Sport
Eismeister Zaugg

Sean Simpson ist ein Verlierer und Kevin Schläpfer wünscht sich Reto von Arx

Sean Simpson hat die Kloten Flyers ins Elend gecoacht.
Sean Simpson hat die Kloten Flyers ins Elend gecoacht.Bild: Daniela Frutiger/freshfocus
Kloten kurz vor den Playouts

Sean Simpson ist ein Verlierer und Kevin Schläpfer wünscht sich Reto von Arx

Nach dem 1:2 n. P. gegen Biel hat Kloten nur noch theoretische Playoff-Chancen. Ein sportliches Drama sondergleichen. 
14.02.2015, 09:2214.02.2015, 14:17
Folge mir
Mehr «Sport»

Der Dichterfürst Friedrich Schiller lehrt uns, dass das erste Gesetz von der tragischen Kunst die Darstellung von den leidenden Titanen sei – daran halten wir uns.

Sean Simpson, der siegreiche Bandengeneral von der Champions Hockey League und Triumphator über die Chicago Black Hawks und der WM-Silberheld von 2013, ein Verlierer? Eine ungeheuerliche Behauptung.

Aber so ist es. Fakten sind Fakten.

Der Kanadier steht vor den Trümmern von seinem Ruhm. Er hat die Kloten Flyers auf einem Playoffplatz übernommen (8.) und nun auf den 11. Platz heruntergewirtschaftet. Seit er in Kloten an der Bande steht, waren nur noch die Lakers schwächer. Und die spielen seit dem letzten Herbst ausser Konkurrenz einfach ein bisschen mit um sich die Zeit bis zu den Playouts zu vertreiben.

Auch Martin Gerber ist ein leidender Titan

Martin Gerber, Stanley-Cup-Sieger und Meister in Schweden und Aufsteiger mit Langnau und WM-Silberheld und Dollar-Millionär, ein Verlierer? Eine ungeheuerliche Behauptung.

Aber so ist es. Fakten sind Fakten.

Der Emmentaler steht vor den Trümmern von seinem Ruhm. Er hat die fatale 1:2-Pleite nach Penaltys gegen Biel auf dem sportlichen Gewissen. Er kassierte einen haltbaren Treffer zum 1:1 und im Penaltyschiessen liess er sich von Pär Arlbrandt (Biel) überlisten. Der Schwede schob ihm den Puck zwischen den Beinen ins Tor und Biel gewann das Penaltyschiessen 2:0.

Das tut weh: Gerber steckt mit den Flyers gegen Biel eine schmerzende Niederlage ein.
Das tut weh: Gerber steckt mit den Flyers gegen Biel eine schmerzende Niederlage ein.Bild: KEYSTONE

Stellen wir uns vor, was das für ein Geschrei wäre, wenn Kloten unter der Leitung von Tomas Tamfal oder Felix Hollenstein und mit Torhüter Jonas Müller so gegen Biel verloren hätte! Zum siebten Mal unter Sean Simpson hat Kloten ein Spiel mit doppelt so vielen Torschüssen wie der Gegner verloren. Gegen Biel waren es 50:32 Abschlussversuche. Jetzt wird über Pech lamentiert und der Trainer betont, man habe doch gut gespielt. Wären Tomas Tamfal oder Felix Hollenstein noch Trainer, dann würde es heissen, es fehle an einem sinnvollen Spielkonzept.

Wäre der inzwischen als Sündenbock nach Langnau abgeschobene Jonas Müller im Tor gestanden, so würde ihm die Niederlage offen in die Schuhe geschoben. Wenn man offensiv so schwach sei, dürfe der Goalie halt keinen haltbaren Treffer zulassen. Aber der Respekt vor Martin Gerber ist viel zu gross, als dass es jemand wagen würde mit dem Finger auf ihn zu zeigen und zu sagen: «Da geht er, einer unserer Verlierer.»

Zehn Punkte fehlen für einen Playoffplatz

Namen sind im Eishockey halt ein bisschen mehr als Schall und Rauch. Sean Simpson und Martin Gerber leben noch immer von der Wegzehrung vom Ruhm, die sie mit Heldentaten in der Vergangenheit in ihren Karriererucksack gepackt haben.

Diese Vergangenheit sollte für Sean Simpson und Martin Gerber eigentlich ein Sprungbrett sein. Aber sie wird mehr und mehr ein Stein, der beide in die Tiefe zieht. Für die Kloten Flyers geht es nicht mehr um die Playoffs. Der Rückstand von neun Punkten auf Biel ist in Tat und Wahrheit ein Rückstand von zehn Punkten – weil Kloten wegen der schlechteren Bilanz in den Direktbegegnungen einen Punkt mehr als Biel holen muss. Ab sofort geht es um die Existenz. Kloten steht auf dem 11. Platz. Diese Position bedeutet Playouts. Fribourg-Gottéron ist der letzte Verfolger von Biel.

Diese Blicke sprechen Bände: Der Playoff-Zug ist für die Flyers wohl abgefahren.
Diese Blicke sprechen Bände: Der Playoff-Zug ist für die Flyers wohl abgefahren.Bild: KEYSTONE

Simon Rytz: Der Held vom Abend

Ich will nun nicht weiter im Sinne von Friedrich Schiller die Leiden von den Titanen darstellen. Sondern die Helden rühmen.

