Mit hoher Intensität. Mit viel Wucht in den Zweikämpfen. Mit hoher Disziplin. Ohne Provokationen. Kein taktisches «Bullshit-Hockey».
Langenthal gewinnt auch das zweite Finalspiel der Swiss League gegen La Chaux-de-Fonds. Nach dem 3:2 n.V. nun scheinbar klar und wahr 3:0.
Es ist eines dieser Spiele, die wir hinterher, wenn wir wissen, wie alles herausgekommen ist, falsch beurteilen. Wir rapportieren angesichts des eindeutigen Resultates von einem verdienten Sieg, untermauern diese These mit der leichten statistischen Überlegenheit (34:31 Torschüsse), einem Plus an Torchancen, kritisieren die ungenügende Chancenauswertung des Verlierers und tun so, als sei nur dieser eine Ausgang möglich gewesen.
Aber es hätte auch ganz anders kommen können. Natürlich ist der Sieg verdient. Es gibt keine unverdienten Sieger. Der Zweck des Spiels ist der Sieg und sonst nichts. Es geht nicht um mehr Puckbesitz, mehr Pfostenschüsse, mehr Checks. Inzwischen ist ja sogar im Schwingen der «Schönschwinger-Preis» abgeschafft worden.
La Chaux-de-Fonds hat nicht gegen den SC Langenthal verloren. Die Neuenburger haben gegen Philip Wüthrich verloren. Einzelsport in der «Flachland-Valascia».
Ja, gewiss: Langenthal zelebriert grosses, mitreissendes Hockey. Per Hanberg, so etwas wie eine erwachsen gewordene schwedische Antwort auf Kevin Schläpfer, hat in geduldiger Arbeit ein Hockey-Meisterwerk erschaffen. Der echte Kevin Schläpfer, ab dem 1. Mai Langenthals neuer Sportchef, ist übrigens auch im Stadion und der Meinung, man sollte mit dem Schweden verlängern.
Jetzt, in der Schlussphase seiner zweiten Saison spielen Per Hanbergs Langenthaler so wie er will. Seine Mannschaft ist der kleine taktische Bruder des EHC Biel. Es ist dieses dynamische, gut strukturierte, immer konstruktive und auf den angriffsauslösenden Pass ausgerichtete Designerhockey. Jeder kann sich in diesem System entfalten. Grosser Per Hanberg!
Aber mit dem Qualifikationssieger aus dem Jura hat Langenthal einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Schneller und besser strukturiert als Olten im Halbfinale. Und physisch robust, mutig und leidenschaftlich. Mit ein paar Namen, die nostalgische Gefühle wecken: Alain Mieville (33), der «Stehgeiger» in der Mitte, der den Stock noch immer mit Zauberhänden führt. Philipp Wetzel (33), der freundliche, aber auf dem Eis unsanfte Riese, der jahrelang Vorkämpfer und Schussblocker in Biel war.
Adam Hasani (29), das rasende Irrlicht auf den Aussenbahnen. Gaëtan Augsburger (30), der unermüdliche Fräser und Wühler – alles Veteranen mit 200 bis 500 Einsätzen in der höchsten Liga bei Gottéron, Biel, Lausanne, Servette oder Ambri. Alternde Leitwölfe, gewiss. Aber noch immer voller Leidenschaft und geschickt gecoacht von Serge Pelletier. Der eingebürgerte Kanadier hat 15 Jahre Erfahrung als Cheftrainer u.a. bei Gottéron und Ambri.
Doch die 22 Tapferen, die aus dem Jura herab ins Flachland angereist sind, scheitern am Ende, wie bereits erwähnt, an einem einzigen jungen Mann. Philip Wüthrich (21) hält einfach alles. Beim 3:2 nach Verlängerung in der ersten Partie in La Chaux-de-Fonds oben hatte er 40 Pucks abgewehrt. Jetzt sind es 31 – er hat in diesem Finale bereits 71 Abschlussversuche vereitelt. Für alle Sportchefs mit Hintergedanken: Philip Wüthrich hat seinen Vertrag in Langenthal ohne Wenn und Aber für die nächste Saison verlängert. Eine Ausnahme gäbe es wahrscheinlich nur, wenn der SCB nächst Saison rufen sollte.
Der letztjährige Goalie der SCB-Elitejunioren bleibt so cool, ist so stilsicher, bewegt sich so elegant, schlüpft so sehr ins Spiel hinein, liest die Bewegungen und Absichten der angreifenden gegnerischen Spieler instinktiv so gut, dass viele seiner Paraden unspektakulär und selbstverständlich wirken.
Einmal dribbelt sich Tim Coffman blitzschnell auf der Fläche eines Badetuches durch und kann den Puck nur noch über die Linie schieben. Aber wie aus dem Nichts ist der Beinschoner des Goalies da. Der Amerikaner im Ehrenkleid des Topskorers ist bereits zu nahegekommen, um den Puck noch über den Schoner zu heben.
Mit einem durchschnittlichen, ja wahrscheinlich sogar mit einem guten Goalie hätte Langenthal diese Partie spektakulär verloren.
Aber Robin Leblanc hat den Puck bereits in der 16. Minute zum alles entscheidenden Treffer versenkt. Die Tore zum 2:0 und zum 3:0 sind nur noch Zugaben in den von Tim Wolf verlassenen Kasten. 3:0 ist als Resultat viel zu krass. 1:0 käme der Wahrheit viel näher.
Als Mannschaft gegen eine Einzelperson zu verlieren ist bitter und gibt einen Stich ins Selbstvertrauen. Und doch: La Chaux-de-Fonds ist gut genug, um in diese Serie «zurückzukehren».
Einfach wird es nicht. Denn die Langenthaler können Titelgewinn. Sie haben noch nie einen Final verloren und waren bereits 2012 und 2017 Meister. Nun fehlen zwei Siege zum dritten Titel – und zum «Operetten-Spengler Cup».
Die Liga hat den Langenthalern bereits mitgeteilt, dass sie die Bewilligung nicht bekommen werden, in der «Flachland-Valascia» in der höchsten Liga zu spielen.
Langenthal dürfte nur aufsteigen, wenn die Heimspiele in einer anderen Arena ausgetragen würden. Aber wo? Heimspiele in Olten? In Biel? In Langnau? In Bern? Der Aufstieg ist für den SC Langenthal damit definitiv vom Tisch.
Aber die Liga-Qualifikation darf im Schoren-Tempel gespielt werden. Es wird also, wie beim Spengler Cup, um nichts gehen als um die Ehre und alle Partien werden, wie beim Spengler Cup, live im Fernsehen übertragen. Nicht im staatstragenden Fernsehen. Aber immerhin auf «MySports». Die sind im Hockey sowieso besser als die Leutschenbacher.
Als Lohn für die ausgestandene Abstiegsangst winkt dem mutmasslichen Playout-Verlierer - den Miserablen aus Rapperswil-Jona - in der Liga-Qualifikation ein unbeschwerter Tanz im Niemandsland zwischen der National League und der Swiss League.
Kommt es tatsächlich zu einer Liga-Qualifikation zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem SC Langenthal, dann werden die Langenthaler die Serie mit ziemlicher Sicherheit gewinnen.
Und als «Aufsteiger der Herzen» in die Geschichte eingehen.