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Seit der Rückkehr in die Weltklasse haben wir mit keiner anderen Mannschaft so grosse Schwierigkeiten wie mit dem schwedischen Nationalteam. Von den letzten 10 Partien an WM- oder Olympia-Turnieren gewannen wir nur eine einzige: das WM-Eröffnungsspiel 2013 in Stockholm (3:2). Im Finale gingen wir dann 1:5 unter.
Die Schweden liegen uns nicht. Logisch. Die schwedische Nationalmannschaft ist die taktisch beste der Welt. In keiner anderen Liga der Welt wird ein so gut strukturiertes, taktisch so hoch entwickeltes und langweiliges Hockey gespielt wie in der höchsten Liga in Schweden. Es gibt einen bösen Spruch: bei einem typischen schwedischen Liga-Spiel sollte der Eintritt frei sein – aber das Stadion darf während des Spiels nur gegen Bezahlung verlassen werden. Selbst eine mässiges NLA-Partie ist im Vergleich zu einem typischen Liga-Spiel in Schweden ein wildes Spektakel.
Stark vereinfacht erklärt: Das typisch schwedische Hockey basiert auf möglichst totaler Spielkontrolle. Also darauf, keine Risiken einzugehen. Der Fünferblock bleibt immer kompakt. Bevorzug wird daher das Kurzpass-Spiel. Mit klassischem Angriffsspiel ist eine schwedische Abwehr fast nicht zu überwinden.
Aber Arno Del Curto ist es gelungen, diesen Schweden-Riegel zu knacken. Es ist sein Meisterstück und noch höher zu bewerten als seine sechs nationalen Titel.
Arno Del Curto ist ein «Tempofanatiker». Dabei geht es nicht nur um schnelles Laufen. Viel wichtiger ist schnelles Spielen. Der Puck ist schneller als der geschwindeste Spieler. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es weltweit nicht viele Teams, die so schnell von Abwehr auf Angriff umschalten («Transition Game») wie der HCD an einem guten Abend.
Der Schlüssel ist dabei der blitzschnelle Pass der Verteidiger tief aus der eigenen Zone heraus auf die vordere blaue Linie. Diese Angriffsauslösung trifft, wenn sie gelingt, den Gegner wie ein Blitz und lähmt ihn. Sehr oft gelingt es den blitzschnell davonstiebenden Stürmern, die Scheibe im Rücken der gegnerischen Verteidiger zu übernehmen.
Mit einem einzigen Pass, mit einem einzigen Blitzschlag wird die gesamte gegnerische Abwehr lahmgelegt, wird der gesamte so wohlgeordnete gegnerische Fünferblock ausgespielt. Meisterhaft ist dies den Davosern etwa auch im letzten Playoff-Finale gegen die ZSC Lions gelungen. Die Zürcher neigen unter Marc Crawford ja auch zu wohlgeordnetem, schematischem Spiel.
Diese Angriffsvariante ist das Kernstück von Arno Del Curtos Hockeyphilosophie. Er arbeitet seit Jahren an einer immer schnelleren Angriffsauslösung. Wie wichtig ihm diese schnelle Auslösung ist, hat etwa Ville Koistinen erfahren.
Nach zwei Jahren musste der finnische Weltklasseverteidiger den HCD trotz weiterlaufendem Vertrag verlassen und spielt seither für die SCL Tigers. Er musste nicht gehen, weil er mit Arno Del Curto Krach hatte oder weil er nicht gut genug war. Sein Problem: Er neigt, wenn er in Scheibenbesitz kommt, erst einmal zwei, drei Schritte mit dem Puck zu laufen und dann den sicheren Pass zu spielen.
So ist er als Verteidigungsminister in Langnau Gold wert. Aber so passt er nicht ins hochmoderne «Blitz-Hockey» des HC Davos. Arno Del Curto konnte ihn einfach nicht davon überzeugen, die Scheibe SOFORT vorwärts auf die davoneilenden Stürmer zu spielen. Eigentlich hat der HCD-Trainer am liebsten Verteidiger, die eine Scheibe gar nicht erst annehmen. Sondern mit einem Direktpass nach vorne schlagen.
Skellekftea ist es nicht gelungen, sich auf diese Blitz-Angriffe der Davoser einzustellen. Wie denn auch? Keine andere Mannschaft in der Schwedischen Liga spielt ja dieses Hockey. Der HCD ist der taktische Gegenentwurf zum schwedischen Systemhockey. Es gibt keine andere Klubmannschaft der Welt, die diese extreme taktische Variante spielt – weil keine andere Klubmannschaft seit 1996 vom gleichen Mann trainiert wird. Das HCD-Spiel ist das Produkt jahrzehntelanger Arbeit.
Je höher entwickelt, je anspruchsvoller ein Spiel, desto störungsanfälliger ist es. So gut wie im letzten Playoff-Finale gegen die ZSC Lions oder wie zuletzt beim 4:1 in Skelleftea gelingt die Umsetzung nicht immer. Gerade dieses Rückspiel in der Champions Hockey League war ein taktisches Meisterstück, ja ein Kunstwerk. Es ist im Alltag der NLA-Qualifikation nicht immer möglich, auf diesem Niveau zu spielen.
Dass es dem Tabellenletzten Langnau gar gelungen ist, über den grossen HCD hinwegzubrausen (6:0), ist so gesehen nicht unbedingt eine Sensation. Am ehesten hat Davos dann Mühe, wenn der Gegner wuchtig, rau respektlos und mutig vorwärtsstürmt und das schnelle auslösen der Gegenangriffe verhindert. Wie eben die SCL Tigers bei ihrer Sternstunde. Aber so lässt kein Schwede spielen.
Die Schweden sind seit Jahren gefangen in ihrem Systemhockey. Sie haben kein Gegenmittel gegen den «Arno-Blitz». Der HC Davos kann auch das Halbfinale gegen Göteborg gewinnen (Hinspiel am 12. Januar in Davos, Rückspiel am 19. Januar).