Um 10.30 Uhr veröffentlicht der FC Basel am Donnerstag ein Schreiben mit dem Titel: Valentin Stocker ist zurück im FCB-Training. Darin steht nur, dass er «heute Donnerstag» das Training mit der 1. Mannschaft wieder aufnimmt. Und dass der FCB um Verständnis bittet, dass diese Entscheidung nicht weiter kommentiert wird.
Kurz darauf beginnt das Morgentraining auf den Feldern 19 und 20 des Joggeli-Areals. Von Stocker ist weit und breit nichts zu sehen. Er befindet sich nach Informationen von CH Media noch im Aufbautraining und hat alleine im Stadion trainiert.
Warum die Klub-Bosse diese völlig unproblematische Tatsache nicht in der Mitteilung erklären, bleibt schleierhaft. Ebenso, warum keiner hinsteht und die vielen spekulativen Fragen beantwortet, die sich jetzt unweigerlich stellen: Warum darf Stocker wieder mittrainieren? Wird er auch wieder spielen? Wer hat diese Entscheidung gefällt? Sind die Differenzen zwischen dem Ex-Captain und Trainer Ciriaco Sforza ausgeräumt? Warum hat man Stocker zuerst öffentlich als Nestbeschmutzer hingestellt, um ihn jetzt wieder zu begnadigen? Ist er überhaupt noch verletzt? Geht es nur um das viele Geld, das eine Vertragsauflösung mit Stocker kosten würde?
Die Antworten bleiben leider aus. Und genau diese fehlende Transparenz ist ein Hauptgrund, warum in der Stadt Basel der Glaube verloren gegangen ist, dass es unter Eigentümer Bernhard Burgener und dessen CEO Roland Heri irgendwann besser werden könnte.
Natürlich wollen auch Burgener und Heri das Beste für ihren Verein. Sie sorgen sich um die Zukunft des Klubs und versuchen, Lösungen zu finden. Doch ohne Erklärungen gibt es für ihre Vorhaben kein Verständnis und folgerichtig auch kein Vertrauen. Stattdessen hagelt es berechtigte Kritik, die in diesen Tagen ihren Höhepunkt erreicht hat. Das Mahnmal auf dem Barfüsserplatz und die Protestbanner und Solidaritätsfahnen, die überall in der Region hängen, sind nur ein Ausdruck davon.
Am Samstag wollen sich alle Kritiker rund ums Spiel gegen den FC Luzern beim Stadion versammeln und unter dem Motto «Zyt zum Goo» lautstark gegen die Vereinsführung demonstrieren. Die entsprechenden Einladungs-Flyer und Plakate wurden überall in der Region Basel verteilt und aufgehängt. Der Hauptgrund für den in diesen Pandemiezeiten doch ungewöhnlichen Menschenauflauf sind Burgeners Pläne, ausländische Investoren ins Boot zu holen. Vor allem aber wünschen sich die Basler einfach wieder einen Klubchef, der die Menschen in der Region versteht und den Verein führen kann.
Es gab in der jüngeren Vergangenheit unzählige Beispiele, wie jetzt jenes mit Stocker, die mit einer ausführlichen präventiven Kommunikation seitens der FCB für viel weniger Kritik gesorgt hätten. Der Lohnverzichtsstreit, die entlassenen Juniorentrainer, der fliessende Übergang von Marcel Koller zu Ciriaco Sforza, die Causa Stocker. Ja sogar die Verkaufspläne an die Basel Dream & Vision AG, einem Joint Venture zwischen Burgener und der britischen Investmentgesellschaft Centricus.
Wären diese Themen von Burgener, Heri oder einem Sportvorstand im Vorfeld ausführlich und ehrlich erklärt worden, wären sie auch in der Bevölkerung auf mehr Akzeptanz gestossen. Doch weil Burgener Krisen lieber stillschweigend aussitzt und auf den oft zitierten «Tag der Abrechnung» wartet, geht die Entfremdung zwischen Basis und Vereinsspitze fortlaufend weiter. Und die Entfremdung ist in Basel mittlerweile so weit vorangeschritten, dass sie offensichtlich nicht mehr zu kitten ist. Daran ändert auch die Begnadigung von Fan-Liebling Valentin Stocker nichts.
Und wegen Stocki haben die Herren doch einfach den Gagg in der Hose wegen der Sa.-Abend Aktion und das Gefühl dass sie irgendetwas machen müssen... erbärmlich...