Weiterentwicklung ist beim SCB für einen jungen Spieler inzwischen fast unmöglich geworden. Entweder ist einer ein Jahrzehnttalent wie Torhüter Philip Wüthrich (22) oder Verteidiger Mika Henauer (20) und so gut, dass er einfach nicht ignoriert werden kann. Oder es bleibt nur ein Transfer zu einem Klub, wo kompetente Sportchefs und Trainer Perspektiven aufzeigen und eine Weiterentwicklung ermöglichen.
Zu diesen Klubs gehört Ambri. Hier wird die Sportabteilung von Paolo Duca exzellent gemanagt und Trainer Luca Cereda gehört zu den besten Ausbildnern und «Bandengenerälen» der Liga. So ist es eigentlich logisch, dass Yanik Burren (23) auf nächste Saison mit einem Mehrjahresvertrag nach Ambri wechselt. Er steht in einer entscheidenden Phase seiner Karriere. Er hat das Potenzial zum permanenten Nationalverteidiger (4 Operetten-Länderspiele hat er schon bestritten). Aber er muss nun dieses Potenzial umsetzen.
Gut möglich, dass auch André Heim (22) nächste Saison in Ambri spielt. Anders als bei Yanik Burren ist der Deal noch nicht gemacht und es gibt mehrere Optionen. Der 80-fache Junioren-Internationale ist zwar Stürmer und nicht Verteidiger. Aber er hat ein ähnliches Karriere-Profil wie Yanik Burren: das Potenzial zum Nationalstürmer (auch er hat schon 3 Operetten-Länderspiele bestritten). Nun ist die Zeit gekommen, um dieses Potenzial auszuschöpfen. In Ambri ist die Chance zum nächsten Karriere-Schritt unter den gegebenen Umständen grösser als in Bern.
Der 71-fache Junioren-Internationale Yanik Burren wandelt auf den Pfaden von Marco Müller (26). Der Mittelstürmer hatte beim SCB keine Chance und wechselte 2017 rechtzeitig nach Ambri, steigerte seine Produktion schon in der ersten Saison um 19 Punkte und führt heute oft den ersten Sturm.
Dass Mika Henauer in Bern um drei Jahre verlängert, hat mehr mit der persönlichen als den sportlichen Aussichten beim SCB zu tun: Der kluge junge Mann wird in Bern studieren. Also macht es Sinn, in Bern zu spielen und zu verdienen. Er ist so gut, dass er sich so oder so durchsetzen wird.
Beim SCB zeichnet sich ab, dass die liebgewordene Transferstrategie der letzten drei Jahre fortgesetzt wird: die eigenen Talente weitgehend ignorieren und dafür talentierte oder auch weniger talentierte Mitläufer (wie Neuenschwander, Bader, Pestoni, Sciaroni, Thiry, Zryd oder Praplan) zu überhöhten Salären engagieren. So ist der SCB zum schlimmsten Lohntreiber für Durchschnittsspieler geworden und hat kein Geld mehr für grosse Transfers.
Viele der besten Talente mit auslaufenden Verträgen sind inzwischen vergeben: Biels Valentin Nussbaumer (20), Axel Simic (21) und Raphael Prassl (23) wechseln von den ZSC Lions zu Davos. Julian Schmutz (26), Langnaus Antwort auf Tristan Scherwey, zügelt ebenfalls nach Davos. Unfassbar, dass der SCB hier nicht dran war.
Der HC Davos steht vor einer ähnlichen Herausforderung wie der SCB. Nach ruhmreichen Jahren muss eine neue Mannschaft aufgebaut und die ureigene, unverwechselbare Philosophie (attraktives Tempohockey) weiterentwickelt werden. Beim HCD mündete das erste Aufbaujahr nach Arno Del Curto und verpassten Playoffs mit einer Rückkehr in die Spitzengruppe (letzte Saison den Qualifikationssieg nur um einen Sieg verpasst). Das zweite Jahr gestaltet sich diese Saison etwas schwieriger. Aber die Stilrichtung ist klar zu erkennen und die nun gemachten Transfers werden die Position der Davoser in der oberen Tabellenhälfte festigen.
Beim SCB endete das erste Jahr nach Kari Jalonen mit dem Verpassen der Playoffs. Das zweite mündet für den Meister und Titelverteidiger nun mit dem ersten Absturz auf den letzten Platz. Eine sportliche Stilrichtung oder Philosophie ist beim SCB nicht mehr zu erkennen.
Logisch also, dass junge Spieler mit Potenzial und Perspektiven ihre Zukunft nicht mehr unbedingt beim SCB sehen.
Chris, rette uns!
Dieses Talent-Fördern ist ihm einfach zu mühsam.. Da holt er lieber ein paar mittelmässige Ausländer ins Team.