Der World Cup of Darts der Professional Darts Corporation (PDC) ist kein gewöhnliches Dartturnier. Die Dart-Asse treten hier nicht alleine an, sondern repräsentieren in einem Doppelwettbewerb ihr Heimatland. So auch in der vergangenen Woche in der Eissporthalle in Frankfurt am Main.
Für die Schweiz sollte es bei der achten Austragung des Turniers der zweite Auftritt nach dem Debüt im letzten Jahr werden. Nachdem das Turnier 2017 für die Eidgenossen bereits in der ersten Runde nach einer Niederlage gegen Brasilien beendet war, sollte es in diesem Jahr endlich den ersten Sieg auf der ganz grossen Dart-Bühne geben. Dafür wollten der 40-jährige Alex Fehlmann aus Seon und der 10 Jahre jüngere Andy Bless aus Winterthur sorgen, die sich gut zwei Wochen zuvor, bei den nationalen Qualifikationsturnieren, ihren Platz im «Team Switzerland» erspielt hatten.
Dabei stand den Schweizern in der ersten Runde das Duo aus China im Weg. In Runde 1 entscheidet nur ein Doppel über Best of 9 Legs (wer zuerst 5 Legs holt, gewinnt) über Weiterkommen oder Ausscheiden. Beiden Teams war die Nervosität deutlich anzumerken und so entwickelte sich in der Folge ein Spiel von eher unterdurchschnittlichem Niveau.
«Wir hatten in der ersten Partie zu kämpfen», sagt Alex Fehlmann rückblickend. «Es war abartig, ich war extrem nervös. Wir legten uns selbst einen gewissen Druck auf. Wir wollten, ja mussten diesen Sieg gegen China holen.»
«Team Switzerland» ging dabei scheinbar komfortabel mit 3:0 in Führung. Besonders Andy Bless schien mit der grossen Bühne, den Schweinwerfern und TV-Kameras am besten umgehen zu können. «Wir versuchten das ganze Drumherum so gut es ging auszublenden und einfach unser Spiel durchzuziehen», erklärt Bless sein Geheimnis.
Doch die Chinesen gaben sich noch nicht geschlagen und kamen nochmal auf 3:2 heran. Die Schweiz behielt allerdings die Nerven und nachdem Bless den Vorsprung wieder auf 4:2 erhöht hatte, traf auch Alex Fehlmann sein erstes Doppel, brachte 54 Punkte zum 5:2 ins Ziel und machte somit den historischen, allerersten Sieg für die Schweiz beim World Cup of Darts perfekt.
Dass bei den Schweizern zu Beginn etwas Nervosität dabei war, ist verständlich. Schliesslich war es sowohl für Fehlmann, als auch für Bless der erste Auftritt auf einer derart grossen Bühne. «Alles ist beim World Cup nochmals etwas grösser, als wir uns das aus der Schweiz gewohnt sind», gibt Fehlmann zu.
Das Spiel bleibe allerdings gleich. Und so haben die beiden auch in der Vorbereitung nichts Spezielles versucht: «Wir haben das Training so weitergeführt wie immer», sagt Fehlmann.
Als Belohnung für den Auftaktsieg gegen China, gab es für das Schweizer Team im Achtelfinal ein Duell mit Wales. Dieses war mit der Nummer 12 der Weltrangliste, Gerwyn «The Iceman» Price, und der Nummer 23, Jonny Clayton, hochkarätig besetzt.
So standen sich dann am dritten Turniertag, im ersten Einzel, Alex Fehlmann und Gerwyn Price gegenüber. Fehlmann spielte im Vergleich zur Partie gegen China wie ausgewechselt und schien seine Nervosität völlig abgelegt zu haben. «Der Druck war weg in der zweiten Partie», erklärt Fehlmann seinen Exploit. «Gegen China war es ein Müssen, gegen Wales war es ein Können.»
Der Aargauer legte los wie die Feuerwehr und erspielte sich zum Erstaunen der walisischen Nummer 12 der Welt eine 2:0-Führung. Obwohl Price noch einmal ausglich, liess sich der 40-Jährige die Überraschung nicht mehr nehmen: Er entschied das Entscheidungsleg für sich und brachte die Schweiz sensationell mit 1:0 in Führung.
Im zweiten Einzel haftete Andy Bless dann die Doppelschwäche an, die er am ersten Turniertag bei den Chinesen noch eiskalt ausgenutzt hatte. Im Spiel gegen Jonny Clayton liess der Winterthurer sowohl im ersten, als auch im zweiten Leg die Doppel aus und konnte seinen Gegner auf seinem Weg zum 4:0-Sieg nicht mehr stoppen. «Ich war eigentlich nicht nervös. Mir fehlte lediglich etwas Glück», sagte Bless zu seiner Niederlage.
Im entscheidenden Doppel erwischte «Team Switzerland» den besseren Start und ging 1:0 in Führung. Dass man im zweiten Leg dann einige Chancen zum 2:0 liegen liess, sollte sich als Knackpunkt erweisen: Wales glich aus und in der Folge schien der Widerstand der Schweizer gebrochen. Die deutlich erfahreneren Waliser spielten die Partie routiniert zu Ende und zogen mit einem 4:1 ins Viertelfinale ein. Den Titel holten sich schlussendlich dann die Niederländer mit einem Finalsieg gegen Schottland.