Mit „Obersportchef“ (Chief Sport Officer) Raeto Raffainer kommt Ordnung und Kompetenz in die SCB-Sportabteilung. Die wichtigste Personalfrage für nächste Saison ist inzwischen gelöst: Die Arbeit im Tor werden sich Philip Wüthrich (23) und Servettes Daniel Manzato (37) teilen.
Das Ziel: Philip Wüthrich soll die ruhmreiche Goalie-Tradition fortsetzen und ein würdiger Nachfolger von René Kiener, Jürg Jäggi, Renato Tosio und Marco Bührer werden.
Diese Saison muss er noch nicht die Nummer 1 sein. Nach wie vor spielt der teamintern nicht unumstrittene Finne Tomi Karhunen (31) die Hauptrolle.
Philip Wüthrich hat noch eine gewisse «Narrenfreiheit» und darf sozusagen eine „Schnupperlehre» als Nummer 1 machen. An guten Abenden hat er schon gehext wie eine Nummer 1. Aber an weniger guten Abenden wie gestern gegen Lausanne (6:5 n. V.) noch nicht (Fangquote 78,26 Prozent). Bei bisher 14 Einsätzen war er in einer ersten Gesamtbeurteilung ein guter „Schnupper-Stift» (Abwehrquote 90,16 Prozent).
Es ist ein riesiger Unterschied, beim SCB die Nummer 1 sein zu müssen (was nächste Saison erwartet wird) oder zwischendurch sein zu dürfen (wie diese Saison). Die mentale Belastung kann gar nicht überschätzt werden.
Niklas Schlegel (26), so talentiert wie Philip Wüthrich, ist daran zerbrochen. Er spielte bei den ZSC Lions, wenn er mal eingesetzt wurde, wie eine Nummer 1, musste aber nie die Nummer 1 sein. Beim SCB ist er letzte Saison nach 16 Einsätzen ausgemustert und nach Lugano transferiert worden. Dort ist er nun die Nummer 1 und hat seinen Vertrag soeben um zwei Jahre bis 2023 verlängert.
Philip Wüthrich hat alle Voraussetzungen, um die grosse Herausforderung SCB zu meistern. Das Talent, den ruhigen Stil und mit André Rufener einen klugen Berater. Eine Schlüsselrolle übernimmt Daniel Manzato. Als Mentor des jungen Kollegen und, wenn erforderlich, zwischendurch auch, um ihn mit ein paar Einsätzen zu entlasten.
Kein anderer Goalie der Liga ist so weit gereist wie der ehemalige Gottéron-Junior. Die künftige Nummer zwei der Berner erlernte das Handwerk während drei Jahren in den höchsten kanadischen Juniorenligen, wurde 2002 von Carolina gedraftet (Nr. 160), kam nie in die NHL, tingelte durch die Farmteamligen (AHL, ECHL) quer durch Nordamerika von Las Vegas bis Florida und landete nach einer erlebnisreichen Tour de Suisse (Kloten, Basel, Lakers, Lugano, zweimal Ambri) diese Saison bei Servette. Viermal war er bei der WM die Nummer 3 ohne Einsätze (2007, 2010, 2011 und 2015).
Auf das Duo Wüthrich/Manzato zu setzen ist ein Experiment mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit und wenig Risiko. In der SCB-Organisation gibt es mit U-20-Nationalgoalie Andri Henauer (18), aktuell die Nummer 2 in Langenthal, einen weiteren Torhüter mit bemerkenswertem Potenzial, der nächste Saison zu seinem NL-Debüt kommen dürfte. Und falls erforderlich oder erwünscht, ist es jederzeit möglich, eine ligafähige Nummer 2 zu finden.
Der SCB steht nicht nur auf der Goalieposition vor einer Phase des Umbruchs. Auch aus finanziellen Gründen gibt es auf nächste Saison keine «Kaisertransfers» mit Schweizer Pass. Nicht ganz auszuschliessen ist eine Rückkehr von Mittelstürmer Etienne Froidevaux (31).
Nach acht Jahren Lausanne, davon zwei als Captain, hat der ehemalige SCB-Junior und WM-Stürmer von 2014 seinen Agenten mit der Suche nach einem neuen Arbeitgeber beauftragt. Nach einer Absage aus Langnau folgte soeben eine Anfrage an den SCB. Die Antwort steht noch aus.
Heute folgt auch im Hinblick auf nächste Saison ein ganz besonderes Spektakel: Der SCB tritt in Ambri an. Mit einem Trio, das nächste Saison in der neuen Valascia spielen wird: Die Tinte unter den Ambri-Verträgen von Inti Pestoni, Yanik Burren und André Heim ist längst trocken.