Sport
Eismeister Zaugg

Hockey-Cup im Schweizer Fernsehen: Verschwendung von Gebührengeldern

Eishockey-Cup ist, wenn kaum einer hinschaut: Der Halbfinal Lausanne – Kloten vor halbleeren Rängen.
Eishockey-Cup ist, wenn kaum einer hinschaut: Der Halbfinal Lausanne – Kloten vor halbleeren Rängen.
Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Der Hockey-Cup im Staatsfernsehen – eine Verschwendung von Gebührengeldern

Die SRG steht unter Spardruck – und verschwendet in der Sportabteilung Gebührengelder. Die Direktübertragung des Cup-Halbfinals zwischen Lausanne und Kloten ist ein Skandal.
06.01.2016, 07:4306.01.2016, 12:31
Folge mir
Mehr «Sport»

Keine Polemik. Nur Fakten. Lausanne ist eine Hockey-Stadt. Diese Saison sind bisher pro NLA-Heimspiel 6636 Fans ins Stadion gekommen. Die letzten drei NLA-Partien waren mit 7600 Zuschauern sogar ausverkauft. Hockey rockt. Wenn es um etwas geht.

Aber das Publikum bleibt zu Hause, wenn es um nichts geht. Am Dienstagabend verloren sich beim Cup-Halbfinal gegen die Kloten Flyers 2970 Fans in der nicht einmal zur Hälfte gefüllten Arena. Trotz massiv reduzierten Preisen (Stehplätze für 10 Franken, Sitzplätze für 20 Franken). Weil der Cup als kommerzielle «Halligalli-Veranstaltung» keinerlei sportlichen Wert hat. Davos und Zug haben diese Saison sogar absichtlich verloren, um sich aus dieser lästigen Veranstaltung verabschieden zu können.

«Wer den Cup mag, soll ihn gut finden – oder eben nicht.»

Gegen rein kommerzielle Sportveranstaltungen ist nichts einzuwenden. Wir haben Gewerbefreiheit. Auch im Sport. Wenn eine Vermarktungsagentur unbedingt ins Hockey-Business einsteigen will und deshalb mit dem Cup einen neuen Wettbewerb erfindet – auch gut. Wenn eine private TV-Station diese Spiele überträgt, im Internet oder über Kabel – umso besser. Gegen den Cup ist nichts einzuwenden. Wer mag, soll ihn gut finden – oder eben nicht.

Ganz leer war das Lausanner Stadion nicht – aber trotz günstiger Tickets sehr schlecht besucht.
Ganz leer war das Lausanner Stadion nicht – aber trotz günstiger Tickets sehr schlecht besucht.
Bild: Christian Pfander/freshfocus

Aber es ist stossend, wenn sich unser gebührenfinanziertes Staatsfernsehen dazu hergibt, eine solche «Chilbi-Veranstaltung» ohne sportlichen Wert live zu übertragen und dafür Sendeplätze zu belegen. Das Westschweizer Staatsfernsehen RTS hat doch tatsächlich die Cup-Partie Lausanne gegen Kloten auf der zweiten Senderkette live gesendet. Ein Spiel, für das sich das Publikum nicht interessiert.

No Components found for watson.skyscraper.

Das wäre noch halbwegs vertretbar, wenn der zur Gebührenzahlung zwangsverpflichtete TV-Konsument wenigstens während der Qualifikation, wenn es um etwas geht, regelmässig auch Hockey-Livespiele sehen könnte.

«Eine Verschwendung von Gebührengeldern und ein Missbrauch von Sendeplätzen.»

Aber wenn sich zwischen September und Februar das grosse Drama des Strichkampfs entfaltet, bleiben die Bildschirme unseres gebührenfinanzierten Staatsfernsehens schwarz. Es gibt in der Deutsch- und Westschweiz nur Zusammenfassungen.

Der «Halligalli-Cup»-Halbfinal Lausanne gegen Kloten wird hingegen mit meinen Gebührengeldern produziert und live gesendet. Eine Verschwendung von Gebührengeldern und ein Missbrauch von Sendeplätzen. Und wir werden auch noch die Live-Übertragung des Cupfinals ertragen müssen. Auch finanziert von unseren Gebührengeldern. Noch ein Skandal. Ich kann zwar abschalten. Aber ich muss zahlen. Ob ich will oder nicht.

