Fast wie ein zerstrittenes Ehepärchen: Wenn José Mourinho vom FC Chelsea und Arsène Wenger vom FC Arsenal aufeinander treffen, dann ist Drama programmiert. Gegenseitige Sticheleien sind bei den beiden Startrainern schon fast das tägliche Brot. Am Sonntag beim englischen Supercup, dem Community Shield, sorgt das Verhalten der beiden Coaches erneut für einen Lacher.
Arsène Wenger hat es tatsächlich geschafft. Im 14. Duell mit Chelsea-Coach José Mourinho kann er den portugiesischen Hitzkopf endlich bezwingen. Arsenal gewinnt beim Community Shield – dem englischen Supercup – 1:0 gegen Chelsea. Klar, dass es nach dem Spiel zum Eklat kommt.
Nach der Partie gratuliert José Mourinho der Reihe nach allen Arsenal-Spielern zum gewonnenen Titel. Als zuletzt Arsène Wenger auf den Chelsea-Coach zukommt, würdigen sich die beiden keines Blickes. Wessen Schuld das ist? Schwierig auszumachen. Es war wohl so, dass eher Wenger Mourinho aus dem Weg ging als umgekehrt.
Doch Mourinho wäre nicht Mourinho, wenn er nicht noch für einen richtigen Aufreger sorgen würde. The Special One – wie er sich selber bezeichnet – verlässt nach der Szene das Stadion und schmeisst dabei seine Verlierer-Medaille einfach ins Publikum. Die Niederlage macht ihm doch etwas mehr zu schaffen als zuerst geglaubt.
Natürlich wurde der Vorfall mit Wenger bei der anschliessenden Pressekonferenz angesprochen. Mourinho betont bei dieser Gelegenheit: «Hätte ich seine Hand geschüttelt? Ich brauche das nicht zu beantworten. Man sieht die Bilder und sieht, wo ich stehe, also ist das keine faire Frage.» Zu dem weggeworfenen Trostpreis sagt Mourinho, dass er Medaillen für Zweitplatzierte grundsätzlich nie behalte.
Wenn man die Bilder aus der Vergangenheit betrachtet, so wird man sich kaum über das divenhafte Auftreten der beiden wundern. Im vergangenen Herbst gerieten die Trainer gar physisch aneinander. Beim Chelsea-Heimsieg gegen Arsenal betrat Wenger nach einem Foul von Cahill an Sanchez die Coachingzone von Mourinho, weil der Arsenal-Trainer angeblich zu seinem gefoulten Spieler gehen wollte. Keine gute Idee, die Aktion löste eine Schubserei zwischen den Trainern aus, die vom vierten Offiziellen unterbunden werden musste.
Wenger erklärte nach dem Spiel die Aktion originell: «Ich wollte von A nach B und da hat sich mir jemand in den Weg gestellt, ohne mich willkommen zu heissen.»
Anfangs 2014 unterstellte Wenger seinem Kontrahenten Versagensangst mit Chelsea. Darauf konterte der Portugiese an einer Pressekonferenz: «Falls er recht haben sollte, dann, weil ich nicht oft versage.» Wenger sei ein Spezialist im Versagen. Acht Jahre ohne einen einzigen Titel, das ist das absolute Versagen. Wenn er acht Jahre keinen Titel geholt hätte, wäre er nicht nach London zurückgekommen, polterte Mourinho weiter.
Ursprünglich nahm die grosse Rivalität 2005 ihren Lauf, als Mourinho Kritik an Arsenal ausübte. Bei den Gunners spiele kein Brite mehr in der Startelf, erwähnte der Portugiese damals. Wenger wiederum gab zurück, dass Chelsea ausser John Terry kein nennenswertes Eigengewächs entwickelt habe.
Wenige Monate später gerieten die Trainer erneut aneinander, nachdem Mourinho den Arsenal-Coach als Voyeur bezeichnet, weil dieser angeblich von nichts anderem als Chelsea reden kann.
Gegenüber der Presse betonte der Chelsea-Coach: «Er mag es, andere Leute zu beobachten. Es gibt diese Jungs, die zu Hause ein grosses Teleskop haben, um damit zu beobachten, was bei anderen Familien so vor sich geht.» Wenger sei so einer dieser Typen, so der Portugiese.
Es gäbe wohl noch tonnenweise Gehässigkeiten, die sich die Trainer der beiden Londoner Vereine an den Kopf geworfen haben. Mit dem Nicht-Händedruck beim Community Shield ist der Streit jedenfalls wieder endgültig neu lanciert und wir freuen uns bereits jetzt auf weitere unterhaltsame Szenen am Spielfeldrand oder bei Pressekonferenzen. Spätestens wenn am nächsten Wochenende die Premier League wieder startet, könnten schon bald die nächsten hitzigen Wortgefechte folgen.