Endlich wieder grosser Fussball! Die englische Premier League startet dieses Wochenende als erste der internationalen Top-Ligen in die neue Saison. Sieben Schweizer sind mit dabei – wobei es mit Liverpool gegen Norwich sowie Newcastle gegen Arsenal sogleich zu zwei Direktduellen kommt.
Die Titel-Favoriten sind dieselben wie zuletzt, Manchester City und Liverpool. Ein anderer Meister wäre eine ziemliche Überraschung. Dahinter balgen sich mit Tottenham, Chelsea, Manchester United und Arsenal vier Teams um die Rolle der gefährlichsten Verfolger.
Was aber ist zu erwarten von den Schweizer Fussballern auf der Insel? Welche Rolle haben sie? Und welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Wir liefern den Überblick.
Xherdan Shaqiri steht in einem Zwiespalt. Will er lieber bei einem Topklub auf der Ersatzbank sitzen oder bei einem mittelmässigen Verein jene Rolle einnehmen, die er sich selber vorstellt? Letzte Saison hat er zum zweiten Mal die Champions League gewonnen, zum zweiten Mal als Ersatzspieler. Kurz vor Premier-League-Start geistert das Gerücht umher, Shaqiri könnte Liverpool noch in Richtung Monaco verlassen. Dort könnte Shaqiri wohl eine Leaderrolle einnehmen. Bei Liverpool wird es Shaqiri derweil auch in dieser Saison wieder schwer haben, unter Trainer Jürgen Klopp auf viel Spielzeit zu kommen. Liverpools Offensive ist weiterhin gut besetzt, der Konkurrenzkampf hoch. Dazu kommt, dass für Shaqiri die Vorbereitung auf die neue Saison nicht ausgezeichnet verlief. Einen Teil verpasste er wegen einem Muskelriss an der Wade. (rg)
In den Medien war Josip Drmic in diesem Sommer präsent. Dies weniger wegen seines Wechsels von Gladbach zu Norwich, sondern vielmehr wegen seines Début-Songs als Rapper.
In Norwich traf Drmic auf Nati-Kollege Timm Klose und auf eine deutsche Mentalität. Unter dem deutschen Aufstiegstrainer Daniel Farke fühlen sich schon andere ehemalige Bundesligaprofis wohl, so unter anderem Moritz Leitner oder Mario Vrancic. Drmic erhofft nach seiner unglücklichen Zeit in Gladbach einen Schub. Bei seiner Vorstellung in Norwich wurde er von Freunden für seine Englischkenntnisse belächelt, auf dem Platz aber fühlt er sich wohl. In seinem ersten Testspiel traf er sogleich, gegen Luton Town markierte er einen Hattrick. Trainer Farke urteilte: «Josip war brillant.» Die erste Bewährungsprobe gibt es für Josip Drmic heute im Duell mit dem Champions-League-Sieger Liverpool. (rg)
Timm Klose hat 2019 offiziell nur neun Minuten für Norwich City gespielt. Kurios: Die neun Minuten verteilen sich auf acht Spiele. Diese Statistik zeigt den Stellenwert des Baslers beim Premier-League-Aufsteiger. Obwohl der Innenverteidiger wegen Knieproblemen eigentlich nicht über längere Zeit einsatzfähig war, sass Klose in der Rückrunde stets auf der Bank und wurde regelmässig in der Schlussphase eingewechselt. «Ich sollte den Eintore-Vorsprung über die Zeit retten», erklärt er. Im Sommer kurierte Klose seine Verletzung in Basel aus. Beinahe wäre er auch zurück zum FCB gewechselt, doch wegen des Aufstiegs seiner «zweiten Heimat» Norwich, entschied sich der 31-Jährige, in England zu bleiben und seinen Vertrag dort zu verlängern. In der Vorbereitung hielt Kloses Knie 90 Minuten Belastung stand. Der 1,95 Meter Hüne ist bereit für eine Saison, in der es für Norwich um den Klassenerhalt geht. (jaw)
Kein anderer Schweizer hat bei einem Weltklub einen derart hohen Stellenwert wie Granit Xhaka. Kurz vor Beginn seiner dritten Saison bei Arsenal ist Xhaka gar als Captain im Gespräch, es wäre eine besondere, ungewohnte Ehre für einen Schweizer. In England bedeutet die Captainbinde besonders viel.
