Mit Ach und Krach hat sich der zweifache Weltmeister Gary Anderson an der Darts-WM für die Achtelfinals qualifiziert. Gegen den Österreicher Mensur Suljovic setzte sich der «Flying Scotsman» nach einer turbulenten Partie mit 4:3-Sätzen durch, zum Feiern war dem 50-jährigen Turniersieger von 2015 und 2016 nach dem letzten Treffer ins Doppelfeld aber nicht zumute. Im Gegenteil: Anderson war fuchsteufelswild.
Das obligatorische Siegerinterview liess die Weltnummer 13 zunächst sausen. Zu gross waren Wut und Ärger über das, was sich zuvor auf der Bühne des «Ally Pally» abgespielt hatte. «Schrecklich, das Spiel war ein absoluter Witz», wütete Anderson, als er dann doch noch vor die Kameras von «Sky» trat. «Alle fragen mich, warum ich mich immer mehr vom Darts entfremde. Das ist einer der Gründe. Ich will einfach nur meine Darts werfen. Wenn dein Gegner besser ist als du und er dir eine Abreibung verpasst, ist das okay, aber das ist ein Haufen Mist. Wenn Darts jetzt so gespielt wird, dann viel Spass. Ich bin dann weg, für eine Partie Golf oder so. Das hier mache ich nicht nochmal mit.»
Was war passiert? Suljovic hatte gegen Schnellspieler Anderson immer wieder mit dem Tempo gespielt, liess sich aufreizend viel Zeit bei seinen Aufnahmen, um Anderson aus dem Tritt zu bringen. Die Psycho-Tricks zeigten Wirkung: Anderson kochte vor Wut. Der Schotte verdrehte immer wieder die Augen und beschäftigte sich mehr mit Suljovics Spielchen als seinen eigenen Leistungen.
𝘼𝙉𝘿𝙀𝙍𝙎𝙊𝙉 𝙒𝙄𝙉𝙎!
— PDC Darts (@OfficialPDC) December 28, 2020
Gary Anderson clinches six legs in a row to beat Mensur Suljovic 4-3 in sets and reach the Fourth Round.
What a crazy game that was! pic.twitter.com/IHhcX2om7x
«Soll das Darts sein? Gibt es irgendjemanden, dem das Spass gemacht hat?», fragte Anderson deshalb rhetorisch. «Ich bin sicher, dass 90 Prozent der Zuschauer den Fernseher ausgeschaltet haben. Ich hätte es jedenfalls getan! Wenn man besiegt wird, kein Problem, schüttle deinem Gegner die Hand und weiter geht's. Aber das hier ist ein Haufen Mist.» Suljovic sei ja eigentlich auch kein langsamer Spieler, das habe man im dritten und im letzten Satz auch gesehen.
Der Österreicher gilt eigentlich als einer der beliebtesten Darts-Spieler, trägt nicht umsonst den Beinamen «The Gentle». Doch gegen Anderson griff er schon vor Matchbeginn zu den ersten Psychospielen. Nach Betreten der Bühne nahm Suljovic den für Anderson vorgesehenen Tisch in Beschlag, worüber sich der Schotte bereits aufregte: «Du läufst auf den Tisch zu, an dem du eigentlich bist, aber da steht dieser Typ im Weg. Ich musste in den sauren Apfel beissen und wie üblich weiterspielen.» Sein Kopf sei damit aber nicht klargekommen, «ich habe nach dem ersten Satz den Faden verloren».
Tatsächlich lief bei Anderson, der zuletzt unter Knieproblemen litt, nach ordentlichem Start plötzlich gar nichts mehr zusammen. Im zweiten Satz landeten nur noch zwei von 17 Versuchen auf die Doppelfelder im Ziel, sein Drei-Dart-Average lag bei schwachen 83,11 Punkten. Der Schotte geriet wegen seiner «Double Trouble» schliesslich mit 2:3-Sätzen ins Hintertreffen und stand kurz vor dem Aus. In den entscheidenden Momenten konnte er sich dann aber steigern und das Match doch noch nach Hause schaukeln. Im Achtelfinal trifft Anderson entweder auf Devon Petersen oder Jason Lowe – beide sind gerade als Schnellspieler bekannt. (pre)