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Haben Sie je gehört, dass beim FC Basel irgendjemand ausdrücklich erklärt, man nehme die Champions League ernst? Nein. So eine Erklärung ist völlig unnötig und wäre geradezu absurd. Denn im Klub-Fussball ist die Champions League das Ziel aller Träume – und Big Business. Nur europäisch ist das grosse Geld zu verdienen.
Im Eishockey ist es gerade umgekehrt. Das grosse Geld ist nur in der nationalen Meisterschaft zu holen. Die Champions League ist eine lästige Pflichtübung und kostet bloss Geld und Zeit und Mühe. Daher sehen sich die Manager schon mal genötigt zu erklären, man nehme die Sache ernst. Wer eine Aufgabe im Sport als lästige Pflichtübung betrachtet, scheitert. Das musste der HC Davos soeben im Schweizer Cup erfahren (als Meister vom Erstligisten Dübendorf eliminiert).
Nicht das Format der Champions League macht den Erfolg im Fussball aus, sondern die Attraktivität des internationalen Klubfussballs. Real Madrid, Barcelona, Bayern München – Namen, die auch jenen geläufig sind, die sich nicht für Fussball interessieren.
Wenn das Format Champions League nicht mit grossen Namen belebt werden kann und für die besten Teams reserviert ist, funktioniert es nicht richtig. Eishockey ist durch und durch eine nationale Angelegenheit. Es gibt keine europäischen Klubs mit internationaler Ausstrahlung. Wer Kärpät Oulu hört, denkt an eine neue Knäckebrot-Sorte bei Coop. Die einzigen Klubteams mit internationaler Strahlkraft spielen in der NHL – oder in Russland. Weder die NHL noch die grossrussische KHL beteiligen sich an der neuen Champions Hockey League.
Es gibt keine internationale TV-Abdeckung des europäischen Klubhockeys. Und logischerweise auch keine TV-Präsenz dieser seltsamen Champions Hockey League, die auch nur annähernd an das Pendant im Fussball herankommt. Und schliesslich und endlich können die Klubs kein Geld verdienen und sind entsprechend halbherzig bei der Sache. Nichts hat das Fehlkonstrukt der neuen Champions Hockey League besser entlarvt als der offizielle Start vor einem Jahr. Die ZSC Lions, die Sieger der alten Champions Hockey League (Saison 2008/09), begannen den Wettbewerb mit einem Heimspiel in ... Dübendorf. Weil es sich nicht lohnte, für ein Spiel, das niemanden interessierte, eine richtige Hockey-Arena zu mieten.
Wir können sogar sagen: Nie in der neueren Sportgeschichte ist ein Wettbewerb so dilettantisch aufgezogen worden, wie die aktuelle Champions Hockey League. Sie leidet von allem Anfang an einer Ursünde, die sie nicht mehr aus den Kleidern bekommt. Eine Champions League ist für Champions reserviert. Also für Meister und Qualifikationssieger. Aber in der Champions League des Eishockeys spielen Kreti und Pleti, sogar Abstiegsrundenteilnehmer aus der Schweiz. Eine solche Operetten-Champions League kann gar nicht richtig funktionieren. Wenn schon die Klubs kaum internationale Ausstrahlung haben, dann wäre es doppelt und dreifach wichtig, nur die Besten, die Champions, spielen zu lassen.
Die alte Champions League hatte ein Format, das funktionierte und aus dieser ersten Champions League wäre etwas geworden. Es war eine Champions League, reserviert für Champions. Mit der russischen KHL. Mit den besten Teams ausserhalb der NHL. Die Bezeichnung Champions League garantierte höchstes Niveau ausserhalb der NHL. Exklusivität. Eine Premium-Marke. Aber weil es der Generalsekretär des Internationalen Hockeyverbandes (IIHF) unterlassen hatte, mit den internationalen Sponsoren für diese Champions League eine Bankgarantie abzuschliessen, war nach einer Saison im Frühjahr 2009 schon wieder Schluss.
Das halbpatzige neue Format zeigt die Ohnmacht des IIHF gegenüber den autonomen Ligen. Die neue Champions Hockey League managt nicht mehr der Dachverband IIHF. Die Klubs haben diese Liga kreiert, ja die Klubs sind selber an der Aktiengesellschaft beteiligt, die diesen kuriosen Wettbewerb organisiert. Diese Beteiligung garantiert diesen Klubs einen Platz im Tableau – unabhängig von der sportlichen Leistungsfähigkeit. Einen absurderen, internationalen Wettbewerb hat es noch gar nie gegeben. Die Bezeichnung Champions League ist Etikettenschwindel. Dabei hätte, wie die alte Champions League zeigte, erstklassiges internationales Hockey, Hockey der Champions, nicht der Abstiegsrundenteilnehmer, durchaus eine Chance.
Wenn die Qualität des Teilnehmerfeldes nicht stimmt bzw. verwässert wird, der Modus jedes Jahr wechselt (die diesjährige Champions League hat ein anderes Format als die letztjährige), eine zentrale Autorität im Management fehlt (nur ein internationaler Verband kann so einen Wettbewerb erfolgreich organisieren) und zu viele Klubs nur halbherzig dabei sind – dann wird es schwierig einen neuen Wettbewerb im dichtgedrängten internationalen Kalender unterzubringen – und in den Programmen der grossen TV-Stationen unterzubringen.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Schweizer Klubs die neue Champions League noch nie richtig ernst genommen und sich mehrheitlich blamiert haben. Und es ist kein Zufall, dass der HC Davos als einziges Schweizer Team in der neu lancierten Champions Hockey League noch immer dabei und so weit gekommen ist, wie noch keine andere NLA-Mannschaft.
Arno Del Curto ist der einzige Trainer in der Schweiz, der seine Jungs fürs europäische Hockey zu begeistern vermag. Weil er diese Saison selber diese Herausforderung sucht und sich in den Kopf gesetzt hat, international etwas zu bewegen. Del Curto ist ein Trainer mit Gestaltungskraft. Weil die Champions Hockey League im Eishockey keine Träume weckt wie im Fussball, braucht es einen Trainer, der seinen Jungs auf dieser Mission vorangeht. So gesehen ist Arno Del Curto der einzige NLA-Trainer, der kapiert hat, wie diese Champions Hockey League funktioniert. Und es passt ins Bild, dass er mit Helsinki soeben jenes Team aus dem Wettbewerb geworfen hat, gegen das der SCB mit seinem halbherzig gespielten prähistorischen Schablonen-Hockey chancenlos war.
War das wirklich so? Also soweit ich mich erinnern mag, hatte die CHL die gleichen Probleme. Leere Stadien, wenig Interesse.
Erst als die ZSC-Lions durchstarteten nahm man Notiz davon und es brach eine regelrechte Euphorie aus.
Aber könnte nicht dieselbe Euphorie entstehen, wenn ein CH-Team durchstartete?
Klar ist die CHL in der jetztigen Form zu gross und bestimmt sind noch gewisse Anpassungen am Modus nötig. Aber gebt dem Wettbewerb doch eine Chance