Der hat das Reizthema Geld aufgefrischt und errechnet, dass ein WM-Spieler, der die ganze Vorbereitung mitmacht und dann mit dem Team an der WM nicht bis ins Viertelfinale kommt, sogar drauflegt. Dies, weil er die Stöcke selber bezahlen muss und weil es beim Verpassen der Viertelfinals keine Prämien und für die WM-Teilnahme kein Startgeld gibt. Nur Tagesspesen. «Tages-Anzeiger»
Diese Rechnung stimmt. Nach wie vor gilt das bereits von Verbandsdirektor Peter Zahner (seit 2007 bei den ZSC Lions) ausgearbeitete Modell: Prämien kriegen die Spieler erst ab dem Viertelfinal. Sie können sich die WM-Prämie teilen, die der internationale Verband (IIHF) den Landesverbänden gemäss der Klassierung an einer WM auszahlt. 2013 bekam jeder Silberheld 23'000 Franken. Mit diesem Modell wird jede WM-Expedition für den Verband mehr oder weniger kostenneutral. Zum Vergleich: Die Nati-Fussballer kassierten allein für die WM-Qualifikation2014 schon 135'000 Franken.
Würde mehr Geld die Leistungen verbessern? Nein. Wenn Geld der Grund ist, für die Nationalmannschaft zu spielen, dann ist der Nationaltrainer auf verlorenem Posten. Es hat in der Vergangenheit, in den 1970er-Jahren, tatsächlich Versuche gegeben, Spieler durch individuelle Geldzahlungen zur WM-Teilnahme (damals in der B-Gruppe) zu motivieren. Ohne Erfolg und mit viel Desaster.
Auch viele der grossen Hockey-Nationen (Kanada, Schweden, Finnland, USA) locken die Spieler nicht mit Prämien zur WM. Einzig die Russen haben immer wieder mit dem Verband heisse Diskussionen um die WM-Prämien. Es geht bei der WM im besten Wortsinne um Geist, nicht um Geld. Geld ist nie die grösste Motivation für grosse Spieler. Sonst könnte ja der Erfolg «gekauft» werden.
Grosse Spieler sind nicht grosse Spieler, weil sie viel Geld verdienen. Sie verdienen viel Geld, weil sie eben grosse Spieler sind. Wäre Geld der zentrale Faktor, dann hätte Lugano nicht seit 2006 jede Playoff-Serie verloren. Würden wir unsere Stars mit grossem Geld für die WM motivieren, dann hätten wir nichts anderes als ein Lugano auf internationalem Niveau: Viel Talent, viel Spektakel und praktisch nullkommanull Erfolg.
Kanadas Superstar Sidney Crosby spielt beispielsweise «for the Love of the Game». Er hat in der Nacht nach dem Ausscheiden aus den Stanley-Cup-Playoffs mit Pittsburgh gleich beim kanadischen Verband angerufen und sich sozusagen selber für das WM-Team angemeldet und nominiert. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt Kanadas WM-Mannschaft schon komplett – aber für Sidney Crosby gibt es immer einen Platz.
Der kanadische Verband (Hockey Canada) organisiert die WM-Teilnahme und hat nicht die Mittel für WM-Prämien. Es gibt höchstens Spesen und Extras wie die Reise von Begleitpersonen (Eltern, Ehefrau oder Freundin) plus Unterkunft an die WM.
Für Kanadas «Golden Boy» – er erzielte im Olympia-Final von 2010 in Vancouver in der Verlängerung gegen die USA den Siegestreffer – geht es in Prag um etwas viel Besonderes als um Geld: Um den Eintritt in den erlauchten «Triple Gold Club». Mitglieder sind jene Spieler, die Weltmeister, Olympiasieger und Stanley-Cup-Sieger sind. Bis heute haben rund 15'000 Spieler an einer WM teilgenommen, 4000 haben das Olympia-Turnier gespielt und mehr als 9000 haben seit 1895 versucht, den Stanley Cup zu gewinnen. Aber bis heute haben nur 25 alle drei gewonnen.
Prag ist für Sidney Crosby eine einmalige Chance, die Nummer 26 in der exklusivsten Hockey-Männerrunde der Welt zu werden. Das ist die grössere Motivation als eine Million Dollar. Er ist bereits Stanley-Cup-Sieger und Olympiasieger. Aber noch nicht Weltmeister.
Bei Pittsburgh verdiente er letzte Saison 12 Millionen Dollar. Sein Vertrag bis 2021 bringt ihm durchschnittlich jedes Jahr 8,7 Millionen Dollar ein. Er hat mit Pat Brisson den gleichen Agenten wie Mark Streit. Unser Nationalmannschafts-Captain verdiente letzte Saison bei Philadelphia 6,25 Millionen Dollar und der bis 2017 laufende Vertrag bringt ihm durchschnittlich 5,25 Millionen Dollar ein. Er ist der bestverdienende Schweizer Mannschaftsportler aller Zeiten.
Im Eishockey ist letztlich die WM-Teilnahme auch so etwas wie eine Rückzahlung. Eine Karriere ist in Europa ohne den Verband nicht möglich. Grundsätzlich bilden zwar die Klubs die Spieler aus. Aber für die Entwicklung zum Spitzenspieler braucht es auch die internationalen Leistungsvergleiche schon im Juniorenalter. Und die organisiert und finanziert der Verband.