Das Reglement ist einfach: Wenn der Schiedsrichter das Video konsultiert, muss er vorher entscheiden und dem Captain mitteilen, ob er ein Tor gesehen hat oder nicht. Nur, wenn er dann auf dem Video den Gegenbeweis sieht, darf er seinen Entscheid ändern.
Konkret: Daniel Wirth entschied in Langenthal auf Tor (zum 6:5 für Langenthal) und konsultierte dann das Video. Dann sagte er dem Captain und dem Trainer – so die offizielle Version von Einzelrichter Reto Steinmann - er habe auf dem Video nicht recht erkennen könne, ob der Puck drin war.
Also hätte er das Tor geben müssen. Weil er den Gegenbeweis auf dem Video nicht klar gesehen hat. Oder noch anders gesagt: Im biblischen Sinne sei die Rede des Schiedsrichters in diesem Falle immer nur: Ja, Ja oder Nein, Nein. Und das war nicht der Fall.
Bemerkenswert, dass Langenthals Trainer Oliver Horak und Captain Stefan Tschannen die Geistesgegenwart hatten, Spielfeldprotest einzulegen. Wäre dieser Spielfeldprotest vor Wiederaufnahme des Spiels nicht erfolgt, dann wäre ein Protest nicht mehr möglich gewesen und die 5:6-Niederlage würde zählen. «Unserem Trainer und Captain war sofort klar, dass ein Spielfeldprotest gemacht werden muss», sagt Langenthals Geschäftsführer Gian Kämpf.
Muss nun also das Spiel wiederholt werden? So wie es Einzelrichter Reto Steinmann entschieden hat? Das ist noch keineswegs sicher. Visp-Manager Sébastien Pico sagt: „Wir rekurrieren gegen den Entscheid.“
Visp-Manager Sébastien Pico: "Das Urteil ist für uns nicht tragbar, wir legen Rekurs ein." #Langenthal #SCL #Visp #Schorengate
— Nicola Berger (@BergerNeueLZ) 15. März 2014
Nun wird es interessant. Schiedsrichter Daniel Wirth, der zusammen mit Ken Mollard die Partie sehr gut geleitet hatte, kennt die Regeln nämlich sehr wohl. «Ich habe das Tor gegeben. Aber nach Konsultation des Videos war für mich sofort klar, dass es kein Tor ist. Ich kann mich nicht mehr an den exakten Wortlaut erinnern. Aber es ist offensichtlich so, dass ich von den Langenthalern falsch verstanden worden bin oder dass ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe.»
Er hätte, als Trainer Oliver Horak und Captain Stefan Tschannen den Spielfeldprotest deponierten, auf den Entscheid zurückkommen und das Tor geben können. «Ja, das ist so» sagt Wirth. «Aber ich hatte ja keinen Grund dazu. Weil für es für mich keinen Zweifel gab, dass der Puck nicht drin war.»
Damit reduziert sich die ganze Angelegenheit auf ein Kommunikationsproblem. Kann ein Spiel wiederholt werden, nur weil ein Schiedsrichter nicht deutsch und deutlich gesagt hat, warum er ein Tor annulliert? Ist es richtig, dass hier im Zweifelsfalle sozusagen gegen den Angeklagten (den Schiedsrichter) entschieden worden ist?
Das wird nun die Rekurskammer entscheiden müssen. Aber kein Schelm, wer in Kenntnis der Umstände jetzt sagt: Der Entscheid von Reto Steinmann ist absurd. Das Spiel sollte nicht wiederholt werden.