Nicht oft gibt es einen solchen Helden in einem Spiel. Einer der Kleinsten war im Schicksalsspiel in Kloten der Grösste. Simon Rytz (174 cm, Torhüter von Biel) wehrte 49 Schüsse ab und rettete erst sein Team ins Penaltyschiessen und dort parierte er nacheinander die Versuche von Denis Hollenstein und Peter Guggisberg und Victor Stancescu und Simon Bodenmann.

Kevin Schläpfer, der Trainer von Biel, hat keine Nummer 1. Er verteilt die Arbeit auf zwei Goalies. Auf den jungen und talentierten «Gambler» Lukas Meili (23) und den sturmerprobten Veteranen Simon Rytz (31). Aus dem Bauchgefühl heraus nominiert er jeweils seinen Goalie. Einmal mehr hat der «Hockeygott» von Biel richtig entschieden. Simon Rytz spielte in Kloten vielleicht die beste Partie in seiner wechselvollen Hockeykarriere. Er wird auch am Samstagabend gegen Servette im Tor stehen.

Simon Rytz lässt die Scheibe in seiner Fanghand verschwinden.
Simon Rytz lässt die Scheibe in seiner Fanghand verschwinden.Bild: Daniela Frutiger/freshfocus

Simon Rytz ist kein Talentgoalie, und er verdient im Jahr wahrscheinlich weniger als der Dollarmillionär Zinsen auf sein Vermögen kassiert. Aber er ist wahrscheinlich der kampfstärkste Torhüter in der Liga. Er gibt nie auf und er gibt sich nie geschlagen und deshalb gelingt es ihm immer wieder irgendwie doch noch mit dem Schoner oder dem Stock oder der Fanghand oder sonst einem Körperteil den Puck abzuwehren. Kein Torhüter mit diesem Stil steht eine ganze Saison durch. Deshalb ist es so wichtig, dass Lukas Meili zwischendurch Simon Rytz eine Verschnaufpause verschaffen kann.

Kevin Schläpfer will Reto von Arx verpflichten

Für Kevin Schläpfer (Biel) sind nun die dritten Playoffs nach 2012 und 2013 zum Greifen nah. 2012 brachten ihm die Playoffs noch ein Mercedes-Cabriolet als Prämie ein. Sein Freund Markus Bösiger, ein erfolgreicher Immobilienhändler aus Langenthal, verspricht im Herbst 2011 vor der Saison leichtsinnigerweise ein Mercedes-Cabrio für den Fall einer Playoff-Qualifikation – die gilt zum Zeitpunkt der Wette als unmöglich. 

Bösiger hat Wort gehalten. Das schöne Auto steht in der Garage von Kevin Schläpfer. Nun ist Bösiger ein gebranntes Kind. Er hat am eigenen Geldsäckel erfahren, dass in Biel ein Hockeygott am Werk ist. Deshalb gibt es diesmal im Falle einer Playoff-Qualifikation für Kevin Schläper keine Prämie mehr. Aber vielleicht ein Geschenk für nächste Saison.

Spielt Reto von Arx nächste Saison für den EHC Biel?
Spielt Reto von Arx nächste Saison für den EHC Biel?Bild: KEYSTONE

Kevin Schläpfer hat nämlich das Melodrama um die zerbrochene Männerfreundschaft in den Bündner Bergen mit den Hauptdarstellern Arno Del Curto und Reto von Arx aufmerksam verfolgt. Nun sagt der Trainer von Biel: «Ich möchte nächste Saison Reto von Arx in meiner Mannschaft haben und ihn als Mittelstürmer einsetzen.» Ist das nun einfach so dahergeredet? «Nein», sagt Kevin Schläpfer. «Ich werde mich nach der Saison mit Reto unterhalten.» In Biel könnte der HCD-Leitwolf also wieder seine geliebte Rolle als Mittelstürmer spielen und müsste nicht – wie zuletzt in Davos – in der Verteidigung schmoren.

Dem Sportchef von Biel, Martin Steinegger, ist ein Transfer von Reto von Arx nicht ganz geheuer. Er sagt, das könne wohl kein Thema sein. «Aber da müssen sie unseren Trainer fragen, es kommt drauf an, was er dazu sagt.» Wir wissen bereits, was Kevin Schläpfer sagt. Er wünscht sich Reto von Arx in der Mannschaft. Es gibt Arbeit für den Sportbürogeneral von Biel.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
10
Der ZSC setzt Siegesserie auch im Final fort und gewinnt die erste Partie gegen Lausanne
Die ZSC Lions gehen im Playoff-Final gegen Lausanne wie erwartet 1:0 in Führung. Der 2:1-Sieg gegen Lausanne ist ein hartes Stück Arbeit mit Goalie Simon Hrubec und Traumtänzer Derek Grant als Matchwinnern.

Ohne zu brillieren blieben die ZSC Lions auch im neunten Spiel in diesen Playoffs der National League ungeschlagen. Sie waren über weite Strecken nicht besser als Lausanne, aber am Ende eine Spur abgeklärter.

Zur Story