Sag das doch deinen Freunden!
Martin Gerber hat Klotens Sieg in Bern (5:4 n.V) im besten Wortsinne festgehalten. Mit grandiosen Paraden – auch zweimal gegen den alleine anstürmenden SCB-Topskorer Corey Conacher – hielt er seine Jungs im Spiel. Die Leistung schätzt er realistisch ein. «Wir haben gewonnen, weil die Berner noch einen Fehler mehr als wir gemacht haben.»
Die meisten Fehler machte SCB-Torhüter Jakub Stepanek, zwölf Jahre jünger als Gerber. Drei der fünf Tore waren haltbar: das 2:2, das 4:4 und das 4:5. Dem SCB bleibt nicht viel mehr als die Hoffnung, dass sich der ehemalige tschechische Nationalgoalie nach und nach an unser offenes Lauf- und Tempohockey gewöhnt und nicht mehr so viele Pucks auf die Stockschaufeln der gegnerischen Stürmer abprallen lässt.
Martin Gerber wird im «Strichkampf» zur Schlüsselfigur der Kloten Flyers. Er ist nach wie vor dazu in der Lage, Spiele für seine Mannschaft zu gewinnen. Also ein grosser und nicht nur ein guter Torhüter. Und der Hockey-Weltreisende mit mehr als 800 Spielen in Signau, Thun, Langnau, Schweden, in den USA, in Kanada und nun in Kloten hat er noch nicht genug. Der alte Mann und das Tor. «Ich will noch eine weitere Saison spielen. Wenn immer möglich in Kloten. Ich hoffe, dass wir im Laufe dieses Monats eine Einigung erzielen können.»
Die Verhandlungen mit seinem Trainer und Sportchef Sean Simpson werden nicht allzu schwierig sein. Erstens steht der Kanadier auf routinierte Spieler und zweitens gehörte der Emmentaler zu seinem Silber-Nationalteam von 2013.
Wenn Sean Simpson mit Martin Gerber nicht verlängern würde, dann müsste er einen ausländischen Torhüter verpflichten. Damit ist nicht zu rechnen. Martin Gerber steht vor der Vertragsverlängerung.
Klotens Torhüter-Titan wird im September 42. Ein biblisches Hockey-Alter. Aber er kam erst mit 24 in Langnau ganz oben in der NLA an. Er hat weniger Kilometer auf dem Tacho als seine Alterskollegen. «Das spielt sicher auch eine Rolle. Ich fühle mich sehr gut und so viele Partien wie in dieser Saison habe ich noch nicht oft gespielt.» Der Stanley Cup Sieger von 2006 (Carolina) hat noch eine weitere Erklärung für seine Robustheit. «Mein Grossvater war Bauer, mein Vater arbeitete auf dem Bau. Ich habe wahrscheinlich noch die Gene der wahren Emmentaler.» Es helfe sicherlich auch, dass in Kloten das Sommertraining umgestellt worden sei. Besser auf die einzelnen Spieler angepasst. «Wir haben nicht mehr wie verrückt mit Gewichten gearbeitet.»
Wo er nach seiner Karriere leben wird, ist auch schon klar: in Langnau. Dort hat er ein Haus gekauft, dort lebt seine Lebenspartnerin mit den Kindern jetzt schon. Deshalb pflegt er den Kontakt mit den Verantwortlichen der SCL Tigers. Auch diese Saison hat er sich hin und wieder mit Langnaus Sportchef Jörg Reber ausgetauscht. Ein Transfer nach Langnau auf nächste Saison sei aber nicht das Thema gewesen. «Es ging eigentlich mehr darum, ob ich künftig eine Aufgabe bei den SCL Tigers übernehmen kann. Wenn immer möglich, möchte ich nach meiner Karriere weiterhin auf dem Eis arbeiten und nicht in einem Büro sitzen.» Er werde sich nun intensiver um seine Ausbildung als Trainer kümmern.
Der SCB wäre froh um einen Goalie wie Martin Gerber. Die fünf kassierten Tore gegen Kloten bescheren dem SCB unheimliche Zahlen. Der SCB, zu dessen Selbstverständnis defensive Stabilität gehört wie die direkte Demokratie zur Schweiz, hat inzwischen genau gleich viele Treffer kassiert wie die SCL Tigers (114). Nur noch Biel (128 Gegentore) ist defensiv schwächer. Weder Trainerwechsel noch ein ausländischer Torhüter haben bisher defensive Besserung gebracht.
Es bleibt inzwischen nur noch das Warten auf Meister- und Nationalgoalie Leonardo Genoni. Doch der kommt erst nächste Saison. Es wird ein banges und doch kurzweiliges Warten auf den Erlöser.
Absteigen wird der SCB ja nicht.
Haben denn eigentlich alle Tomaten auf den Augen? Gerber hat seinen sportlichen Zenit schon lange überschritten. Er hat eine der tiefsten Fangquoten in der ganzen NLA, wie sind wohl die 107 Gegentore zustande gekommen. Ein sicherer Rückhalt für die Mannschaft ist er schon lange nicht mehr. Er hat einen wesentlichen Anteil dazu beigetragen dass die Kloten Flyers unter dem Strich zu finden sind. Er wirkt oft orientierungslos oder greift ins Leere. Der einzige Moment wo Martin Gerber wirklich weiss wo der Puk ist, ist wenn er hinter ihm liegt... Zeit für was Neues!