In Zeiten der Welt-Viruskrise rückt der Sport in den Hintergrund. Weil es ganz einfach Wichtigeres gibt. SCB-Sportchef Alex Chatelain ist mit schauderhaften Transfers am Zerfall des Meisterteams (Playoffs verpasst) zu einem schönen Teil verantwortlich.
In normalen Zeiten wäre der fleissige SCB-Sportchef wahrscheinlich nicht mehr im Amt. Da SCB-Mitbesitzer, Verwaltungsrat und Manager Marc Lüthi in Nibelungentreue zu seinen Mitarbeitern hält (was erfreulich ist), hätte Alex Chatelain jetzt halt einen neuen Job – in der SCB-Gastronomie, im SCB-Nachwuchs oder in der SCB-Administration.
Aber Marc Lüthi war in letzter Zeit erst einmal damit beschäftigt, den Betrieb stillzulegen. Der SCB ist ein Gastronomie-Konzern, der die Sportabteilung querfinanziert und insgesamt mit 16 Gastrobetrieben im Grossraum Bern und dem Hockeybusiness jährlich fast 60 Millionen Franken umsetzt. Da hatte er wahrlich anderes zu tun als sich um die Besetzung Sportabteilung zu kümmern.
Und doch gibt es Fragen, die sich seine zahlreichen Kunden – der SCB hat die meisten Zuschauer ausserhalb der NHL – nach der sportlich missglückten Saison stellen. Beispielsweise die nach der sportlichen Führung.
Marc Lüthi, bleibt die sportliche Führung um Alex Chatelain im Amt?
Marc Lüthi: Es ist nicht schönes Wetter draussen.
Das sehe ich auch. Also: bleibt die sportliche Führung unverändert?
Auf diese Frage kann ich Ihnen keine Antwort geben.
Aber Sie könnten mit einem überzeugenden «Ja, natürlich!» ein für allemal die Spekulationen beenden.
Aber ich kann Ihnen keine Antwort geben.
Warum denn nicht?
Weil wir in dieser Sache noch nicht entschieden haben.
Sie sind der Boss. Sie entscheiden.
Träumen Sie weiter.
Aber warum entscheiden Sie nicht? Das SCB-Kerngeschäft ist nach wie vor der Sport und die sporttechnische Führung ist wichtig.
Wir haben einen Sportchef und sind handlungsfähig. Ohnehin können wir jetzt keine neuen Spieler engagieren. Bis auf zwei Ausländer ist unsere Mannschaft komplett.
Und vielleicht kommt ja noch Gaëtan Haas aus der NHL zurück.
Ja, vielleicht.
Haben Sie den kompletten Restaurations-Betrieb stillgelegt.
Ja, vollständig.
Und das Personal auf Kurzarbeit gesetzt.
Ja.
Die Spieler haben ja noch den April-Lohn ausstehend. Geht der auch auf Kurzarbeit?
Ja.
Können Sie schon abschätzen, wie hoch die Einnahmeausfälle in der Gastronomie sind?
Nein. Wir brauchen noch etwa eineinhalb Wochen, um die genauen Zahlen zu ermitteln. Das ist nicht so einfach. Zumal ja niemand weiss, wie lange die Krise dauert.
Haben Sie schon den Sofortkredit beantragt, der aus dem 50 Millionen-Fond für die Sportunternehmen bereitsteht.
Nein.
Sie sind also noch liquid.
Ja.
Wie lange noch?
Das kann ich noch nicht sagen.
Aber bis zum ersten Ablaufdatum des Lock-Downs am 19. April schon?
Ja, natürlich.
Sie verschicken im Mai die Rechnungen für die Dauerkarten der neuen Saison und wer bis Ende Juni nicht zahlt, ist seinen Sitzplatz los. Werden Sie wegen der Krise nun etwas länger warten?
Das haben wir noch nicht entschieden.
Marc Lüthi hat im Laufe unseres Gesprächs ja gesagt: «Träumen Sie weiter». Die Träume der SCB-Fans – immerhin hat der SCB die meisten Zuschauer ausserhalb der NHL – sind eigentlich ganz bescheiden und realistisch: sie träumen von einem Sportchef, der auch mal bessere Transfers zustande bringt als Miika Koivisto, Andrew McDonald, Thomas Thiry oder Simon Sterchi. Marc Lüthi kann diese vernünftigen Träume wahr werden lassen. Auch in Zeiten der Krise.
Gar keine Ahnung.
Bliibed gsund.
Unsinnige Fragen bringen spitze Antworten.