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Langnaus seltsame «Birebitzeli-Krise» – Kevin Schläpfer sollte sich bereithalten

Tigers Head Coach Heinz Ehlers, gibt Anweisungen, waehrend dem Meisterschaftsspiel der National League, zwischen den SCL Tigers und den EV Zug, am Freitag, 15. September 2017, in der Ilfishalle in Lan ...
Trainer Heinz Ehlers feuern? Das steht ausserhalb aller Diskussionen.Bild: KEYSTONE
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Langnaus seltsame «Birebitzeli-Krise» – Kevin Schläpfer sollte sich bereithalten

Die SCL Tigers sind gleich schlimm in die Saison gestartet wie vor einem Jahr. Vier Spiele, ein Punkt. Die Ratlosigkeit ist so gross wie nie seit dem Wiederaufstieg.
16.09.2017, 09:1316.09.2017, 09:50
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Eine Krise ist immer eine Chance. Weil eine Krise zu Veränderungen zwingt. Für Chronisten ist es in der Regel nicht schwierig, die Sündenböcke zu benennen. Eine Krise steigert deshalb den Unterhaltungswert. Weil sich vortrefflich polemisieren lässt. Beispiel: Es ist nicht schwer, die Ursache für Klotens Punktelosigkeit zu finden – wer freiwillig nicht alle Ausländerpositionen besetzt, rutscht halt auf den letzten Platz ab. Oder ein anderes Beispiel: Wenn die ZSC Lions auf das 1:6 in Lugano nicht reagieren können, geht die Polemik gegen Trainer Hans Wallson los. Die Ursachenforschung ist dann einfach: Die ZSC Lions haben ein Trainerproblem.

Aber was, wenn weder Ausländer noch Trainer noch Sportchef in einer Krise eine Polemik hergeben? Die SCL Tigers sind in eine seltsame «Birebitzeli-Krise» geraten. Der Ausdruck «Birebitzeli» meint in der berndeutschen Sprache «ein kleines bisschen, ganz wenig.»

Das ist es, was Langnau den miserablen Herbst beschert. Rechnen wir die Vorbereitung hinzu, dann haben die SCL Tigers inzwischen elf von zwölf Spielen verloren. In der Meisterschaft haben sie nach vier Partien erst einen Punkt – genau gleich viel wie vor einem Jahr unter Scott Beattie. Und da war schon klar, dass der Trainer schuld ist. Und tatsächlich: Als der Kanadier gefeuert und durch Heinz Ehlers ersetzt worden war, kehrten Disziplin, Zuversicht und Erfolg zurück. Ende Saison war die Meinung gemacht: Hätten wir Heinz Ehlers vom Saisonanfang an im Amt gehabt, wären wir in die Playoffs gekommen.

Aber jetzt gibt es keine Erklärung für die Krise. 3:4 n. V. (nach 3:0) und 3:5 (nach 2:0 und 3:1) gegen die ZSC Lions, 3:6 gegen Biel und soeben 2:3 gegen Zug.

Es fehlt nirgendwo so viel, dass mit gutem Gewissen und lustvoll polemisiert werden könnte. Es fehlt überall ein wenig, ein «Birebitzeli». Die beiden Goalies Ivars Punnenovs und Damiano Ciaccio sind ein «Birebitzeli» weniger gut als vor einem Jahr – und das reicht bei einer Mannschaft wie Langnau nicht zum Sieg. Aber sie sind trotz Fangquoten von weniger als 90 Prozent noch keine Lottergoalies, die an allem Schuld sind. Wären die Torhüter bloss ein «Birebitzeli» besser, hätte es gegen die ZSC Lions zu zwei Siegen gereicht.

Eigentlich scheint vieles zu stimmen

Tigers Pascal Berger, rechts, kaempft um den Puck, gegen Klotens Luca Cunti, links, waehrend der Platzierungsrunde der National League A, zwischen den SCL Tigers und dem EHC Kloten, am Dienstag 7. Mae ...
Leitwolf und Captain Pascal Berger fehlt seit dem ersten Spiel wegen eines Schlüsselbeinbruchs.Bild: KEYSTONE

Trainer Heinz Ehlers feuern? Den hochgelobten Wunschtrainer? Das steht ausserhalb aller Diskussionen. Die Taktik stimmt ja. Es ist die gleiche, die letzte Saison funktioniert hat. Wären nur alle ein «Birebitzeli» konzentrierter, würden alle ein «Birebitzeli» weniger Fehler machen, es hätte bereits zu zwei Siegen gereicht.

Nicht einmal das «Birebitzeli» Verletzungspech reicht zu einer ausreichenden Entschuldigung. Leitwolf und Captain Pascal Berger fehlt zwar seit dem ersten Spiel wegen eines Schlüsselbeinbruchs. Aber der Ausfall eines wichtigen Spielers reicht als Erklärung nicht aus.

