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Arno Del Curto und Kevin Schläpfer geniessen Kultstatus. Ihre Popularität täuscht darüber hinweg, dass Schweizer Trainer in unserem Hockey geringgeschätzt und nicht ernst genommen werden. Ja, selbst «Hockeygott» Kevin Schläpfer ist immer wieder dem leisen Spott respektloser Chronisten ausgesetzt.
Während Larry Huras immer und immer wieder ins Gespräch kommt, bleiben selbst höchstdekorierte Schweizer Trainer arbeitslos. Als diese Saison begann, hatte Lars Leuenberger keine Arbeit. Weder Langnau (dort bekam Scott Beattie den Job!) noch die ZSC Lions oder Kloten wollten ihn. Dabei hat er im letzten Frühjahr mit dem SC Bern die Meisterschaft gewonnen und ein Hockeymärchen geschrieben.
Und nun war er weder bei Fribourg-Gottéron noch bei den SCL Tigers als Nothelfer ein Thema. Als Patrick Fischer im letzten Herbst in Lugano gefeuert wurde, fand er nur noch im Bundesamt für Eishockey als Nationaltrainer Unterschlupf. Weil dort «Swissness» als Weltanschauung gepflegt wird. Und Lars Leuenberger durfte letzte Saison beim SCB den gefeuerten Guy Boucher nur beerben, weil SCB-General Marc Lüthi die Saison sowieso schon abgeschrieben und mit Kari Jalonen bereits den Trainer für die neue Spielzeit verpflichtet hatte.
Unsere Hockey-Präsidenten und -Sportchefs mustern jeden Schweizer Trainer, als sei er ein seltenes Insekt. Bis sie einen Grund finden, doch einen Ausländer zu nehmen. Ausländische Trainer klopfen den Misserfolg von ihren Massanzügen mühelos ab wie Staub. Schweizer Trainern bleibt Scheitern wie Schwefelgeruch auf alle Zeiten haften. Ausländische Trainer erstrahlen medial im Erfolg als Supermänner. Bei anderen Schweizer Trainern als Arno Del Curto und Kevin Schläpfer heisst es nach einem Erfolg bald einmal: Na und?
Selbst beim Verband traut man einheimischem Schaffen inzwischen nicht mehr über den Weg. Weil Patrick Fischer nicht mehr zugetraut wird, die Nationalmannschaft führen zu können, ist er unter schwedische Vormundschaft gestellt worden. Der Schwede Tommy Albelin überwacht jetzt als Assistent Fischers Arbeit.
Diese Geringschätzung des einheimischen Trainerhandwerkes ist wirtschaftlich dumm. Anders als ihre ausländischen Kollegen bezahlen Schweizer Trainer in der Regel ihre Steuern selber. Sie kosten nur halb so viel wie Ausländer. Sie sind während des ganzen Jahres vor Ort, kümmern sich auch in der Zwischensaison um das Wohlergehen des Klubs und verschwinden im Sommer nicht einfach für mehrere Monate in die Ferien. Sie kennen keine Sprachkurse, ihre Kinder keine teuren ausländischen Privatschulen und keine Flugtickets für die An- und Heimreise.
Warum gibt es trotzdem keinen Markt für Schweizer Trainer? Der gängige Spruch, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt, liefert uns keine Erklärung.
Der Grund für die Schwierigkeiten der eidgenössischen Trainer ist ein ganz simpler. Das Trainerhandwerk ist keine exakte Wissenschaft. Im Eishockey braucht ein Trainer nicht einmal ein Diplom. Die Tätigkeit zwischen Kabine und Bande besteht zu einem schönen Teil aus ein bisschen «Voodoo». Also aus der Kunst, den Trainerberuf zu mystifizieren. Daraus eine Kunst zu machen, die nicht erklärbar ist – und das geht am besten, wenn man dem Präsidenten oder dem Sportchef mit stark fremdländischem Akzent erklärt, wie schwierig alles ist.
Diese unerlässliche Mystifizierung ist fast unmöglich, wenn der Trainer im gleichen Dialekt parliert wie seine Vorgesetzten und die Spieler. Dann erscheint alles ganz banal. Schweizer Trainer sind hockeytechnisch einfach zu wenig sexy.
Der Präsident und der Sportchef können mit einem ausländischen Namen im Umfeld sowieso viel besser punkten. Hartley, Huras, Crawford, Ehlers, Jalonen, McSorley, Shedden, Beattie, Wallson, Ratushny oder Tirkkonen – das tönt einfach besser, magischer, hockeyerotischer als Leuenberger.
Nicht Kleider machen in unserem Hockey Leute bzw. Trainer. Namen machen Trainer. Hiesse Lars Leuenberger Lee Mountainlion oder Laser Lionhill und würde nur Englisch sprechen, dann wäre er auf diese Saison Trainer der ZSC Lions geworden oder er hätte in den letzten Tagen mit etwas Geduld Christian Dubé und Jörg Reber, die Sportchefs in Fribourg und Langnau, gegenseitig ausspielen und einen Vierjahresvertrag herauspokern können. Und statt als «Lars, der kleine Eisbär» karikiert, würde er als «Hockey-Napoléon» umworben, verehrt, respektiert und gefeiert.
Umgekehrt hätte Scott Beattie in Langnau nicht einmal den Job des zweiten Assistenten bekommen, wenn er Samuel Haueter oder Simon Berger heissen würde. Und als Lars Hurni wäre Larry Huras nicht Gottéron-Zampano geworden.
P.S. Eigentlich ist es ein Skandal, dass Lars Leuenberger nicht Langnau-Trainer geworden ist. Oder?
Nein. Wenn ich Langnaus Sportchef wäre, dann hätte ich keine Sekunde gezögert, Heinz Ehlers als Nachfolger von Scott Beattie zu verpflichten, und Lars Leuenberger nicht mal höflichkeitshalber angefragt. Warum? Ich kann es nicht alleine mit meiner Wertschätzung für Heinz Ehlers Arbeit in Langenthal und Lausanne erklären – Lars Leuenberger verdient ja für sein Meister-Märchen mit dem SCB eher noch grösseren Respekt.
Es ist einfach ein Bauchgefühl, ein bisschen «Voodoo» halt. Ich bin eben auch nicht klüger als die Sportchefs und die Präsidenten ...