Sami Sandell hat es im Training noch einmal probiert. Aber es geht nicht. Eine weitere eingehende Untersuchung hat einen Knorpelschaden im Knie zutage gefördert. HCD-Präsident Gaudenz Domenig bestätigt auf Anfrage: «Ja, es ist so. Wir gehen davon aus, dass er diese Saison wohl nicht mehr spielen kann.»
Der Davoser Trainer Arno Del Curto hatte sich vom schnellen, kräftigen und rauen Powerstürmer (188 cm/94 kg) viel erhofft –immerhin hatte er letzte Saison in der höchsten finnischen Liga in 53 Partien 48 Punkte gebucht und er wäre in der NL mindestens für einen Punkt pro Spiel gut gewesen. Der Finne hätte zudem der jungen Mannschaft zu grösserer offensiver Wasserverdrängung und mehr Respekt verhelfen sollen. Er hat diese Saison noch kein Qualifikationsspiel für den HCD bestritten.
Damit ist klar und nun auch intern unbestritten, dass ein neuer ausländischer Stürmer verpflichtet wird. Zurzeit hat der HCD mit Verteidiger Magnus Nygren sowie den Stürmern Perttu Lindgren und Shane Prince nur noch drei einsatzfähige ausländische Feldspieler. Die vierte Ausländerlizenz wird vom «Lottergoalie» Anders Lindbäck beansprucht. Der Schwede gehört nicht einmal zu den statistisch besten 12 Torhütern der Liga.
Sobald ein vierter ausländischer Feldspieler verpflichtet, lizenziert und mit einer Ausrüstung versehen ist, wird Arno Del Curto zumindest in einzelnen Partien in Gottes Namen halt den ungeliebten Gilles Senn (22) ins Tor stellen und mit vier ausländischen Feldspielern nach vorne Dampf machen.
Inzwischen ist auch klar, was Del Curto zur panikartigen Verpflichtung von «IKEA-Goalie» Anders Lindbäck veranlasst hat. Intern gilt: Die Mannschaft habe kein Vertrauen mehr zu Gilles Senn und Joren van Pottelberghe gehabt.
Ob das tatsächlich so ist – kurios tönt es allemal – spielt keine Rolle. Wichtig ist: Die Karrieren von Gilles Senn und Joren van Pottelberghe (zurzeit leihweise in Dänemark) in Davos sind beendet. Inzwischen ist die Vertrauensbasis tatsächlich zerstört. Beide werden nächste Saison ihr Glück in Nordamerika suchen – und anschliessend im Unterland. Der HCD braucht also so oder so für die kommende Saison zwei neue Goalies.
Gottseidank trifft sich am Samstag der Kristall Club in Davos oben zu einer Zusammenkunft. Am gleichen Tag ist ja auch die HCD-Hauptversammlung im Kongresszentrum. Der 2006 gegründete Kristall Club mit 60 Mitgliedern tut finanziell Gutes für den HC Davos. Was andernorts ein Milliardär, ist beim HCD der Kristall Club.
Der Mitgliederbeitrag beträgt 25'000 Franken im Jahr und der Kristall Club überweist dem HCD jede Saison 1,5 Millionen Franken (60 x 25'000 Franken). Darüber hinaus ist diese Runde aus Personen mit abgeschlossener Vermögensbildung – viele aus der Region Zürich (der HCD wird tatsächlich zu einem schönen Teil mit «Flachlandgeld» alimentiert) – immer wieder bereit, den HC Davos auch über den obligatorischen Jahresbeitrag hinaus finanziell zu unterstützen.
Da nun klar ist, dass es einen neuen Ausländer braucht – und zwar einen guten und die Guten sind teuer – kann Präsident Gaudenz Domenig am Samstag gleich den Antrag um einen kleinen Zustupf stellen. Aus Davos wird gemeldet, es hätten sich sowieso schon besorgte Herren aus dem Kristall Club beim Vorsitzenden gemeldet und gefragt, ob man «etwas tun könne». Die «Hockey-Berghilfe» wird es schon richten.