Ersatzcaptain Emanuel Peter ist zwar ein «Birebitzeli» zu intellektuell, zu alt, zu weich und zu langsam, um ein charismatischer Leitwolf zu sein – aber auch als «Captain Minus» (bisher eine −1-Bilanz) halt auch nicht so schlecht, dass er als Captain abgesetzt und unter die Wolldecke verbannt werden müsste.

Es fehlt an allen Ecken und Enden ein «Birebitzeli»

Und die Ausländer? Wäre die kanadische «Nullnummer» Aaron Gagnon (4 Spiele/1 Tor) nur ein «Birebitzeli» besser, hätten die Langnauer wahrscheinlich schon ein Meisterschaftsspiel gewonnen. Aber er alleine kann ja nicht der Sündenbock sein.

Biels Kevin Fey, links, im Duell mit Langnaus Antti Erkinjuntti im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und den SCL Tigers, am Samstag, 9. September 2017, in der Tis ...
Antti Erkinjuntti (rechts) ist punktgleich mit Matt D’Agostini Liga-Topskorer.Bild: PPR

Oder liegt es daran, dass die «finnische Mafia» mit Ville Koistinen, Eero Elo und Antti Erkinjuntti ein «Birebitzeli» zu wenig Energie und Emotionen ins Spiel trägt? Dass keiner aus dem Trio zum Führungsspieler taugt? Auch diese Analyse taugt nicht so recht. Die drei führen die Team-Skorerliste an. Antti Erkinjuntti ist sogar punktgleich mit Matt D’Agostini Liga-Topksorer. Nein, die Ausländer taugen nicht zu Sündenböcken.

Langnau fehlt überall ein «Birebitzeli». Bei den Torhütern, den Verteidigern, den Stürmern, den Ausländern. Sie sind ein «Birebitzeli» zu langsam, zu weich und zu undiszipliniert – aber nicht langsam und weich und undiszipliniert genug für eine kernige Polemik zum Thema fehlende Härte und Disziplin.

Nirgendwo fehlt genug, um mit gutem Gewissen den Hebel anzusetzen. Gross ist daher die Ratlosigkeit. Es ist eine gefährliche Krise. Sie kann zu Resignation führen und wenn die Hockeyseele ermüdet, ist Langnau verloren. Eine rasche Lösung wie vor einem Jahr mit dem Trainerwechsel ist nicht möglich.

ARCHIV - ZUR ENTLASSUNG DES EHC-BIEL-TRAINERS KEVIN SCHLAEPFER STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Cheftrainer Kevin Schlaepfer beim Eishockeyspiel der Nationalleague A ZSC Lions gege ...
Darf sich schonmal warmlaufen: Biels ehemaliger «Hockeygott» Kevin Schläpfer. Bild: KEYSTONE

Wenn keine baldige Besserung eintritt, wird es als erste Krisenmassnahme zu einem Wechsel auf den Ausländerpositionen kommen. Ersatzmann Eric Himelfarb (er verbringt die Wartezeit auf den Schweizer Pass als fünfter Ausländer) wird eine Chance bekommen. Erzielt er keine Wirkung, wird Sportchef Jörg Reber einen zusätzlichen Ausländer verpflichten. Schon um den Anschein von Tätigkeit zu erwecken.

Und dann? Dann kommt, wenn die Besserung weiterhin ausbleibt, die grosse Krise, die nicht einmal mehr Heinz Ehlers im Amt übersteht. Sein Nachfolger würde dann Kevin Schläpfer. Biels ehemaliger «Hockeygott» sollte sich schon ein «Birebitzeli» auf die neue Herausforderung im Emmental vorbereiten.

Und nun: Dinge, die Hockey-Fans niemals sagen würden

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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manolo
16.09.2017 11:29registriert Februar 2014
nicht schon wieder! hat klausi ein abkommen mit schläpfer?
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Patrick59
16.09.2017 11:14registriert Januar 2015
I C H K A N N E S N I C H T M E H R H Ö R E N... bei jedem Club dem es gerade nicht rund läuft, wird von KZ Schläpfer ins Spiel gebracht. Ich mag die Art wie Sie schreiben, Herr Zaugg. Als SCB Anhänger sowieso... aber das mit Schläpfer geht mir auf den Zeiger, sorry.. Hoffentlich bekommt der arme Mann bald eine Trainerstelle, dann kann er beweisen ob er der "Hockeygott" ist und ich entschuldige mich hier für meine Worte... und wenn Schläpfer nicht sofort Meister wird, dann hat sich das Thema erledigt.. und NEIN, Schläpfer soll auch nicht neuer Trainer beim ZSC werden, und auch nicht...
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andre63
16.09.2017 11:54registriert März 2014
gestern war der ehcb noch vor einer grossen krise...

http://slapshot.ch.sportalsports.com/sportch/generated/article/eishockey/2017/09/14/55352700000.html

heute die tigers vor einer birebitzeli krise.... alles mit dem ziel des chronisten, schläpfer ins spiel zu bringen....

journalismus?
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23
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