Sport
Eismeister Zaugg

Der Cup offenbart uns das wahre Innenleben des HC Davos

HCD-Praesident Gaudenz F. Domenig verfolgt das Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem HC Davos und den SCL Tigers, am Freitag, 19. Februar 2016, in der Vaillant Arena in Davos. (KEYSTO ...
Wie mächtig ist HCD-Präsident Gaudenz Domenig?Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Endlich! Der Cup offenbart uns das wahre Innenleben des HC Davos

Der Hauptsponsor musste intervenieren, um zu verhindern, dass die Cup-Halbfinal-Partie zwischen Biel und Davos zur Farce wird. Nun werden wir endlich erfahren, wer der mächtigste Mann beim HCD ist.
04.01.2018, 09:1804.01.2018, 15:14
Folge mir
Mehr «Sport»

Um folgende Geschichte verstehen zu können, müssen wir gewisse Fakten vor dem Cup-Halbfinal zwischen dem EHC Biel und dem HC Davos von heute Abend kennen.

Das HCD-Programm in diesen Tagen:

  • 27. Dezember: Davos – Mountfield 5:1
  • 28. Dezember: Davos – Team Canada 1:4
  • 29. Dezember: Davos – HPK 4:2
  • 30. Dezember: Davos – Schweiz 3:8
  • 31. Dezember: spielfrei
  • 1. Januar: spielfrei
  • 2. Januar: Davos – Bern 4:1
  • 3. Januar: spielfrei
  • 4. Januar Biel – Davos
  • 5. Januar: spielfrei
  • 6. Januar: Zug – Davos
  • 7. Januar: Davos – Zug

Total: 8 Spiele in 12 Tagen

Davos coach Arno del Curto during the game between Team Canada and HC Davos at the 91th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, Thursday, December 28, 2017. (KEYSTONE/Melanie Duchene ...
Arno Del Curto musste seine Mannen in letzter Zeit öfter aufs Eis schicken, als ihm lieb war.Bild: SPENGLER CUP

Das EHCB-Programm in diesen Tagen:

  • 27. Dezember: spielfrei
  • 28. Dezember: spielfrei
  • 29. Dezember: spielfrei
  • 30. Dezember: spielfrei
  • 31. Dezember: spielfrei
  • 1. Januar: spielfrei
  • 2. Januar: Biel – Fribourg 2:0
  • 3. Januar: spielfrei
  • 4. Januar: Biel – Davos
  • 5. Januar: spielfrei
  • 6. Januar: Biel – Servette
  • 7. Januar: spielfrei

Total: 3 Spiele in 12 Tagen

Der Finne Antti Toermaenen uebernimmt das Amt des Headcoaches des EHC Biel, am Montag 11. Dezember 2017 in der Tissot Arena in Biel. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Antti Törmänen konnte mit seinen Mannen über die Festtage an Details feilen.Bild: KEYSTONE

Die Belastung des HC Davos ist also ungleich grösser als jene von Biel. Sie ähnelt dem Programm in einer Überlebensübung im Militärdienst. Kommt noch dazu, dass sämtliche HCD-Gegner höher einzustufen sind als die beiden Mannschaften, die Biel im gleichen Zeitraum in der Meisterschaft zugeteilt worden sind. Und Biel muss während diesen zwölf Tagen nie reisen.

Nun hat Arno Del Curto angesichts dieses «Stresstests» vor dem Spengler Cup im kleinen Kreis gesagt, er müsse sich ernsthaft überlegen, ob er seine wichtigsten Spieler für die Cup-Partie schonen und mit den Junioren nach Biel fahren soll. Wahrlich eine vernünftige Überlegung.

Davos' Andres Ambuehl looks on during the game between Team Suisse and HC Davos at the 91th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, Saturday, December 30, 2017. (KEYSTONE/Gian E ...
Dürfen die HCD-Stars heute etwas öfter zuschauen?Bild: SPENGLER CUP

Ein boshafter Chronist hat diese Überlegung während des Spengler Cups brühwarm Willi Vögtlin überbracht. Ihm obliegt beim Verband die Oberaufsicht und Organisation des Cup-Wettbewerbs. Der Weinhändler ist im Nebenamt «Mister Cup».

