Stell Dir vor, es ist bald Weihnachten und die SCLTigers stehen vor einem Spitzenkampf. Unmöglich! Eigentlich ist es undenkbar. Denn die Langnauer haben nominell die schwächste und kostengünstigste Mannschaft der Liga.
Die Salärsumme des sportlichen Personals inklusive Trainer beträgt nicht einmal 7 Millionen Franken. Die Teams in Lugano, Zürich, Bern und Zug kosten mindestens doppelt so viel. Aber die Emmentaler bestreiten heute Abend gegen Biel tatsächlich einen Spitzenkampf und haben realistische Chancen, zum zweiten Mal in ihrer Geschichte, die NLA-Playoffs zu erreichen. Es wäre der erstaunlichere Erfolg als der Meistertitel von 1976.
Wenn wir eine Tabelle aus den letzten neun Partien erstellen, dann sind die Emmentaler Leader. Vor Biel. Dabei haben die SCL Tigers die Saison mit fünf Niederlagen in Serie begonnen. Diese verrückte Tabelle ist verschiedenen Faktoren geschuldet. Die hinlänglich bekannte taktische Schlauheit und Stabilität der Emmentaler ist nur einer von mehreren Faktoren.
Die SCL Tigers konnten in den letzten Wochen ungestörter arbeiten als die meisten gegnerischen Teams. Zusatzbelastungen (Champions League), verletzungsbedingte Absenzen, Abwesenheiten der ausländischen Spieler durch Einsätze im Nationalteam ihres Heimatlandes oder unverzeihliche Fehlentscheidungen (Verzicht auf die Besetzung aller vier Ausländerposten) haben einige nominell bessere Teams (ZSC Lions, Davos, Zug, Kloten, Gottéron) zwischenzeitlich destabilisiert. Bei der in dieser Art und Weise seit Einführung der Playoffs noch nie erreichten Ausgeglichenheit der Liga gibt es selbst für die Titanen der Liga keine «Gratissiege» mehr.
Inzwischen haben nur vier Teams nichts mehr mit dem «Strichkampf» zu tun: Der SCB und Lugano haben die Playoffs auf sicher. Kloten und Ambri werden die Playoffs nicht mehr erreichen. Für alle anderen ist noch alles möglich – Platz drei oder Verpassen der Playoffs.
PS: Die SCL Tigers sind in diesen Tagen nicht nur auf dem Eis erfolgreich. Gewährsleute melden ungewöhnliche Tätigkeiten neben dem Eis: er transferiere doch! Sportchef Jörg Reber habe in der Transfer-Brockenstube einen Nationalverteidiger gefunden. Larry Leeger (31)verteidige ab nächster Saison für die SCL Tigers. Während in Langnau die Verpflichtung niemand bestätigen mag – weil man wohl gar nicht mehr daran glaubt, dass noch transferiert wird – bestätigt Zugs Sportchef Reto Kläy auf Anfrage :«Soweit ich informiert bin, stimmt das und ich wundere mich, dass die Langnauer die Verpflichtung von Larry Leeger noch nicht offiziell vermeldet haben ...»
Wie dem auch sei – hier eine kurze Einschätzung: Larry Leeger ist in der Nachwuchsabteilung der ZSC Lions ausgebildet worden. Unter Heinz Ehlers reifte er in Lausanne zum Nationalverteidiger und bestritt zwischen 2014 und 2016 zwölf Länderspiele.
Der Transfer zu Gottéron im Sommer 2016 brachte Larry Leeger hingegen kein Glück. Diese Saison ist er nach zwölf Partien zum EV Zug abgeschoben worden. Er ist zwar ein Nationalverteidiger, aber inzwischen einer aus der Transfer-Brockenstube und entsprechend günstig: er wird Langnaus Lohnbuchhaltung nur mit etwas mehr als 200'000 Franken belasten.
Was kann Larry Leeger Langnau bringen? Nun, er ist, wenn er sein bestes Hockey spielt, ein defensiver Leitwolf in der Abwehr. Am besten ist er, wenn er als «Auftrags-Verteidiger» nach den klaren taktischen Vorgaben seines Trainers arbeiten kann. Also mehr ein Verteidiger, der Eishockey arbeitet als spielt. Ein disziplinierter, pflegeleichter Mannschaftspieler mit guter Spielintelligenz, der verhältnismässig wenig Strafen aufgebrummt bekommt. Allerdings könnte es der kräftige Athlet (183 cm/95 kg) ab und zu schon noch etwas mehr rumpeln lassen.
Der finnisch-schweizerische Doppelbürger bringt die Erfahrung aus über 700 NL-Partien mit den ZSC Lions, den GCK Lions, Lausanne (Aufstieg in die NLA), Servette und Gottéron ins Team. Er ersetzt Miro Zryd, defensiv ist er soga rbesser als der Berner Oberländer, der Ende Saison zusammen mit Yannick-Lennart nach Zug wechselt.