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Hertha muss in die Quarantäne – was das für den Abstiegskampf bedeutet

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Die positiven Tests von Dodi Lukebakio (links) und Pal Dardai (Mitte) könnten Hertha BSC zum Verhängnis werden.Bild: imago images/Matthias Koch

Hertha BSC muss zwei Wochen in die Quarantäne – was das für den Abstiegskampf bedeutet

Nach den positiven Coronatests bei Hertha-Trainer Pal Dardai und den Spielern Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhardt müssen die Berliner in Quarantäne. Wir verraten dir, was das für den Verein und den Abstiegskampf bedeutet.
16.04.2021, 15:37
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Die positiven Coronatests bei Hertha-Trainer Pal Dardai, Assistent Admir Hamzagic und Dodi Lukebakio hätten zunächst keine Auswirkungen auf den Spielbetrieb gehabt, das Spiel in Mainz hätte am Sonntag plangemäss stattfinden sollen. Die Infizierten wären in Einzelquarantäne gegangen, doch der Rest der Mannschaft hätte in einem Quarantäne-Trainingslager weitertrainieren und vor allem weiterspielen dürfen. Doch nachdem Marvin Plattenhardts Test auch ein positives Resultat ergeben hatte, wurden gemeinsame Trainings und Bundesligaspiele zur Unmöglichkeit.

Die Coronafälle kommen für die Hertha zur Unzeit – drei Spiele hätten die Berliner bis zum nächsten Samstag absolvieren sollen. Zwei davon gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, neben Mainz auch Schalke 04. Diese Partien müssen nun alle verschoben werden, denn der Hauptstadtklub muss 14 Tage in Quarantäne. Bisher musste noch kein einziges Bundesligaspiel wegen Corona verschoben werden.

Wie geht es den Infizierten?

Sportdirektor Arne Friedrich informierte am Freitag über den Gesundheitszustand der Infizierten. Keiner der Betroffenen sei in einem wirklich schlechten Zustand. Trainer Dardai habe Gliederschmerzen, aber kein Fieber. Assistent Hamzagic hingegen habe derzeit leichtes Fieber. Zu Lukebakio und Plattenhardt gab es vorerst keine Informationen.

Arne Friedrich (l.) übernahm das Training der Hertha am Donnerstag für Dardai (r.), nun sind keine gemeinsamen Einheiten mehr möglich.
Arne Friedrich (l.) übernahm das Training der Hertha am Donnerstag für Dardai (r.), nun sind keine gemeinsamen Einheiten mehr möglich.Bild: IMAGO / Nordphoto

Können die Spiele alle nachgeholt werden?

Nach aktuellem Stand wäre das Nachholen der Spiele gut möglich. Hertha könnte ab dem 29. April wieder trainieren und hätte bis zum 22. Mai Zeit, um die verbleibenden sechs Spiele zu absolvieren. Sollten jedoch weitere Fälle auftreten, sollte die Quarantäne von Neuem beginnen, wie es zunächst vom zuständigen Gesundheitsamt hiess. Dies scheint laut Herthas Geschäftsführer Carsten Schmidt nun doch nicht der Fall zu sein, nur die betroffene Person müsste bei einem positiven Test die Quarantäne verlängern.

Bei weiteren Fällen bei der Hertha oder anderen Vereinen würde die Zeit in beiden Szenarien knapp werden, das Hinspiel der Relegation ist für den 26. Mai angesetzt, die Nationalspieler sollen ab dem 31. Mai für die EM abgestellt werden.

Das Restprogramm der Hertha wird in jedem Fall hart, während der Quarantäne können die Profis nur in ihren eigenen vier Wänden trainieren, was eine richtige Wettkampfvorbereitung unmöglich macht. Dynamo Dresden machte in der letzten Saison eine ähnliche Erfahrung: Aufgrund mehrerer Coronafälle im Team konnte der Zweitligist erst verspätet wieder in den Ligabetrieb einsteigen und musste in der Folge neun Spiele in 29 Tagen absolvieren. Das Programm war kaum zu bewältigen und so stieg Dresden am Ende ab.

So könnte es der Hertha auch gehen – ein ehrliches Interview eines Dresdners

Welche Folgen hat das für den Abstiegskampf?

Berlin steht sechs Spieltage vor Schluss auf dem 15. Platz, nur das Torverhältnis trennt die Hauptstädter von Arminia Bielefeld und der Relegation. Köln ist drei Punkte dahinter auf dem ersten direkten Abstiegsplatz. Da kann noch alles passieren, auch Mainz und Bremen sind noch nicht gerettet.

Deshalb ist es umso schmerzhafter, dass der Berliner Sport-Club jetzt aus dem Trainings- und Spielbetrieb gerissen wird. In den letzten fünf Spielen war zudem ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen, acht Punkte erspielte die Hertha und das gegen besser platzierte Vereine wie Leverkusen (3:0), Union (1:1) und Mönchengladbach (2:2).

Nach der Quarantäne folgen dann Sechs-Punkte-Spiele gegen Bielefeld und Köln, sowie die Nachholpartien gegen Mainz und Schalke. So viele wichtige Partien in so kurzer Zeit zu absolvieren ist ein grosser Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Die bekannt gewordenen Coronainfektionen könnten im Abstiegskampf zum Zünglein an der Waage werden.