Arno Del Curtos vernünftiges Gedankenspiel löste beim tüchtigen ehrenamtlichen Funktionär über die Festtage hektisches Treiben aus. Er eilte aufgebracht noch in Davos oben während des Spengler Cups zur «Zürich» und verlangte Intervention. Das Versicherungsunternehmen ist sowohl beim Spengler Cup als auch beim Schweizer Cup und bei der Nationalmannschaft als Sponsor engagiert. Es ist praktisch, wenn alle Leute vor Ort sind.

Del Curto hat allen frei gegeben

HCD-Präsident Gaudenz Domenig hat auf Anfrage bestätigt, dass er von den Würdenträgern der «Zürich» ermahnt worden sei, dafür zu sorgen, dass sein Trainer in Biel mit der bestmöglichen Mannschaft antrete. Damit das Spiel nicht zur Farce verkomme.

Willi Vögtlin mag nicht dementieren, dass er für diese Ermahnung verantwortlich ist. «Ich bin mit unseren Cup-Sponsoren im regen Gedankenaustausch. Es ist unser Interesse, dass alles gut läuft und ich habe gebeten, doch beim HCD anzuregen, den Wettbewerb ernst zunehmen.»

Head coach Arno del Curto of HC Davos is pictured during a training session at the 90th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, Switzerland, Monday, December 26, 2016. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Das HCD-Training vom Mittwoch wurde gestrichen.Bild: SPENGLER CUP

Die Intervention ist verständlich. Im anderen Halbfinal treten die Rapperswil-Jona Lakers gegen Ajoie an. Wir werden also auf jeden Fall ein zweitklassiges Team im Cupfinal haben. Der HCD hätte als Finalgegner eine im Quadrat höhere nationale Zugkraft als Biel.

Die Frage geht nun an Arno Del Curto: Treten Sie im Cup-Halbfinal in Biel mit der bestmöglichen Mannschaft an? So wie es der Präsident befohlen bzw. angeregt hat? Auf eine solche Frage mag er nicht einmal eintreten. «Ich habe am Mittwoch allen frei gegeben und auch ich machte frei. Über die Mannschaftsaufstellung mache ich mir am Spieltag und auf der Fahrt nach Biel Gedanken.» Und betont, es sei doch klar, dass man in den Final wolle, wenn man einmal im Halbfinal angekommen sei. Fragt sich halt nur, wie fest er will.

Wer gewinnt den Hockey-Cup 2017/18?

Über die enorme Belastung klagt er nicht. «Es ist einfach so, dass wir dann, wenn wir in Rückstand geraten, Schwierigkeiten haben, eine Partie doch noch zu drehen. Weil die Energie fehlt.»

Banger Blick auf die Aufstellung

Diese Cup-Episode hilft uns, den HC Davos besser zu verstehen. Der Präsident ist von einem wichtigen Sponsor gebeten worden, dafür zu sorgen, dass sein Trainer mit der bestmöglichen Mannschaft in Biel antritt. Wenn nun Arno Del Curto in Biel wichtige Spieler schont, dann wissen wir: es spielt keine Rolle, wer unter Arno Del Curto HCD-Präsident ist.

Tritt der HCD hingegen in Biel in Bestbesetzungan, dann wissen wir, dass Präsident Gaudenz Domenig auch gegenüber Arno Del Curto weisungsbefugt ist. Der Cup offenbart uns sozusagen das wahre Innenleben des HC Davos. Das spannendste am Cup-Halbfinal Biel gegen Davos ist daher die HCD-Mannschaftsaufstellung.

HC Davos Cheftrainer Arno Del Curto, links, empfaengt die Gratulationen von HCD-Praesident Gaudenz Domenig nach dem Titelgewinn und dem Sieg im fuenften Playoff Finalspiel der National League A zwisch ...
Del Curto oder Domenig: Wer hat beim HCD das Sagen?Bild: KEYSTONE

Falls sich Davos für den Cup-Final vom 4. Februar qualifiziert, folgen vor der Olympia-Pause noch einmal anstrengende Tage:

  • 27. Januar: Lausanne – Davos
  • 28. Januar: Davos – ZSC Lions
  • 29. Januar: spielfrei
  • 30. Januar: Davos – Lugano
  • 31. Januar: spielfrei
  • 1. Februar: Langnau – Davos
  • 2. Februar: Davos – Ambri
  • 3. Februar: spielfrei
  • 4. Februar: Cupfinal in Rapperswil oder Ajoie
  • 5. Februar spielfrei
  • 6. Februar: Schweiz – Deutschland

Total: 7 Spiele in 11 Tagen für die HCD-Internationalen und 6 Spiele für die restlichen HCD-Spieler.

