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Eishockey: Vier alternative Modi für die Schweizer Liga

Ambris Spieler geschlagen nach dem dritten Playout-Finalspiel der National League A, zwischen dem HC Fribourg-Gotteron und dem HC Ambri-Piotta, am Samstag 25. März 2017, in der BCF Arena in Fribourg.  ...
Ist Ambri als letztes NLA-Team wirklich abstiegsgefährdet?Bild: PPR

Geschlossene Liga, direkter Abstieg oder Status Quo? 5 National-League-Modi im Check

Falls Ambri diese Saison tatsächlich absteigt, könnten die Leventiner für lange Zeit der letzte Absteiger gewesen sein. Es sei denn, die National League krempelt ihren Modus komplett um. Wir haben vier alternative Modelle für die beiden höchsten Spielklassen auf die Probe gestellt.
28.03.2017, 09:2728.03.2017, 11:09
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Nach drei Niederlagen in Folge im Playout-Final gegen Fribourg zittert Ambri-Piotta vor dem Abstieg. Tatsächlich scheinen die Leventiner auf «bestem Weg» in die NLB zu sein. Ein Abstieg eines NLA-Teams ist aber nicht die Regel. Seit der Saison 2004/05, in der der aktuelle Modus für die Ligaqualifikation eingeführt wurde, gab es insgesamt fünf Auf- respektive Absteiger. Zuletzt schafften die SCL Tigers 2015 den Aufstieg in die höchste Spielklasse auf Kosten der Rapperswil-Jona Lakers.

Ab der nächsten Spielzeit wird der Aufstieg für die unterklassigen Teams noch schwieriger zu erreichen sein. Dann dürfen in der Ligaqualifikation nämlich drei statt wie bisher zwei ausländische Spieler eingesetzt werden. Eine Änderung, die die NLA-Teams freut, die ambitionierten NLB-Teams ärgert und die Fans in drei Lager spaltet.

Langnaus Sandro Moggi, vorne, und seine Teamkollegen jubeln ueber den Aufstieg in die NLA nach dem vierten Auf-/Abstiegsplayoff Eishockey Ligaqualifikationsspiel der NLA/NLB zwischen den SCL Tigers un ...
Die SCL Tigers durften 2015 über den Aufstieg jubeln.Bild: KEYSTONE

Den Teams der höchsten Spielklasse bietet sich so mehr Planungssicherheit. Das Schreckgespenst Abstieg verblasst mehrheitlich und sie können sich ziemlich sicher sein, dass sie in der NLA bleiben. Das ermöglicht eine zukunftsorientierte Planung und Weiterentwicklung der Organisation, des eigenen Kaders und auch der Jugendförderung.

Knackpunkt dritter Ausländer

Auf der anderen Seite der Gefühlsskala stehen die NLB-Teams. Ein Aufstieg wird zukünftig mit Zusatzausgaben (für einen weiteren Ausländer) verbunden sein, und ist selbst dann noch schwer zu erreichen. Die Chancen, den Verein auf die nächste Stufe zu heben und so auch wirtschaftlich weiterzubringen, sind minimiert.

Oltens Spieler sind geschlagen, nach dem sechsten Spiel im Playoff Final der NLB zwischen dem EHC Olten und den SCL Tigers, am Sonntag 29. Maerz 2015, im Stadion Kleinholz in Olten. (KEYSTONE/Marcel B ...
Der EHC Olten scheiterte bislang immer am Aufstieg.Bild: KEYSTONE

Die Fans spalten sich derweil in drei Lager. Es gibt die Fans der NLB-Topteams, die wohl ähnlich empfinden wie ihre Klubs und sich einen erleichterten Aufstieg wünschten. Es gibt die Fans der NLA-Topteams, denen es vor allem um Abwechslung und Spannung geht. Dazu gehört auch eine gewisse Durchlässigkeit zwischen NLA und NLB. Als drittes gibt es noch die Fans der NLA-«Wackelkandidaten», jene Teams die regelmässig in die Platzierungsrunde und in den Playout-Final müssen. Ihnen kommt es entgegen, dass der Ligaerhalt ihres Teams vereinfacht wird.

Doch die Ligaqualifikation verliert durch diese Änderung viel von ihrer Attraktivität. Könnte eine komplette Modusänderung die Ligen revolutionieren? Wir stellen vier alternative Modi vor, prüfen sie auf Herz und Nieren und vergleichen sie mit dem Status Quo.

Die geschlossene Liga

Die National League A wird aufgestockt auf 20 Teams und in zwei Divisionen (NLA Ost und NLA West) aufgeteilt. Die Qualifikation dauert 56 Runden. Dabei spielt jedes Team viermal gegen jedes Team aus der eigenen Divison und zweimal gegen jedes Team aus der anderen Divison. Die besten acht Teams der jeweiligen Division erreichen die Playoffs. Dort trifft das beste Team der Division Ost im Achtelfinale auf das schlechteste Team der Division West und umgekehrt.

