Nach der Final-Niederlage gegen Dennis Priestley im Vorjahr gewinnt Phil Taylor 1995 seinen ersten PDC-WM-Titel, nachdem er 1990 und 1992 schon BDO-Weltmeister geworden war. Mit 6:2 deklassiert der Schnauzträger im Final Rod «The Prince of Style» Harrington.
Phil Taylor ist nicht nur der beste Darts-Spieler aller Zeiten, sondern auch ein ausgezeichneter Pokerer. Das bewies er 2004, als er beim damals höchstdotierten Poker-Turnier, dem «UK Poker Open», hinter dem walisischen Snooker-Profi Matthew Stevens den zweiten Platz belegte. 150'000 Dollar kassierte er dafür.
Titelverteidiger Michael van Gerwen ist auch bei Phil Taylors Abschiedstournee der meistgenannte Favorit auf den WM-Titel. Dreimal konnte Taylor «Mighty Mike» in diesem Jahr bezwingen, so oft wie sonst nur Peter «Snakebite» Wright.
Taylors Abneigung gegenüber Van Gerwen ist längst kein Geheimnis mehr. Bei der Halbfinal-Niederlage beim «Grand Slam of Darts» regte sich Taylor über van Gerwens ausgelassenen Jubel auf. Im Jahr 2016 bezeichnete der Rekordweltmeister den heutigen Dominator der Szene gar als «Wanker» («Wixer»). Die beiden sind sich wohl zu ähnlich ...
Von seiner Frau Yvonne ist Phil Taylor seit 2014 nach 26 Jahren Ehe geschieden. Mit den vier Kindern Natalie, Kelly, Lisa, Chris sei das Verhältnis lange schwierig gewesen. Dank seinen vier Enkelkindern soll sich das allerdings geändert haben. In seiner Villa auf Teneriffa – eines seiner 16 (!) Häuser – will sich der Darts-Superstar dereinst zur Ruhe setzen und sich um die Familie kümmern. Auch in seiner Heimat Stoke besitzt Taylor noch eine Bleibe.
The 2013 World Matchplay Final. Me and my grandson Matthew :-) pic.twitter.com/OQS5Rb5fol
— Phil Taylor (@PhilTaylor) 29. Juli 2013
So lange dauert Phil Taylors Einlaufsong «The Power» von der Eurodance-Gruppe «SNAP!». Genüsslich läuft er jeweils durch die Menge, schüttelt Hände und verteilt Küsschen, bevor er unter atemberaubendem Lärm die Bühne betritt und seine drei Pfeile auspackt.
Immer wenn Phil Taylor in seiner langen Karriere nach dem Geheimnis seines Erfolgs gefragt wurde, gab «The Power» die gleiche Antwort: «Ich trainiere mehr als die anderen.» Bis zu sechs Stunden pro Tag arbeitete der Mann aus Stoke-on-Trent an der Perfektionierung seines Wurfs. Nach jeder Niederlage kehrte Taylor umgehend an die Trainingsscheibe zurück.
Das Mentale erwähnt Taylor auch: «Im Training sind viele so stark wie ich. Aber das auf die Bühne zu bringen, ist das Problem. Vielleicht liegt es an den Nerven.» Über das Vorurteil, dass alle Darts-Spieler Säufer sind, kann er nur lachen: «Säufer haben keine Chance. Diejenigen, die nicht trinken, viel trainieren, früh ins Bett gehen und auf sich achten, die werden sich durchsetzen.»
Taylor ging während seiner Karriere viel ins Fitnessstudio, auch wenn man ihm das nicht wirklich ansieht. Auf seine 1,73 Meter (übrigens genau die Höhe des «Bull’s Eye») verteilt er auch heute noch ein Kampfgewicht von rund 95 Kilo.
Crown Bar in Belfast :-) pic.twitter.com/SkMzphMm
— Phil Taylor (@PhilTaylor) 6. Februar 2013
Nach 11 Titeln in den letzten 12 Jahren verlor Phil Taylor bei der Darts-WM 2007 den Final gegen seinen damaligen Erzrivalen Raymond van Barneveld mit 6:7 nach Sudden Death. Taylor hatte mit 3:1, 4:2 und 5:3 geführt, verlor beim Stand von 6:6 in den Sätzen und 5:5 in den Legs aber das «Bull Throw» und so durfte van Barneveld das letzte Leg beginnen und macht mit einer Doppel-20 alles klar. Der packende Fight gilt als eines der besten Darts-Matches aller Zeiten. Das sagt Taylor dazu:
2013 gewann Phil Taylor seinen bislang letzten WM-Titel. Im Final schlug er Michael van Gerwen mit 7:4, nachdem er bereits mit 2:4 Sätzen zurücklag. «The Power» erklärt gleich selbst warum:
Auf dem Weg zu seinen 14 PDC-WM-Titeln besiegte Taylor neun verschiedene Gegner. Als härtesten Widersacher bezeichnet der Rekordweltmeister in Interviews stets Dennis Priestley. Gegen seinen Landsmann verlor er das erste PDC-WM-Finale 1994, verwies ihn danach aber insgesamt viermal (1996, 1997, 1998 und 2000) auf Rang zwei.
