Früher war die Welt noch einfach: Zwischen Weihnachten und Silvester war der Spengler Cup und am 1. Januar wurde das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen geschaut. Fertig. Ältere Leute Nostalgiker verstehen es manchmal nicht, wenn man behauptet, dass es nichts besseres gibt, als die Darts-WM zu schauen. Für all jene sind diese 5 Gründe, wieso sich das Einschalten lohnt:
Fast niemand ist ein Stabhochspringer. Kaum einer hat sich je von einer Skisprungschanze gewagt. Und Rodeln kennen wir höchstens als Freizeitvergnügen, aber nicht als menschliche Presswurst im Eiskanal. Darts hingegen hat jeder schon mal gespielt. Es sieht so einfach aus, mit den Pfeilen eine möglichst hohe Punktzahl zu erzielen. Aber die Praxis zeigt uns schnell, dass es eben nicht ganz so simpel ist. Und so steigt die Bewunderung für die Präzision der Weltbesten von Wurf zu Wurf.
Es ist stets ein Zweikampf, bei dem es darum geht, als erster Spieler von 501 Punkte auf Null zu kommen. Der letzte Pfeil muss dabei in ein Doppelfeld. An der WM wird auf eine bestimmte Anzahl Gewinnsätze gespielt; um einen Satz für sich zu holen, muss man drei Mal schneller von 501 auf Null kommen als der Gegner. So simpel ist das. Es gibt weder Stilnoten noch Windpunkte, kein passives Abseits und keinen zweiten Service.
Geht es nach dem Filmhelden, dann ist das Leben wie eine Schachtel Pralinés: Man weiss nie, was man kriegt. Genau so ist es auch beim Darts, das oft spannend wie ein ewig langes Penaltyschiessen ist. Mal geht einem Spieler minutenlang schlicht alles auf, aber plötzlich und auf unerklärliche Weise trifft er nichts mehr. Millimeter entscheiden zwischen Sensation und Drama.
Bestes Beispiel der WM-Viertelfinal gestern Abend: Mehrmals sieht Michael van Gerwen wie der sichere Sieger aus, doch Raymond van Barneveld kämpft sich immer wieder heran – am Ende setzt sich Titelverteidiger «MvG» dann doch durch.
So einfach und so spannend das Spiel auch ist: Ohne die richtigen Einblender ist Darts nur die halbe Miete. Nach jedem Wurf sieht der Zuschauer sofort, wie viele Punkte einem Spieler noch fehlen. Die Regie zoomt fast immer auf das Feld, in welchem der nächste Pfeil landen soll. In einer Zeit, in der mehr und mehr Zuschauer mit Games aufwachsen und in der Daten jedwelcher Art eine immer grössere Rolle spielen, verstehen es die Darts-Macher meisterhaft, die passenden Statistiken einzublenden.
Fussballer werden je länger je mehr zu austauschbaren Figuren. Stromlinienförmig, mit tätowierten Armen und einer Ausbildung im Internat eines Grossklubs. Den meisten Darts-Spielern hingegen sieht man den Ursprung der Sportart an: Man kann sie sich sehr gut in einem Pub vorstellen und wie sie sich Pints ebenso gerne zuwenden wie Pfeilen. Und Phil Taylor hat zwar ebenfalls tätowierte Arme, die aber eher an einen Seebären als an einen Hipster erinnern. Längst nicht alle WM-Spieler sind Profis, auch das macht sie greifbar, zu Kumpelfiguren.