So könnten die Playoffs in der geschlossenen NLA aussehen.
So könnten die Playoffs in der geschlossenen NLA aussehen.bild: watson

In diesem Szenario ist die National League B eine Ausbildungsliga, die nur aus Farmteams der NLA-Klubs besteht. Damit die Liga ausgeglichen bleibt, gibt es eine Lohnsummen-Obergrenze (Salary Cap) und ein Draftsystem, das ähnlich funktioniert wie in Nordamerika.

Vor- und Nachteile

- Draftsystem und Salary Cap führen zu ausgeglichener Liga.
- Längere Playoffs.
- Junge Talente profitieren von mehr Plätzen in der höchsten Liga.
- Die «Problemliga» NLB wird durch eine Farmteamliga ersetzt.
- Geringere Leistungsdichte in der NLA.
- «Klassiker» wie ZSC-SCB werden nicht mehr so häufig gespielt.
- Stadien bleiben vermehrt leer, da auch Teams mit kleineren Fangruppen in der höchsten Liga spielen.
- Finanzierung der Infrastruktur für kleinere NLA-Teams fraglich.
- Gute Nachwuchsorganisationen verlieren ihre Talente durch den Draft, andere profitieren.
- 80 Prozent der Teams schaffen es in die Playoffs, die dadurch entwertet werden.

Das Modell «McGregor»

Ryan McGregor, Stürmer beim NLB-Klub Rapperswil-Jona Lakers, hat sich dem Modus-Thema angenommen. Auf seinem Blog «ShedLight Hockey», den er gemeinsam mit Teamkollege Steve Mason führt, präsentiert er sein Wunschformat für die National League. 

Es ist ein System mit drei Ligen. Die NLA und NLB werden auf je zehn Teams reduziert. Die besten acht Teams der NLA machen in den Playoffs den Meister unter sich aus. Die anderen zwei NLA-Teams spielen Best-of-7-Playouts, der Verlierer der Serie steigt direkt ab. Der Gewinner der NLB-Playoffs steigt direkt auf. Ein Abstieg aus der NLB ist nicht möglich.

Grafische Darstellung des Modells «McGregor».
Grafische Darstellung des Modells «McGregor».Grafik: Ryan mcgregor, shedlighthockey.com

Zudem gibt es eine National League C. Die NLC ist eine Ausbildungsliga mit Farmteams. Jedes NLA-Team darf (aber muss nicht) ein Farmteam in der NLC haben. Wer alleine kein Farmteam finanzieren kann, darf sich mit einem oder mehreren anderen Klubs eines «teilen». In der NLC gibt es einen strikten Salary Cap. Nachwuchsspieler sind mit einem Monatslohn von 800 bis 1600 Franken plus Wohnmöglichkeit zu entlöhnen. NLA-Klubs können jederzeit Spieler vom Farmteam in die eigene Mannschaft berufen.

Vor- und Nachteile

- Höhere Leistungsdichte und Attraktivität der NLA und NLB.
- Bessere Zuschauerzahlen in der NLB, da die Farmteams wegfallen.
- Kleinere und dadurch günstigere Kader in der NLA, da auf Farmteams zurückgegriffen werden kann.
- Junge Spieler profitieren von höherem Niveau in der NLA und NLB sowie von der Ausbildung in NLC.
- Erhöhte Durchlässigkeit zwischen den Ligen fördert die Attraktivität und Abwechslung.
- Ein Farmteam bedeutet einen finanziellen Mehraufwand, den nicht alle Teams stemmen können.
- Die besten NLC-Spieler stagnieren.
- Junge Spieler haben nur die Chance, sich in der NLA zu präsentieren, wenn sie beim Farmteam bleiben. Deshalb meiden sie die NLB.
- Weniger Platz in NLA/NLB für junge Spieler.

Das Modell «1992/93»

Dabei wird der Modus aus der Saison 1992/93 angepasst und wieder eingeführt. NLA und NLB bestehen aus je 10 Teams. Die besten acht Teams der NLA schaffen es in die Playoffs. Die NLA-Teams auf den Plätzen neun und zehn spielen in den NLB-Playoffs (Ligaqualifikation) in zwei Best-of-7-Serien gegen den Abstieg. 

Grafische Darstellung des Modells 1992/93.
Grafische Darstellung des Modells 1992/93.grafik: Ryan mcgregor, shedlighthockey.com

Die Begegnungen im Playoff-Viertelfinal werden ausgelost. Dabei wird darauf geachtet, dass die beiden NLA-Teams weder im Viertel-, noch im Halbfinal aufeinander treffen können. Die Sieger der beiden Halbfinals sichern sich die Plätze in der NLA, die restlichen Teams spielen die nächste Saison in der NLB.