Die anderen Taylor-Finalgegner sind Rod Harrington (1995), Peter Manley (1999, 2002 und 2006), John Part (2001), Kevin Painter (2004), Mark Dudbridge (2005), Raymond van Barneveld (2009), Simon Whitlock (2010) und Michael van Gerwen (2013).
Neun Pfeile für 501 Punkte – der Traum eines jeden Darts-Profis ist es, einmal vor laufender Kamera einen Nine-Darter im Fernsehen zu zeigen. 24 Spieler haben das schon geschafft. Rekordhalter ist – wie könnte es anders sein – Phil Taylor. 11 Mal ist ihm das perfekte Spiel im TV schon geglückt. Damit führt er die Rangliste klar an, Adrian Lewis, Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld folgen auf dem geteilten zweiten Rang mit fünf Nine-Dartern.
... das Alter, in dem er die Schule schmiss. Für rund 70 Pfund pro Woche schraubte Taylor danach Halterungen für Klopapier zusammen. Taylor wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf: In der Wohnung seiner Eltern Doug und Liz in einem 5700-Seelen-Vorort von Stoke-on-Trent gab es nicht einmal Strom oder warmes Wasser, aber seine Darts-verrückten Eltern impften dem Sohn ihre grosse Leidenschaft ein.
Taylor hat gegen sämtliche Gegner, die je an einem PDC- oder BDO-Turnier teilgenommen haben, mindestens eine ausgeglichene Bilanz. Gegen die Stars der Szene führt er im Head-to-Head meist sogar deutlich:
Tiger Woods hat 14 Major-Titel gewonnen, Roger Federer 19 und Phil Taylor? Der hat bei 85 Major-Events triumphiert. Eine unfassbare Zahl. Dazu gehören:
Taylor sagt dazu:
Heute ist die Darts-Legende – wie er selbst in nahezu jedem Interview stolz betont – Multimillionär. Dazu später mehr.
1999 nahm Phil Taylor nach einem Show-Match zwei junge, betrunkene Frauen mit in sein Wohnmobil. Die beiden zeigten ihn im Anschluss allerdings wegen sexueller Belästigung an. Taylor entging einer Haftstrafe, musste jedoch eine Busse von 2000 Pfund zahlen. Sponsoren wandten sich ab und er erhielt 2001 den Merit «Member of the British Empire» nicht, obwohl dieser ihm eigentlich schon zugesprochen war.
Wenn Phil Taylor heute Freitag gegen seinen englischen Landsmann Chris Dobey zur ersten Runde der Darts-WM antreten wird, werden die Fans seinen Namen lauter singen als je zuvor. Trotz seiner manchmal etwas kratzbürstigen Art ist Taylor nach wie vor der grosse Publikumsliebling seines Sports. Für den Rekordweltmeister wurde sogar das beliebte Weihnachtslied «Winter Wonderland» umgetextet. 3500 Fans werden heute singen:
Ohne zwei Menschen wäre Phil Taylor nie Darts-Profi geworden: Seine spätere Frau Yvonne schenkte ihm 1986 neue Pfeile zum Geburtstag. Im selben Jahr zog «The Power» in die Nachbarschaft des «Craft Cockney», einer Kneipe, die sich die Darts-Legende Eric Bristow (5-facher BDO-Weltmeister) gekauft und nach seinem Spitznamen benannt hatte.
Taylor trainierte am Wochenende in der Kneipe bereits ab 9 Uhr morgens und schnell erkannte der Besitzer das Talent des Frühaufstehers. Bristow lieh Taylor schliesslich 10'000 Pfund und ermöglichte seinem neuen Schützling so, den Job am Fliessband gegen eine Profikarriere einzutauschen. Damit legte sich Bristow selbst Steine in den Weg: 1990 verlor er im Final der BDO-WM gegen Taylor.
So viel Preisgeld hat Phil Taylor in seiner Karriere bereits eingenommen. Hinzu kommen Werbeeinnahmen. Sein aktuelles Vermögen wird auf rund zehn Millionen Euro geschätzt. Viel davon hat er wieder ausgegeben, für seine 16 Häuser und für Autos. 2008 sagte er in einem Interview:
#DartsFact – During his stellar darting career, 16x World Champion @PhilTaylor has banked over £6.6m in prize money. pic.twitter.com/cAVMPkmmTI
— Darts Match (@DartsMatchApp) 28. November 2016
Sport1-Reporter Elmar Paulke fragte «The Power» in einem Interview vor dem WM-Start, wie viel Geld man auf einen WM-Sieg von Phil Taylor setzen soll: «Jeden Penny!» Ein 17. WM-Titel wäre natürlich der perfekte Abschluss einer grossartigen Karriere. Taylor sagt dazu:
Wer's glaubt, wird selig ...
World title number 17? I am ready!
— Phil Taylor (@PhilTaylor) 13. Dezember 2017
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