Was ist bloss mit Sidney Crosby los? Der weltweit beste Eishockeyspieler der vergangenen Jahre kommt in der laufenden Saison noch nicht recht auf Touren. Das kriegt auch sein Team, die Pittsburgh Penguins, zu spüren. Der amtierende Stanley-Cup-Champion ist aktuell auf Rang 10 in der Liga-Tabelle zu finden. Doch was steckt hinter der Crosby-Krise? Ein Blick in die Statistiken gibt Aufschlüsse.
Als erstes sticht einem die nackte Punkteproduktion ins Auge. Während Crosby in den vergangenen fünf Jahren über die ganze Saison gesehen 2,62 Punkte pro 60 Minuten Eiszeit skorte, kommt der Kanadier im laufenden Jahr «nur» auf 1,12 Punkte. In der ligaweiten Skorerwertung ist er auf Rang 71 zu finden. Das ist nicht miserabel. Aber von einem Sidney Crosby ist man sich definitiv anderes gewohnt.
Doch auch ein wenig tieferer Blick in die Statistik zeigt, das Crosby abgebaut hat – oder dass er im Moment zumindest noch unter seiner üblichen Flughöhe agiert. Aktuell beläuft sich sein Corsi-Wert auf 50,57 Prozent (Was ist Corsi? Siehe Infobox). Das heisst, wenn der Center auf dem Eis steht, sind die Spielanteile ziemlich ausgeglichen.
Nun ist das wieder nicht schlecht, aber von Sidney Crosby ist man sich auch hier bessere Werte gewohnt. Seit 2012 konnte er in jeder Saison einen Corsi-Durchschnitt von über 53 Prozent verzeichnen. Zudem zieht er dieses Jahr seine Mitspieler in dieser Statistik erstmals runter, statt hoch.
Das erklärt dann zumindest zu einem gewissen Teil, weshalb das Scoring des 30-Jährigen eingebrochen ist. Kontrolliert man das Spiel nicht mehr gleich dominant wie in den Jahren zuvor, kommt man auch weniger zu Abschlussmöglichkeiten.
Ein weiterer Erklärungsansatz für Crosbys Mini-Krise ist die Schussqualität. Das Schussvolumen ist auch heuer vergleichbar mit den vergangenen fünf Jahren – der Kanadier bringt pro Spiel rund drei Schüsse auf den gegnerischen Kasten. Die Qualität der Schüsse hat aber etwas abgenommen.
Die Statistik, die das beweist, nennt sich «Individual Expected Goals For», oder abgekürzt ixGF. Dabei bewertet der Statistiker anhand der Menge der Schüsse und deren Qualität (Schussposition, Präzision etc.), die Anzahl der Tore, die von eine Spieler zu erwarten sind. Diese Zahl lässt sich dann noch ins Verhältnis mit der Einsatzzeit setzen.
Crosby kommt aktuell auf einen ixGF-Wert von 0,61 Toren pro 60 Minuten. Damit ist seine Schussqualität verglichen mit den vergangenen fünf Jahren um mehr als ein Viertel zurückgegangen.
Doch die momentane Baisse lässt sich nicht nur auf Crosbys Effort und seine Fähigkeiten zurückführen. Der Penguins-Captain ist aktuell auch noch vom Pech verfolgt. Die Pucks gehen derzeit einfach nicht den Weg, wie das Crosby gerne hätte.
Sein PDO (~Schusseffizienz, siehe Infobox oben) ist mit 92,39 Prozent momentan fast schon astronomisch tief. In den vergangenen Spielzeiten kam der dreifache Stanley-Cup-Champion immer auf einen PDO rund um 100 Prozent. Diese Saison sind bislang sowohl die Fangquote der Torhüter (88,52%) als auch seine Schussgenauigkeit (3,86% bei fünf gegen fünf, 8,7% in allen Situationen) zu tief.
Letzteres hat einerseits sicherlich mit dem zuvor erwähnten Rückgang der Schussqualität zu tun. Andererseits aber auch mit Pech. Crosbys Schussgenauigkeit bewegte sich sonst immer deutlich über 10 Prozent. Es ist zu erwarten, dass irgendwann die Pucks wieder regelmässiger reinfallen.
Mit 30 Jahren bewegt sich Sidney Crosby langsam aber sicher auch auf ein fortgeschrittenes Eishockey-Alter zu. Eine leichte Regression bei seinem Output ist also nur natürlich. Doch zum Schwarzmalen ist es noch zu früh. Der Star der Penguins erhält immer noch mehr als 20 Minuten Eiszeit pro Spiel und ist fit genug, damit umzugehen.
Der dreifache Stanley-Cup-Sieger ist immer noch ein absoluter Weltklassespieler, das hat er nicht zuletzt auch in den NHL-Playoffs im vergangenen Frühling bewiesen. Wenn Crosby so weiterspielt wie bisher, dürften die Zahlen auch irgendwann wieder die von ihm gewohnten Ausmasse annehmen.