In Gelsenkirchen war man im Mai froh, dass eine absolut verkorkste Saison endlich zu Ende ging und der Abstieg gerade noch verhindert werden konnte. In der nächsten Spielzeit kann es ja eigentlich nur besser werden, so die Hoffnung der Anhänger.
Doch noch ehe der erste Ball gerollt ist, das erste Tor bejubelt wurde, sorgt der Verein bereits wieder für negative Schlagzeilen. Der Grund dafür: Ein Eklat rund um Schalke-Boss Clemens Tönnies.
Tönnies, seit 2001 Aufsichtsrat der Schalker, hatte in der Vorwoche in Paderborn bei einer Veranstaltung Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. Tönnies:
Kritiker aus Politik und Sport hatten Tönnies' verbalen Fehltritt «deplatziert» oder «primitiv» genannt und forderten Konsequenzen.
Gestern nun tagte der Schalker Ehrenrat und entschied, wie man in der Angelegenheit weiterfahren sollte. «Würde Tönnies zurücktreten?», fragte man sich allenthalben.
Das Resultat der Sitzung: Der Ehrenrat des Bundesligisten kam nach einer mehrstündigen Sitzung zum Schluss, «dass der erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet ist». Vorzuwerfen sei ihm allerdings, «gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstossen zu haben.»
Tönnies habe den Verstoss eingeräumt «und ein weiteres Mal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht», hiess es in einer Mitteilung.
Als Konsequenz für die verbale Entgleisung werde Tönnies sein Amt für drei Monate ruhen lassen. Also nichts mit Rücktritt.
Die Kritik folgte folgte auf dem Fuss. Seit dem Entscheid, der am Dienstag gegen Mitternacht gefällt wurde, prasselte ein regelrechter Shitstorm auf Tönnies und Schalke nieder.
"Der Ehrenrat des FC Schalke 04, bestehend aus weißen, reichen und privilegierten Männern, hat entschieden, dass die Aussage eines weiteren weißen, reichen und privilegierten Mannes, dass Afrikaner mal dringend weniger ficken sollen, nicht rassistisch ist."#S04
— Timmy (@Pilzeintopf) August 7, 2019
Was wird Tönnies während seiner Auszeit machen?
#Tönnies würde ich glatt zutrauen, dass er jetzt erst mal für drei Monate auf Großwildjagd nach Afrika geht.
— Martin Kleiner 🇪🇺 (@kleinergag) August 6, 2019
Erste Vorschläge für eine Umbenennung des Ehrenrates.
Der Schalke-Ehrenrat findet den Rassismus-Vorwurf gegen #Tönnies unbegründet.
— ZDF heute-show (@heuteshow) August 7, 2019
In Zukunft nur noch „Schalke-Rat“.
Ein klares Zeichen sieht anders aus.
Jein zu Rassismus! #Tönnies #S04
— FUMS (@fums_magazin) August 6, 2019
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Friede, Freude, Eierkuchen: @fums_magazin pic.twitter.com/mdQ4GkmSTl
Auch «Die PARTEI»-Politiker Semsrott meldet sich zu Wort.
Man ist ja auch gegen Rassismus und so. Aber muss man dafür wirklich gleich harte Konsequenzen ziehen? Irgendwas Symbolisches reicht doch auch!
— Nico Semsrott (@nicosemsrott) August 6, 2019
Schalke 04 - die SPD der Bundesliga.#toennis
Den Schaden trägt der ganze Verein.
Heute hat sich der glorreiche FC Schalke 04 nicht mit Ruhm bekleckert - ganz im Gegenteil, das ist eine Farce! Jetzt sollte auch der Letzte von Euch begriffen haben, was für eine ungeheure Macht Clemens #Tönnies innehat! Traurig! Das muss man erst einmal sacken lassen... #S04
— AsiErichFußballgott (@AsiErich) August 6, 2019
Auch wenn letzten Endes wohl nur einer für die Entgleisung verantwortlich war.
Wenn der Angeklagte sein Strafmaß selbst diktiert. 🤦🏻♂️
— Köbes (@koebes04) August 7, 2019
Der FC #Tönnies 04 lebt. 🤮
«Dann kann man das Licht in dem Verein eigentlich ausmachen.»
Nochmal fürs Protokoll: Laut Meinung des Ehrenrats des @s04 ist
— Florian Reis (@vunallemebbes) August 6, 2019
„der gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden des S04, Clemens #Tönnies, erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet.“ Das kann man natürlich so sehen, aber dann kann man das Licht in dem Verein eigentlich ausmachen. #S04 pic.twitter.com/5w7IgPI1N8
Ex-Kicker und DFB-Integrationsbeauftragter Cacau spricht Klartext.