Die Spieldaten für den Cup erhöhen den Stress für die besten Spieler ganz erheblich. Es ist schön, wenn unsere besten Spieler gefordert werden. Allerdings ist kein Polemiker, wer sagt, solche extremen Belastungen könnten die Verletzungsanfälligkeit der Spieler erhöhen.

Ach, hätte der HCD-Trainer doch angekündigt, seine wichtigsten Spieler zu schonen und ihnen die Cup-Reise nach Biel zu ersparen. Wir hätten dann einen «todsicheren» Tipp für die Internet-Sportwetten gehabt.

Biels Spieler jubeln nach dem Treffer zum 0-1, links, rechts Davos' Gilles Senn, waehrend dem Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem HC Davos und dem EHC Biel, am Samstag, ...
Biel will nach dem Cup-Halbfinal jubeln. Davos auch?Bild: KEYSTONE

Welchen Stellenwert hat eigentlich ein Wettbewerb, dessen Ernsthaftigkeit von einem Sponsor angemahnt werden muss? Hat man je gehört, dass ein Sponsor bei einem Klub interveniert und gefordert hat, man solle doch die Qualifikation oder die Playoffs ernst nehmen?

Kein Schelm, wer so etwas fragt.

Die Schweizer Hockey-Cupsieger der Neuzeit

1 / 14
Die Schweizer Hockey-Cupsieger der Neuzeit
2020: Freudentaumel in Lausanne! Der unterklassige HC Ajoie gewinnt sensationell den Schweizer Cup.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Unvergessene Eishockey-Geschichten

Alle Storys anzeigen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
63 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
spiox123
04.01.2018 10:17registriert Februar 2014
Aber der wichtigste Punkt fehlt ja: der HCD macht dieses Programm jedes Jahr FREIWILLIG.
22251
Melden
Zum Kommentar
avatar
Against all odds
04.01.2018 10:20registriert März 2014
"Der HCD hätte als Finalgegner eine im Quadrat höhere nationale Zugkraft als Biel". Erstens haben sie dies grösstenteils halt dem Spengler-Cup zu verdanken. Zweitens gilt diese Aussage höchstens wenn Rappi den Final erreicht. Bei den Ajoulots hat definitiv der EHCB die grössere Zugkraft als Davos.
587
Melden
Zum Kommentar
avatar
Leguan
04.01.2018 11:30registriert Juni 2017
Der Trainer hat das Trainingsprogramm so anzupassen, dass die Spieler auch intensivere Phasen durchstehen können!!!
Immer dieses „Chlööne“... da müssten sie ja in der NHL die ganze Saison am Jammern sein.
6520
Melden
Zum Kommentar
63
Johan Djourou: «Yakin will offensiv und dominant spielen, aber ich sehe das nicht»
Für die Schweiz hat Johan Djourou 76 Länderspiele absolviert. Der 37-Jährige ist heute in Frankreich und in der Romandie TV-Experte und sagt: «Gewisse Dinge hat Xhaka mit Yakin nicht gefunden. Aber den Trainer entlassen? Nein, das ist keine Frage für mich. Er ist da. Punkt. Schluss.»

Nach Stationen in England (Arsenal, Birmingham), Deutschland (HSV, Hannover), in der Schweiz (Sion, Xamax), der Türkei (Antalyaspor) und Dänemark (Nordsjælland) trat Johan Djourou mit 34 Jahren als Fussballer zurück. Heute wohnt er in Genf, hat drei Töchter. Im Lancy FC ist der 37-Jährige mit dem UEFA-B-Diplom Trainer der C-Junioren, er hat eine Firma für Online-Marketing und zwei weitere Unternehmen, mit denen er Popcorn herstellt und Mate-Getränke verkauft. Zum Gespräch im Hotelzimmer in Dublin erscheint Djourou in Sportkleidung, es geht nachher ins Fitness.

Zur Story