Vor- und Nachteile 

- Attraktive und abwechslungsreiche Ligaqualifikation.
- Höhere Leistungsdichte in NLA und NLB, da Farmteams wegfallen.
- Finanziell lukrativ, da auch die Ligaqualifikation sehr spannend ist.
- Mehr Abwechslung durch die hohe Durchlässigkeit zwischen den beiden Ligen.
- Zwei «Finals». Richtiger NLB-Final entfällt.
- Kein NLB-Meister
- Weniger Platz in NLA/NLB für junge Spieler.
- Frühes Saisonende für die schlechtesten vier NLB-Teams und finanzielle Einbussen durch weniger Spiele.
- Farmteams werden nicht berücksichtigt.

Das Modell «Direkter Auf- und Abstieg»

Die National League A besteht aus zwölf Teams, die National League B aus zehn Teams. Die besten acht aus der höchsten Spielklasse spielen in den Playoffs um den Meistertitel. Für die Teams auf den Rängen neun und zehn ist die Saison vorbei. Die Klubs auf den Rängen elf und zwölf steigen direkt ab. Die beiden Finalisten der NLB-Playoffs steigen direkt auf.

Freiburg und Ambri wären mit diesem Modell abgestiegen.
Freiburg und Ambri wären mit diesem Modell abgestiegen.
Langenthal und die Lakers hätten den direkten Aufstieg geschafft.
Langenthal und die Lakers hätten den direkten Aufstieg geschafft.

Vor- und Nachteile

- Hohe Leistungsdichte und Attraktivität in der NLA und NLB.
- Mehr Abwechslung durch die hohe Durchlässigkeit zwischen den beiden Ligen.
- Kein «Herumdümpeln» am Strich, da die Saison nicht in der Ligaqualifikation gerettet werden kann. 

- Keine Ligaqualifikation
- Keine Planungssicherheit für die NLA-Teams
- Finanzielle Einbussen, da die Ligaqualifikation fehlt.
- Weniger Platz in der NLB für junge Spieler​

Der Status Quo

Die National League wie sie aktuell funktioniert. NLA und NLB bestehen aus zwölf Teams. Der Absteiger wird in drei Schritten über Platzierungsrunde, Playout-Final und Ligaqualifikation bestimmt. Die NLB besteht teilweise aus Farmteams.

Vor- und Nachteile

- Attraktive NLA mit hoher Leistungsdichte.
- Attraktiver Playout-Final und attraktive Ligaqualifikation.
- Platz für junge Spieler in der NLA.
- Gute Zuschauerzahlen in der NLA.
- Grosse Planungssicherheit in der NLA ermöglicht auch nachhaltige Jugendförderung.
- Unattraktive NLB aufgrund des hohen Leistungsgefälles zwischen Spitzenteams und Farmteams.
- Platzierungsrunde kann sehr langweilig werden.
- Junge Spieler in den Farmteams haben keinen Ansporn, da sie mehrheitlich chancenlos sind.

Alle vorgestellten Modelle haben ihre Vor- und Nachteile und alle sind auf ihre Weise interessant. Dennoch scheint eine drastische Modusänderung im Moment unwahrscheinlich.

Jetzt bist du gefragt! Welcher der vorgestellten Modi gefällt dir am besten? Und wie sieht dein Traum-Modus für die National League aus? Teile es uns mit in der Umfrage und in den Kommentaren.

Welches der vorgestellten Modelle gefällt dir am besten?

NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden

1 / 148
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
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56 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
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Steven86
28.03.2017 10:58registriert März 2016
Ach hört doch au mit dieser geschlossene Liga, wir sind nicht in der NHL so viele gute Spieler haben wir auch nicht, damit wir sowas aufziehen können. In Finnland und Deutschland hat es auch nich funktioniert.
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MARC AUREL
28.03.2017 09:53registriert Dezember 2014
Wer für eine geschlossene Liga abstimmt zerstört die Leistungskultur ganz klar! Der 12te sollte direkt absteigen wie der Sieger im NLB- Final direkt aufsteigen und der 11te Playouts gegen der Vize- Meister im NLB! Somit kann man auch schnell wieder aufsteigen sollte man viel pech haben. Dazu gibt es spannende Spiele bis zum Schluss was auch das Niveau der Spiele erhöht!
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BamBamCam
28.03.2017 11:28registriert März 2017
Bin mit der 12er Liga in der NLA zufrieden.
Playoff mit den besten 8 Teams. Playout mit den vier letzten.

Was die Auf- und Abstiegsrunde beleben würde, wäre der Modus der Ende 80er/Anfang der 90er gespielt wurde.

Die zwei letzten aus den Playouts spielen in einer 6er Gruppe gegen die vier besten NLB Teams zwei Runden. Die beiden Gruppenersten bleiben, oder steigen in die NLA auf.
Um die Chancen der NLB Teams zu erhöhen wird nur mit zwei Ausländern gespielt.
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