Lausanne steht nach dem Sieg über Kloten im Cupfinal.
Lausanne steht nach dem Sieg über Kloten im Cupfinal.
Bild: KEYSTONE

Tja, wie ist das möglich? Nun, wie ist das doch mit dieser aufgegleisten, grandiosen Werbe-Allianz zwischen Swisscom, unserem Staatsfernsehen und dem Mediengiganten Ringier? Ja, richtig: Die Agentur, die den Schweizer Cup erfunden hat und das finanzielle Risiko dieser Veranstaltung trägt, ist die in Zug ansässige InfrontRingier. Echte TV-Übertragungen im staatlichen Fernsehen und nicht bloss laufende Bilder im Internet-Operetten-TV sind fürs Geschäft so wichtig wie Sauerstoff zum Atmen. Also bekommt der Medien-Gemischtwarenladen Ringier für seine eigene Kommerzveranstaltung Live-Sendezeit beim Staatsfernsehen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber kein Schelm, wer sich wundert, warum eigentlich die Politikerinnen und Politiker, die doch sonst so gerne gegen die Verschwendung von TV-Gebührengeldern polemisieren, bei solch offensichtlichem Missbrauch schweigen.

Keine Politikerin und kein Politiker, die gerne Karriere machen wollen, erhebt seine Stimme gegen die kommerziellen Interessen des grössten Schweizer Medienhauses.

Habe fertig.

Hat auch fertig: Klotens Peter Guggisberg ist nicht mehr im Cup dabei.
Hat auch fertig: Klotens Peter Guggisberg ist nicht mehr im Cup dabei.
Bild: Christian Pfander/freshfocus

Spengler Cup: Bilder aus längst vergangenen Zeiten

1 / 15
Spengler Cup: Bilder aus längst vergangenen Zeiten
1966: Vor der schönen Bergkulisse verliert Davos (in den hellen Trikots) gegen Dukla Jihlava mit 1:10.
quelle: photopress-archiv / str
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Muckerbucht
06.01.2016 08:49registriert April 2015
Wer definiert eigentlich, wann es um etwas geht? Bin kein Fan vom Cup, aber immerhin geht's um einen Titel. Egal wie wichtig oder unwichtig. Beim allseits hochgejazzten Showturnier Spengler-Cup (der mit grosszügiger staatlicher Unterstützung stattfindet) geht's auch nicht um mehr oder weniger.
Zudem ist es bei ÖR Stationen einfach so. Knapp 95% in Radio und TV SRF gehen mir persönlich am Allerwertesten vorbei, mitbezahlen tu ich sie trotzdem (auch die Gehälter der unsäglichen Labertaschen auf SRF 3). Aber das Gejammer wegen "Gebühren-Missbrauch" ist halt aktuell gerade enorm "En Vogue".
8512
Melden
Zum Kommentar
avatar
energywolf
06.01.2016 10:02registriert November 2015
Der Cup ist eine Veranstaltung ohne sportlichen Wert, Herr Zaugg? Und wie ist es mit ihrem hochgelobten Spengler Cup!? Das SRF sendet mindestens 5 Std. am Tag! In meinen Augen ist das eine Verschwendung von Gebührengeldern, erst recht wenn zur selben Zeit die U-20 WM stattfindet und diese sich gerade mal mit einer kurzen Zusammenfassung abfinden muss.
Beim Cup geht es ja nicht mal in erster Linie um die NLA Clubs, sondern vor allem um die NLB und Amateurclubs. Vielfach kommt dies einem Volksfest gleich und sie können so Geld generieren. Eine Geste für die Juniorenarbeit der Kleinen🖖
8828
Melden
Zum Kommentar
avatar
Roger Keller (1)
06.01.2016 13:44registriert November 2015
wo ist das Problem wenn der Cup live am TV kommt ? das sportliche NULL-Turnier Spenglercup wird mit gefühlten 3800 Kameras auf dem gleichen Sender gezeigt. Mit stundenlangen Vorab-Berichten und Pausenfüllern. Das halbe Leutschenbach ist dann alben in Davos und lässt es sich gut gehen. Mit meinem Gebührengeld.
5310
Melden
Zum Kommentar
29
Georgien schafft Historisches – auch die Ukraine und Polen sind an der EM dabei
Georgien schafft es erstmals an ein grosses Turnier. Auch die Ukraine und Polen qualifizieren sich über die Playoffs für die EM in Deutschland.

Die von Willy Sagnol trainierten Georgier setzten sich im Playoff-Final gegen Griechenland nach Penaltyschiessen durch und werden im nächsten Juni in Deutschland gegen die Türkei ihr erstes EM-Spiel bestreiten. Die weiteren Gruppengegner sind Portugal und Tschechien.

Zur Story