15.12.2020, Berlin: Fu�ball: Bundesliga, Hertha BSC - FSV Mainz 05, 12. Spieltag im Olympiastadion. Matheus Cunha (M) von Hertha gegen Kunde Malong (l) und Leonardo Barreiro Martins von Mainz. Foto: S ...
Das Hinspiel zwischen Berlin und Mainz endete 0:0, das Rückspiel wird erstmal verschoben.Bild: keystone

Dennoch kann man getrost sagen, dass die Herthaner wohl das einfachste Restprogramm der fünf genannten Abstiegskandidaten haben. Keiner der verbleibenden Gegner steht in der oberen Tabellenhälfte, während die unmittelbar vor Berlin stehenden Bremen und Mainz jeweils vier Spiele gegen Europacup-Kandidaten vor der Brust haben.

Restprogramm der Abstiegskandidaten
Werder Bremen (Platz 13, 30 Punkte): Dortmund (A, 5.), Mainz (H, 14.), Union (A, 7.), Leverkusen (H., 6.), Augsburg (A, 11.), Mönchengladbach (H, 8.)
Mainz 05 (Platz 14, 28 Punkte): Hertha (H, 15.), Bremen (A, 13.), Bayern (H, 1.), Frankfurt (A, 4.), Dortmund (H, 5.), Wolfsburg (A, 3.)
Hertha BSC (Platz 15, 26 Punkte): Mainz (A, 14.), Freiburg (H, 10.), Schalke (A, 18.), Bielefeld (H, 16.), Köln (H, 17.), Hoffenheim (A, 12.)
Arminia Bielefeld (Platz 16, 26 Punkte): Augsburg (A, 11.), Schalke (H, 18.), Mönchengladbach (A, 8.), Hertha (A., 15.), Hoffenheim (H, 12.), Stuttgart (A, 9.)
1. FC Köln (Platz 17, 23 Punkte): Leverkusen (A, 17.), Leipzig (H, 17.), Augsburg (A, 11.), Freiburg (H, 10.), Hertha (A, 15.), Schalke (H, 18.)

So könnte sich der Nachteil des dichteren Programms wieder etwas ausgleichen. Doch gehen Hertha in der entscheidenden Phase die Kräfte aus und die Direktduelle mit Mainz, Bielefeld und Köln verloren, stehen die Aussichten für den Hauptstadtklub sehr schlecht.

Wer zieht im Abstiegskampf den Kürzeren und muss direkt runter?
epa09086848 Schalke's Sead Kolasinac (L) reacts after losing the German Bundesliga soccer match between FC Schalke 04 and Borussia Moenchengladbach in Gelsenkirchen, Germany, 20 March 2021. EPA/F ...
Schalke steht als Absteiger so gut wie fest, doch wer muss noch in die zweite Liga?Bild: keystone

Wie will die Liga jetzt vorgehen?

Die Saison soll bis am 22. Mai zu Ende gespielt werden, an diesem Datum will die Liga festhalten. Über genauere Massnahmen berät die DFL laut Geschäftsführer Christian Seifert noch. An einen Saisonabbruch sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu denken. Eine Möglichkeit, um die Durchführbarkeit der letzten Spieltage zu sichern, wäre eine generelle Hotel-Quarantäne für alle Teams. So konnte im Mai und im Juni des letzten Jahres die wegen Corona unterbrochene Saison beendet werden.

Ein solches Szenario scheint wahrscheinlich, denn weitere Spielverschiebungen zu einem späteren Zeitpunkt kann man sich nicht mehr erlauben. Durch die Europameisterschaft, die am 11. Juni beginnen soll, ist nach hinten kein Platz, um die Saison zu verlängern.

Was macht die Hertha jetzt?

Der gesamte Kader und der Betreuerstab wurden von den Berliner Behörden bis zum 29. April in die Quarantäne geschickt. Gemeinsames Training ist bis dahin nicht möglich, auch individuelle Fitnesseinheiten dürfen die Spieler nicht draussen absolvieren. Deshalb plant Sportdirektor Friedrich virtuelle Trainingseinheiten und die Spieler bekommen Trainingsprogramme für zuhause.

Friedrich sagt: «Wir nehmen die Situation trotz der schwierigen Umstände an und werden alles in unserer Macht stehende für ein erfolgreiches Saisonfinale in die Waagschale werfen.» Auch Geschäftsführer Carsten Schmidt zeigt sich kämpferisch: «Ich spüre einen Spirit. Jetzt erst recht. Ich hoffe, dass der bei den Spielern ankommt.»

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In den letzten Spielen war ein Aufwärtstrend erkennbar. Wird dieser nun gebremst oder können die Berliner ihn nach der Zwangspause fortsetzen?Bild: keystone

Für Hertha BSC und Pal Dardai ist es nicht der erste Abstiegskampf. Bereits 2015 konnten die Berliner sich unter dem ungarischen Trainer als 15. nur knapp vor der Relegation retten, in den Saisons 2009/10 und 2011/12 stieg der Traditionsklub jeweils ab. Um einen erneuten Abstieg nach acht Jahren Bundesliga zu verhindern, werden die Herthaner nach der Quarantäne noch einige Hürden bewältigen müssen.

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