Alles gesagt.#Cacau #Toennies #Schalke04 pic.twitter.com/L4yPHM3JU3
— ZDF Sport (@ZDFsport) August 6, 2019
Diese Userin wäre nach dem Vorfall ausgetreten.
Wäre ich Mitglied bei Schalke 04, wäre ich spätestens jetzt ausgetreten. #Tönnies pic.twitter.com/6WO1wwlIx8
— Jamila Schäfer (@jamila_anna) August 6, 2019
Dieser Schalke-Fan hat's tatsächlich getan. Seine Begründung ist äusserst lesenswert. (Du kannst das Schreiben auf dem Tweet anklicken.)
Ich habe aus dem Fall #Tönnies meine Konsequenzen gezogen und meine Mitgliedschaft beim #S04 soeben gekündigt. pic.twitter.com/jQSg1v7Jwy
— Der Springer aus Herten (@SpringerHerten) August 7, 2019
Wird Schalke jetzt noch unbeliebter als RB Leipzig?
Also wäre ich Mitglied oder Fan, würde ich mir ganz genau überlegen, ob ich noch hinter so einem Verein stehen kann.
— Malte (@Malteshaus) August 7, 2019
Der #S04 ist bei mir damit im Sympathie-ranking hinter den Dosen und den Pillen.#Tönnies
Glaubwürdig sind die Entschuldigungen Tönnies' nicht.
Amt ruhen lassen. So so.
— FrankieSel (@SelFrankie) August 6, 2019
Ein Junkie, der 3 Monate die Drogen ruhen lässt, ist für mich mit dem Durchmachen eines körperlichen Entzugs glaubwürdiger, danach clean zu sein, als dass #Toennies in 3 Monaten wirklich geläutert wäre. Fazit: Armselig-fadenscheinige Lösung, #s04
So kann man es auch sehen:
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hat sich bei einer Rede in Paderborn eine leichte Diskriminierung zugezogen, die laut Schalker Ehrenrat konservativ behandelt werden soll. Bei optimalem Heilungsverlauf sei der 63-Jährige nach drei Monaten wieder einsatzbereit. #Tönnies
— Peter Flore (@pflore) August 7, 2019
Schalke-Legende Höwedes kann den Entscheid des Ehrenrates überhaupt nicht verstehen und appelliert an die Fans.
Ex-Schalke-Kapitän @BeneHoewedes kritisiert Tönnies – und appelliert an die #S04-Fans! https://t.co/uLyp2PdIsR pic.twitter.com/LWDxkbDiJY
— t-online.de (@tonline_news) August 7, 2019
Gut möglich, dass der Anhang den Entscheid des Ehrenrates nicht auf sich sitzen lassen und dagegen protestieren wird. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist wahrscheinlich noch nicht gesprochen.
Und zum Schluss: So wie ich die überwältigende Mehrheit der #S04-Fans und -Mitglieder zuletzt erlebt habe, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Blöd ist das für die Mannschaft, die unter den Protesten zu leiden haben wird. Das wäre vermeidbar gewesen. Gute Nacht! #tönnies
— Andreas Ernst (@AndiErnst) August 6, 2019
Zum Schluss erklärt unser Kollege von watson.de nochmals kurz und knackig, weshalb die Aussage von Tönnies rassistisch war:
(cma)
Eigentlich bin ich Schalke Fan, aber das Verhalten von Tönnies ist schockierend. Noch schockierender ist die Reaktion des Ehrenrates. Was ist Sinn und Zweck wenn das Amt ruht? Ist er in 3 Monaten kein Rassist mehr? Oder hofft man das Gras über die Sache wächst?
Sorry, schlechter kann man sich als Verein nicht präsentieren.
Mit einer sehr guten Entschuldigung wäre Tönnies vielleicht trotz seiner rassistischen Äusserung zu halten gewesen. Aber so wirkt das, als ob es in der Vereinsführung samt Ehrenrat insgesamt ein Problem gibt.
Es ist mir unerklärlich, dass denen nicht klar ist, dass die S04-Fans bei dem Thema auf Relativierungen allergisch reagieren.
Mal ganz abgesehen davon, dass er als grösster Fleischverarbeiter Europas nicht grade prädestiniert ist, irgendjemandem Ratschläge zur Rettung des Klimas zu geben.