Genau vor drei Jahren begann die Ehe zwischen Lucien Favre, dem akribischen Trainer aus der Schweiz, und dem deutschen Kultverein Borussia Mönchengladbach. Der Verein mit der glorreichen Vergangenheit lag am Boden, die Anhänger sahen keine Schönheit mehr im abgehalfterten Klub, der damals auf dem letzten Platz klassiert war. Mit sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz war der Gang in die zweite Liga eigentlich schon besiegelt, doch dann kam der galante Retter aus der Romandie.
Mit sechs Siegen und zwei Unentschieden aus den letzten zwölf Spielen gelang Favre das Unmögliche. Er führte die Fohlen in die Relegation, dort wartete mit Bochum ein anderer Nebenbuhler um die Bundesliga. Doch der rationale Lucien Favre überlistete die Bochumer und blieb mit seiner Borussia oben.
In der nächsten Saison führte der Trainer seinen Verein auf den vierten Rang und somit in die Champions-League-Qualifikation. Diese wurde leider gegen Dynamo Kiew verpasst. Der Liebe tut dieser Tiefschlag keinen Abbruch. Im Gegenteil, gemeinsames Leid ist geteiltes Leid. Die Erfahrungen machen die Beziehung stabiler.
In der Saison 2012/2013 «nur» Rang 8. Die Liebe ist nicht mehr taufrisch, doch es ist trotzdem eine tiefe Verbundenheit spürbar. Die Erinnerungen an die schweren Zeiten helfen dabei. Mit Manager Max Eberl hat Favre zudem seinen Entdecker im Vereinsvorstand, der mit ihm durch dick und dünn geht. Auch die Profi-Fussballer spielen mit Herz auf dem Platz. Und singen sogar ein Liebesständchen.
Zum Saisonstart 2013/14 lodert die Liebe in den eigenen vier Wänden wieder richtig auf. Acht Siege aus neun Spielen. Auch der Fehlstart in die Rückrunde kann der bedingungslosen Zuneigung nichts anhaben. Erstmals verliert die Borussia dreimal hintereinander unter der Ägide ihres Trainers. Schon schreiben einige eifersüchtige Schreiberlinge von einer Krise. Doch der höfliche Romantiker wird sich sicher etwas einfallen lassen, damit er der Liebe wieder mehr Feuer einhaucht.