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Als Skandal-Schiri Hoyzer Paderborn zum Sieg gegen den HSV pfiff

ARCHIV - 21.08.2004, Nordrhein-Westfalen, Paderborn: Fußball DFB-Pokal 1. Runde: SC Paderborn - Hamburger SV im Hermann-Löns-Stadion. Sergej Barbarez, Hamburger SV, zeigt nach dem Tor des SC Paderborn ...
Sergej Barbarez weiss, wer Schuld am HSV-Aus im DFB-Pokal hatte.Bild: DPA

In Minute 35 begann es – als Skandal-Schiri Hoyzer Paderborn zum Sieg gegen den HSV pfiff

02.04.2019, 15:1002.04.2019, 16:41
Katharina Reckers / watson.de
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Heute Abend spielt der SC Paderborn im Viertelfinal des DFB-Pokals gegen den Hamburger SV. Ein Duell, das es 2004 schon einmal gegeben hat und zu einem der grössten Skandale führte, die der deutsche Fussball jemals gesehen hat. Schuld daran: Schiedsrichter Robert Hoyzer.

FILE- Referee Robert Hoyzer is seen during the German soccer cup match between Paderborner SC and Hamburger SV in Paderborn, Germany, in this Aug. 21, 2004 file photo. A match fixing and betting scand ...
Der Schlusspfiff von Robert Hoyzer.Bild: AP WESTFALEN-BLATT

Der damals fast 25-jährige liess sich von einer kroatischen Mafiabande bestechen und manipulierte acht Partien der Regionalliga und der 2. Bundesliga. Am 21. August 2004 bei Paderborn gegen den HSV überspannte Hoyzer dann den Bogen.

DFB-Pokal-Viertelfinals von heute:
Paderborn – Hamburger SV 18.30 Uhr
Augsburg – RB Leipzig 20.45 Uhr

Eigene Gesetze, Hoyzers Gesetze

Es scheint ein Spieltag wie jeder andere zu werden: Die Hamburger werden der Favoritenrolle im DFB-Pokalspiel gegen den SC Paderborn gerecht. Der Führungstreffer fällt bereits in der 13. Minute. In der 30. Minute folgt das 2:0 für den HSV. Doch der Pokal hatte an diesem Tag seine eigenen Gesetze – seine ganz eigenen.

Der Unparteiische Robert Hoyzer ist an diesem Tag nicht unparteiisch – denn der Schiedsrichter ist zu diesem Zeitpunkt bereits von kroatischen Wettpaten dazu angehalten, den SC Paderborn als Sieger aus dem Spiel gehen zu lassen. Er muss handeln. Und das tut er: In der 35. Minute ändert sich der Spielverlauf abrupt.

Die ARD-Zusammenfassung zum Spiel von damals.Video: streamable

Der Paderborner Thijs Waterink stürzt bei einem Angriff im Strafraum, Hoyzer pfeift einen Elfmeter – ungerechtfertigt. Paderborn macht das Tor. Der Hamburger Torschütze (und bisher beste Spieler) Emile Mpenza erkennt den falsch gepfiffenen Elfmeter und beginnt Hoyzer zu beschimpfen, dieser schickt ihn kompromisslos mit Rot vom Platz.

Genauso geht es weiter: Noch vor dem Halbzeitpfiff macht Paderborn den Ausgleich. Kurz nach dem Beginn der zweiten Hälfte pfeift Hoyzer wieder einen Elfmeter für den Aussenseiter – es ist der Treffer zum 4:2. Wieder unverdient.

HSV-Spieler Bastian Reinhardt nach dem Spiel:

«Also ich hab noch nie ein Spiel gegen einen Schiedsrichter verloren, das war heute das erste Mal. Also Hut ab, für meine Begriffe hat der Schiri heute das Spiel entschieden.»
deutschlandfunk

Die Underdogs gewinnen das Spiel mit 4:2 und die Frustration bei den Hamburger Spielern und Fans könnte nicht grösser sein. Allen ist klar, dass Hoyzer Fehlentscheidungen getroffen hat – an einen Wettbetrug denkt zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand.

Dann wird es eng für Hoyzer ...

Erst im Januar 2005 werden erste Ermittelungen gegen Hoyzer gestartet, nachdem mehrere Schiedsrichter ihren Verdacht gegenüber dem DFB äussern. Hoyzer gerät unter Druck und gesteht die Manipulationen: Acht Partien der Regionalliga, der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal habe er manipuliert. 67'000 Euro und einen Plasma-Fernseher habe er für diese Manipulationen bekommen.

Die Hamburger Sergej Barbarez, Raphael Wicky, Christian Rahn, Stefan Beinlich und Daniel van Buyten, von links, beschweren sich am 21. August 2004 bei Schiedsrichter Robert Hoyzer, der Emile Mpenza di ...
Raphael Wicky und seine HSV-Kollegen verstehen die Welt nicht mehr.Bild: AP HEYER LARKIN

Im November 2005 wird Hoyzer zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt und vom DFB lebenslang gesperrt. Wegen guter Führung wird Hoyzer allerdings schon 2008 aus dem Gefängnis entlassen. Zudem wird die lebenslange Sperre vom DFB im Jahr 2011 gelockert – er darf im Amateurbereich selbst wieder Fussball spielen. Als Schiedsrichter darf Hoyzer allerdings nie wieder antreten. Hoyzer arbeitet heute beim Online-Vergleichsportal «Idealo» und stottert die Strafzahlung von 126'000 Euro ab: Bis 2026 muss er jährlich 8400 Euro an den Verband überweisen. (Bild)

Folgen für den HSV und Toppmöller

Nach der Niederlage gegen Paderborn, schlittert der HSV in eine schwere Krise – am achten Bundesliga-Spieltag stehen die Hamburger auf dem letzten Tabellenplatz. Noch bevor der Skandal auffliegt, wird Trainer Klaus Toppmöller entlassen.

ARCHIV - 07.08.2004, Hamburg: Der Trainer des Hamburger SV, Klaus Toppmöller (l), diskutiert aufgebracht mit dem vierten Schiedsrichter Robert Hoyzer während des Bundesligaspiels gegen den FC Bayern M ...
Klaus Toppmöllers Karriere hat der Skandal nicht gut getan.Bild: DPA

«Das Ding war so offensichtlich, dass das Betrug war, das kann ich heute noch nicht glauben. Robert Hoyzer hat meine Zeit beim HSV kaputt gemacht», sagt Toppmöller fast 15 Jahre danach.

Nach dem Aufdecken der Manipulation wird das Spiel weder zugunsten des HSV gewertet noch wiederholt. Für den Verein gibt es lediglich eine finanzielle Entschädigung in Höhe von zwei Millionen Euro vom DFB. Ex-HSV Trainer Toppmöller ist zu diesem Zeitpunkt bereits in Georgien Nationaltrainer, in die Bundesliga hat er es nie wieder geschafft.

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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R10
02.04.2019 15:42registriert Juli 2016
Und mitten drin im ganzen Skandal befand sich der heutige Fifa-Schiedsrichter Felix Zwayer, der immer noch frisch-fröhlich nationale und internationale Top-Spiele pfeiffen darf.
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02.04.2019 18:08registriert April 2016
Da hab ich schon üblere Spiele von Alain Bieri und co. gesehen.
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Beni 89
02.04.2019 20:46registriert November 2017
Und seit dem darf in Deutschland jeder Spieler mit direkt Rot vom Platz gestellt werden, wenn er den Schiri "Hoyzer" nennt... Kein Scherz, steht so im Regelkatalog des DFB
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