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Nun also Niklas Schlegel. Er ist seit dem ersten SCB-Titelgewinn von 1959 nach René Kiener, Jürg Jäggi, Renato Tosio, Marco Bührer und Leonardo Genoni erst der 6. Goalie, der auserkoren ist, ein Meistertorhüter zu werden.
Noch im Sommer, als Leonardo Genoni in Zug unterschrieb, schien klar: Der nächste SCB-Torhüter kann nur ein Ausländer sein. Zu lang sind in Bern die Schatten grosser Torhüter. Und grosse Schweizer Goalies mit auslaufenden Verträgen gibt es zur Zeit ja nicht.
Aber im Herbst und im frühen Winter hat sich die Situation verändert. SCB-Sportchef Alex Chatelain machte im grossen Transferjass um Stürmer und Verteidiger keinen Stich. Es gelang ihm nicht einmal, Samuel Kreis aus Biel zurückzuholen und sein Chef Marc Lüthi scheiterte beim Versuch, die Anzahl Ausländer von vier auf sechs zu erhöhen und auf diese Weise das Goalie-Problem zu lösen. Wollen die Berner Spitzenclub und Titelanwärter bleiben, brauchen sie nächste Saison alle vier ausländische Lizenzen für Feldspieler.
Niklas Schlegel ist tatsächlich noch kein grosser Torhüter. Aber das war Marc Bührer auch nicht, als er als Nachfolger von Kultgoalie Renato Tosio nach Bern kam. Und doch ist Bührer in Bern ein grosser Torhüter und dreimal Meister geworden.
Niklas Schlegel mahnt vom Stil her an Marco Bührer. Er ist mit 178 Zentimetern einen Zentimeter kleiner als Bührer und der kleinste der wichtigen Goalies der Liga. Kleiner als beispielsweise Elvis Merzlikins (191 cm), Lukas Flüeler (192 cm), Reto Berra (194 cm), Jonas Hiller (187 cm), Tobias Stephan (192 cm), Damiano Ciaccio (191 cm), Ivars Punnenovs (185 cm) und kleiner auch als Leonardo Genoni (182 cm).
In einem Zeitalter, da die Torhüter grösser und die Stürmer kleiner werden, ist Niklas Schlegel also ein ungewöhnlicher Schlussmann. Beinahe ein Anachronismus. Wie aus der Zeit gefallen.
In Mode sind die die charismatischen, grossen Blocker, die so viel Fläche abdecken, dass die Stürmer kaum mehr eine Lücke sehen. Die Verteidiger und Stürmer schiessen immer härter und präziser. Bald jeder beherrscht die Kunst des Direktschusses. Da reicht oft der Reflex nicht mehr. Ein Torhüter ist im Vorteil, der so viel Fläche abdeckt, dass er die Schüsse blocken kann.
Die kleineren Torhüter müssen flinker, reflexschneller und smarter als die «Grossen» sein. Nur wenn sie das Spiel lesen, den Puck immer im Auge behalten können, haben sie eine Chance. Kleine, grosse Goalies waren etwa Olivier Anken (166 cm), Reto Pavoni, (178 cm) und Marco Bührer (179 cm) – und nun kann es Niklas Schlegel werden. Auch Leonardo Genonis Stil ist eher der eines kleinen, flinken Torhüters als der eines grossen, «flächendeckenden» Blockers.
Vieles spricht dafür, dass Niklas Schlegel beim SC Bern der nächste Marco Bührer wird. Er ist 24, zwei Jahre älter und erfahrener als Bührer bei seiner Ankunft 2001 in Bern. Er hat, anders als Bührer vor seinem Transfer zum SCB – bereits einen WM-Einsatz (2017 in Paris) hinter sich. Er bringt, anders als Bührer, reichlich Erfahrung aus einem Grossklub mit und er weiss aus eigener Erfahrung mit den ZSC Lions, wie Meisterschaften gewonnen werden. Von der Art her bescheiden und ruhig, wird er sich im Reizklima auf dem Planeten SC Bern schnell zurechtfinden und die «SCB-Identität» annehmen.
Alex Chatelain hatte gar keine andere Wahl als Niklas Schlegel. Auf dem Schweizer Torhütermarkt gibt es keinen anderen Goalie, der auch nur annähernd Schlegels Potenzial hat.
Der SCB-Sportchef hat bei der Nachfolgeregelung für Leonardo Genoni die richtige Wahl getroffen.