Der Druck auf das Internationale Olympische Komitee steigt weiter, nachdem am Sonntagabend ein Entscheid über die Verschiebung der anstehenden Sommerspiele (24. Juli bis 9. August) innerhalb von vier Wochen angekündigt worden ist. Als erstes Land gab Kanada bekannt, dass man in diesem Sommer wegen des Coronavirus auf eine Entsendung von Athleten verzichten werde.
RELEASE: The Canadian Olympic Committee and Canadian Paralympic Committee have made the difficult decision to not send Canadian teams to the Olympic and Paralympic Games in the summer of 2020: https://t.co/HyOBA5wwp4 pic.twitter.com/x9OWABVxMA
— Team Canada PR (@TeamCanadaPR) March 23, 2020
Der «schwierige Entscheid» sei mit Zustimmung von Sportverbänden und der kanadischen Regierung getroffen worden, hiess es von Seiten des Nationalen Olympischen Komitees. Dieses forderte dazu auf, die Spiele um ein Jahr zu verschieben.
Nichts sei wichtiger als die Gesundheit und der Schutz der Sportler und der Weltgemeinschaft, heisst es in der Mitteilung. Australien hat seine Sportler derweil aufgerufen, sich auf eine Verschiebung der Spiele von Tokio auf den Sommer 2021 einzustellen.
Auch der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics forderte das IOC zum Handeln auf. In einem vom kanadischen TV-Sender CBC publik gemachten Brief rief Präsident Sebastian Coe den IOC-Chef Thomas Bach dazu auf, einen neuen Termin für die Sommerspiele zu finden. Wegen des Coronavirus seit die geplante Durchführung in diesem Sommer «weder möglich noch wünschenswert».
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zeigte sich World Athletics bereit, zusammen mit dem Internationalen Olympischen Komitee an einem alternativen Termin für die Olympischen Spiele in Tokio zu arbeiten. Auch eine Verlegung auf das kommende Jahr sei möglich, versicherte der Verband, auch wenn davon die Leichtathletik-WM im amerikanischen Eugene betroffen wäre.
World Athletics habe bereits mit dem Organisationskomitee «Oregon 21» über die Möglichkeit diskutiert, die Tokio-Spiele auf das nächste Jahr zu verlegen. Die WM-Organisatoren hätten daraufhin versichert, mit ihren Partnern und Interessenvertretern zu beraten, ob Eugene die WM an alternativen Terminen ausrichten könne, «falls sich dies als notwendig erweisen sollte», hiess es.
In Tokio sprach Premierminister Shinzo Abe erstmals die Möglichkeit an, dass die Spiele nicht wie geplant in diesem Sommer über die Bühne gehen könnten. «Es ist schwierig, Spiele unter diesen Umständen abzuhalten, wir müssen über eine Verschiebung entscheiden, wobei die Gesundheit der Athleten oberste Priorität hat», sagte der Premierminister, der eine Absage aber ausschloss. Zudem hielt er fest, dass das IOC das letzte Wort habe.
Eine Verschiebung wäre eine monumentale Entscheid und ein massiver Eingriff in den komplexen Kalender des Weltsports. Denkbar ist eine Verlegung in den Herbst, auf Sommer 2021 oder gar auf 2022. Am wahrscheinlichsten dürfte die Verlegung um ein Jahr sein.
Im Sommer 2021 sind aber neben der Leichtathletik-WM in Eugene auch zum Beispiel die Weltmeisterschaften der Schwimmer im japanischen Fukuoka vorgesehen. Gegen 2022 spricht, dass in dem Jahr im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking und im November und Dezember die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar stattfinden.
The Olympic flame has landed in Japan. 🇯🇵 #Tokyo2020
— #Tokyo2020 (@Tokyo2020) March 20, 2020
Olympic medallists 🥇 Tadahiro Nomura and Saori Yoshida were at Matsushima Air Base to welcome the flame.
With the #OlympicTorchRelay #HopeLightsOurWay for the areas affected by the Great East Earthquake of 2011. pic.twitter.com/TVvmsDnnRH
In den letzten Tagen hatten sich auch der Schwimm- und der Leichtathletikverband der USA für eine Verlegung ausgesprochen. Die USA haben grosses Gewicht, weil der dort übertragende Sender NBC so viel Geld für die Übertragungsrechte an das IOC bezahlt wie sonst keine Fernsehstation der Welt.
Eine Olympia-Verschiebung wäre ein historischer Entscheid. Eine Absage gab es in der Vergangenheit dagegen schon einige Male. Im Ersten Weltkrieg wurden die Sommerspiele 1916 (Berlin), im Zweiten Weltkrieg die Sommerspiele 1940 (Tokio) und 1944 (London) sowie die Winterspiele 1940 (Cortina d'Ampezzo) und 1944 (Sapporo) gestrichen. (abu/sda/dpa)