Der bald 27-Jährige ist in seinen besten Jahren. Doch auch der Druck lastet wie nie zuvor. Die Erwartungen an Xhaka sind riesig – auch, weil es bei Arsenal chronisch an Leadern mangelt. Vor der Saison erschütterte den Klub der Streit seiner Fans gegen Besitzer Stan Kroenke. Sie warfen ihm vor, den Klub für den eigenen Profit zu missbrauchen – anstatt wie die Konkurrenz zu investieren. Drei Transfers folgten seither, darunter der hoch gehandelte ivorische Stürmer Nicolas Pépé, aber reicht das, um wieder an die Spitze zu kommen? Wohl kaum. Daran kann auch Xhaka in Hochform nichts ändern. (ewu)
Seine Geschichte ist eine volle Genugtuung. Fabian Schär hat nach verunglückten Versuchen bei Hoffenheim und La Coruña endlich seinen Platz gefunden. Und nicht nur das. Seit Schär bei Newcastle Anfang des letzten Novembers zum Stammpersonal befördert wurde, ging es mit dem Verein aufwärts. Zu Beginn der Saison noch auf den Abstiegsplätzen, resultierte am Ende Platz 13. Schärs Wahnsinnstreffer gegen Burnley wurde von fast 90 Prozent der Fans als «Newcastle-Tor des Jahres» gewählt.
Die Frage ist nun: Geht es einfach so weiter? Und wird Schär mit 27 Jahren gar noch ein Kandidat für einen Transfer zu einem Spitzenklub? Es ist ihm durchaus zuzutrauen. Doch frei von Gefahren ist der Weg nicht. Trainer Rafael Benitez, mit dem sich Schär gut verstand, verliess den Verein. Dass der Nachfolger Steve Bruce heisst, bedeutet für viele im hektischen Umfeld vor allem eines: nahende Unruhe. (ewu)
Deadline-Day-Transfers haben in England einen eigenen Stellenwert. Sie gelten als Panikkäufe, überteuert, meist glücklos. Albian Ajeti haften zumindest zwei dieser drei Attribute nicht an, obschon der 22-Jährige mit seinem gestern vollzogenen Wechsel zu West Ham United eben ein Deadline-Day-Deal ist. Ob er am Ende auch glücklos sein wird, wird sich zeigen.
Er wolle das Stadion zum Ausflippen bringen, Verantwortung übernehmen, und vor allem «bin ich hier, um zu gewinnen», sagt er. Zuerst aber muss Ajeti zeigen, dass er sich bei seinem zweiten Versuch im Ausland durchsetzen kann. Was in Augsburg nicht gelang, soll nun in London besser werden. Einfach wird es nicht. Ajeti ist Stürmer Nummer drei hinter Sébastien Haller und Chicharito. Er wird Geduld beweisen müssen. Das war bislang seine grösste Schwäche. (cfe)
34 Jahre alt ist er mittlerweile, und bei vielen Schweizern längst in Vergessenheit geraten. Nun steht Torhüter Eldin Jakupovic in seinem letzten von drei Vertragsjahren bei Leicester City. Beim Sensationsmeister von 2016 ist er die Nummer 3 hinter Kasper Schmeichel und Danny Ward. Mit Einsätzen darf Jakupovic also kaum rechnen. Das war schon in den vergangenen zwei Saisons nicht anders. Überschattet wurde das letzte Jahr bei Leicester vom Tod des Besitzers Vichai Srivaddhanaprabha, der nach einem Spiel mit dem Helikopter abstürzte. Dass Jakupovic überhaupt noch in der Premier League ist, hat er tollen Leistungen in der Saison 2016/17 zu verdanken. Schon damals bei Hull City war er nur die Nummer 3 des Vereins. Doch dann verletzten sich beide Torhüter fast zeitgleich – Jakupovic packte die Chance und konnte sich trotz eines schwachen Teams immer wieder auszeichnen. (ewu)
(ch media)
(Danke SRF, denn kanntenich auch nicht 😂)