Die Chancen auf die zweiten NLA-Playoffs waren so gut wie noch nie seit 2011. Nun ist die Ernüchterung gross. In den zwei Niederlagen gegen Servette (1:3) und Kloten (3:5) sind die Playoffs verspielt worden.
Um das Scheitern zu verstehen, genügt es, diese zwei Partien zu analysieren. Die Langnauer zerbrachen an ihrer Unfähigkeit im Powerplay. 12 Überzahlsituationen vermochten sie in den beiden letzten Spielen nicht auszunützen. Damit erübrigen sich weitere Analysen.
Mut, Kraft, Disziplin und taktische Schlauheit stabilisieren die Defensive und können ein Team weit tragen. Im Falle der Langnauer bis an die Schwelle der Playoffs. Die SCL Tigers haben nur ein Tor mehr kassiert als Lugano und stehen bei den Gegentoren auf Position 6.
Aber Mut, Kraft, Disziplin und taktische Schlauheit reichen nicht für die Playoffs. Dafür braucht es zusätzlich Talent. Talent für ein gutes Powerplay. Mut, Kraft, Disziplin und taktische Schlauheit trugen die Deutschen nur zur grössten Sensation des internationalen Hockeys seit 1980, weil sie auf ihrem wundersamen Weg bis ins olympische Finale in jeder entscheidenden Partie – gegen die Schweiz, Kanada und Schweden – einen Treffer in Überzahl erzielten. Langnau hatte den Mut, die Kraft, die Disziplin und die taktische Schlauheit, um nach einem miserablen Start (fünf Niederlagen in Serie) doch noch um den letzten Playoff-Platz zu spielen. Aber nicht das Talent (und das Powerplay) um das Wunder zu vollbringen.
Talent kostet Geld. Schweizer Spieler, die in Schlüsselpartien die Differenz machen, können die Emmentaler nicht bezahlen. Einige mit helvetischer Lizenz sind zwar durchaus dazu in der Lage, an einem geschenkten Abend ein Spiel zu entscheiden und kleinere Wunder zu vollbringen. Zum Beispiel Pascal Berger, Anton Gustafsson, Alexei Dostoinov oder Thomas Nüssli. Aber es bleiben «geschenkte Abende».
Wenn es kein «Wenn & Aber» mehr gibt, wenn in einem bestimmten Spiel die grosse Leistung erbracht werden muss – dann sind sie alle nicht gut genug. Um es etwas boshaft auf den Punkt zu bringen: das ist der Grund, warum sie in Langnau und nicht dort spielen, wo mehr bezahlt wird. Die «Alles-oder-Nichts»-Partien gegen Servette und Kloten sind wegen eines miserablen Powerplays verloren gegangen.
Und tatsächlich hat Langnau trotz eines untadeligen, ja grossen Trainers auch über die ganze Saison gesehen das schwächste Überzahlspiel der gesamten Liga (13,55 Prozent Auswertung). Selbst in der Swiss League haben nur drei Teams ein noch schwächeres Überzahlspiel. Deshalb hat Langnau die schwächste Offensive der Liga und sogar noch ein Tor weniger erzielt als Kloten.
Wenn die Spieler mit Schweizer Lizenz nicht gut genug sind für ein wirkungsvolles Powerplay – dann müssen die ausländischen Arbeitskräfte die Differenz machen. Spitzenteams können sich durchschnittliche Ausländer leisten. Mannschaften wie Langnau hingegen nicht. Oder noch einfacher gesagt: Gute Ausländer sind nicht alles. Aber für ein Team wie Langnau ist ohne gute Ausländer alles nichts. Der Finne Eero Elo ist Langnaus Topskorer. Auf Platz 45 (!) der Liga-Skorerliste. Noch weiter hinten finden wir die zwei anderen bereits bei Saisonbeginn zur Verfügung stehenden ausländischen Stürmer Antti Erkinjuntti (52.) und Aaron Gagnon (64.).
Ja, es war Pech, dass Antti Erkinjuntti am 6. Januar durch ein Foul von SCB-Topskorer Mark Arcobello so schwer verletzt worden ist, dass er elf Spiele aussetzen musste und erst am Samstag gegen Servette ins Team zurückkehren konnte. Zum Zeitpunkt des Ausfalls war er Teamtopskorer.
Und der finnische Verteidiger Ville Kostinen hatte sich Anfang Januar aus privaten Gründen aus Langnau verabschiedet. Er war im Powerplay ein Schlüsselspieler. Aber solche Schicksalsschläge treffen im Laufe einer Meisterschaft die meisten Teams. So oder so hat Langnau die Playoffs nicht wegen dem Faktor «Glück & Pech» verloren. Sondern wegen des ungenügenden ausländischen Personals. Die schwächsten Ausländer der Liga haben Langnau die Playoffs gekostet.
Kloten zittert aus dem gleichen Grund um den Liga-Erhalt. Aber die Ausländer-Situation ist dort anders als in Langnau: durch schiere Dummheit - durch den Verzicht auf die Besetzung aller Ausländerpositionen beim Saisonstart – hat sich Kloten um alle Chancen gebracht. Ville Kostinen und Antti Erkinjuntti verdienen in Langnau knapp die Wertung «genügend». Das wäre kein Problem, wenn wenigstens zwei andere Ausländer dazu in der Lage wären, das Team zu führen.
Aber das sind weder Aaron Gangon noch Ville Koistinen. Und die Löhne für das zusätzliche ausländische Personal – Andreas Thuresson und Mikael Johansson – darf als reine Geldverschwendung abgebucht werden. Bei der Rekrutierung des ausländischen Personals hat Sportchef Jörg Reber versagt.
Die Lehre aus dieser Saison: nur erstklassige Ausländer sind gut genug für Langnau. Hier werden die Langnauer Geld investieren müssen – und es bleibt auch so ein Glücksspiel. Auf dem internationalen Markt Spieler zu finden, die das Talent und die Persönlichkeit haben, um ein Team zu führen, kostet viel Geld und ist zur Hälfte Glückssache.
Jörg Reber hat Glück. Nur Eero Elo hat einen weiterlaufenden Vertrag. Die Verlängerungsoption mit Antti Erkinjuntti hat er auslaufen lassen. Er kann also drei neue ausländische Stars verpflichten. Eine der drei Lizenzen ist zwingend für einen hochkarätigen Verteidiger einzusetzen. Mit der Kragenweite von Maxim Noreau – oder besser.
Die SCL Tigers gerieten diese Saison nie in Abstiegsgefahr und konnten bis zum zweitletzten Spiel auch deshalb auf die Playoffs hoffen, weil gleich mehrere nominell klar bessere Mannschaften in die Krise geraten (Kloten, Lausanne, Servette, ZSC Lions) oder unter den Möglichkeiten geblieben sind (Fribourg).