Auston Matthews (17) ist einer der talentiertesten Spieler der Welt. Der Stürmer kann aber erst in einem Jahr durch den NHL-Draft gehen und in Nordamerika als Profi spielen. Eine weitere Saison als Junior macht für die sportliche Entwicklung keinen Sinn mehr.
Deshalb will das amerikanische Wunderkind die Saison in der Schweiz bei den ZSC Lions verbringen. Die Zürcher wollen ihn als Ausländer verpflichten und ihm eine tragende Rolle geben. ZSC-Sportchef Edgar Salis hat offiziell bestätigt, dass er an diesem Transfer arbeitet. Auch Trainer Marc Crawford hat sich schon öffentlich begeistert über die Ankunft von Auston Matthews geäussert.
Alles ist klar. Auston Matthews will zu den ZSC Lions. Ein anderer Klub kommt für ihn in Europa nicht in Frage. Das Salär ist auch schon geregelt. Aber nach wie vor gibt es keine Bestätigung des Transfers. «Die Sache ist heikel, wir können dazu noch nichts sagen», verkündet ZSC-Manager Peter Zahner. «Ich darf nicht sagen, warum sich die Sache verzögert», sagt Sportchef Edgar Salis.
Die Zurückhaltung ist verständlich. Denn die Sache ist in der Tat hoch heikel. Es handelt sich um eine juristische Auseinandersetzung. Genauer: um die Ausführungsbestimmungen des Bundesamtes für Migration. Diese Ausführungsbestimmungen regeln die Voraussetzungen, die bei einer Arbeitsbewilligung von Angehörigen aus Drittstaaten (also nicht EU-Ländern) erfüllt sein müssen. Diese Bestimmungen stellen klar, dass nur qualifizierte Arbeitnehmer angestellt werden.
Für Fussball- und Eishockeyspieler gibt es eine klar formulierte Regelung: Ein Spieler aus einem Nicht-EU-Staat bekommt in der Schweiz nur dann eine Arbeitsbewilligung, wenn er zuvor mindestens ein Jahr im Ausland als Profi in einer ersten Mannschaft gespielt hat.
Obwohl die Qualifikation von Auston Matthews unbestritten ist und er als einer der besten Spieler seiner Altersklasse gilt, erfüllt er diese Bedingungen klar nicht.
Die ZSC Lions sind nicht die einzigen, die dieses Problem haben. Der FC Basel hat beispielsweise mit dem serbischen Supertalent Veljko Simic einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen. Weil er zuvor nicht ein Jahr Profi in einer ersten Mannschaft war, hat er für die abgelaufene Saison keine Arbeitsbewilligung erhalten.
Selbst ein Gang vors Bundesverwaltungsgericht hat nicht geholfen. Die Basler haben ihn deshalb für eine Saison an den slowenischen Erstligisten Domzale ausgeliehen. Nun wird er die Arbeitsbewilligung erhalten.
Was können die ZSC Lions tun? Eine Initiative, um diese Ausführungsbestimmung zu kippen, ist bereits aus Fussballkreisen gestartet. Aber es kann dauern, bis sich im Bundesamt etwas bewegt. Die ZSC Lions können vor Gericht mit einer superprovisorischen Verfügung die Arbeitsbewilligung erzwingen – aber nur für die Dauer des Bewilligungsverfahrens. Lehnt das Bundesamt für Migration das Gesuch dann doch ab, muss Auston Matthews die Schweiz unverzüglich verlassen.
Nun gibt es einen interessanten Fall: Der HC Davos hat mit Verteidiger Ryan O’Connors in der Saison 2013/14 einen Spieler eingesetzt, der vorher in Nordamerika nur Junior war. Also im gleichen Status wie Auston Matthews. Aber Ryan O’Connors ist Kanadier und hat aufgrund eines Spezialabkommens über erleichterten Austausch von Arbeitskräften zwischen der Schweiz und Kanada die Arbeitsbewilligung trotzdem bekommen. Zwischen der Schweiz und den USA besteht dieses Abkommen nicht.
Nun läuft das Forechecking der ZSC-Juristen gegen das Bundesamt für Migration auf Hochtouren. In den nächsten zwei Wochen dürfte der Entscheid fallen.