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Tuchel und der Ketchup-Effekt – dreht das Trainer-Karussell bald auf Hochtouren?

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Thomas Tuchel ist der momentan begehrteste arbeitslose Trainer – den Bayern hat er aber bereits abgesagt.Bild: EPA/DPA FILE
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Tuchel und der Ketchup-Effekt – dreht das Trainer-Karussell bald auf Hochtouren?

Im nächsten Sommer erwartet uns nicht bloss das nächste heisse Spieler-Transferfenster, auch an den Seitenlinien wird einiges gehen. Gleich sieben europäische Topklubs könnten auf die neue Saison ihre Trainer wechseln – wir haben die Situationen genauer analysiert.
26.03.2018, 19:0227.03.2018, 15:05
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Die Ballkönigin kriegt eigentlich immer, was sie will. Vor allem, wenn es um ihren Traumprinzen geht. Der Traumprinz ist in diesem Fall Thomas Tuchel, der momentan begehrteste Trainer-Junggeselle der Welt. Doch er lehnte den Tanz auf dem Bundesliga-Parkett ab und gab der bayrischen Ballkönigin einen Korb. Weil er schon vergeben sei – es soll sich um einen anderen europäischen Topklub handeln. Arsenal, wie zunächst spekuliert, ist es angeblich nicht.

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Der vereinslose Carlo Ancelotti war schon bei Juventus, Milan, Chelsea, PSG, Real Madrid und Bayern München als Trainer aktiv und gewann bereits drei Mal die Champions League.Bild: EPA/EFE

Neben Thomas Tuchel sind mit Luis Enrique, Carlo Ancelotti oder Laurent Blanc zwar noch andere Trainer mit grossem Namen vereinslos, allerdings könnte es im Sommer auch bei sieben europäischen Topklubs zu einer Trainer-Rochade kommen.

Bayern München

Bayern hat das «Nein» von Thomas Tuchel offenbar ziemlich unvorbereitet getroffen. Absagen ist sich der Rekordmeister schliesslich nicht gewohnt. Nachdem der erfolgreiche Notfall-Trainer Jupp Heynckes den Bayern definitiv mitgeteilt hat, dass er zurück in den Ruhestand geht, ist mit Thomas Tuchels Absage die nächste Ernüchterung gekommen. Die Bayern sind dringend auf Trainersuche.

Bayern coach Jupp Heynckes smiles during the Champions League, round of 16, second leg, soccer match between Besiktas and Bayern Munich at Vodafone Arena stadium in Istanbul, Wednesday, March 14, 2018 ...
Am Liebsten würden die Bayern ja Jupp Heynckes halten, aber dieser geht zurück in den Ruhestand.Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: Jupp Heynckes

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 95%

Gehandelte Kandidaten: Mauricio Pochettino (Tottenham), Julian Nagelsmann (Hoffenheim), Niko Kovac (Frankfurt), Joachim Löw (deutsche Nationalmannschaft), Lucien Favre (Nizza), Ralph Hasenhüttl (RB Leipzig), Jürgen Klopp (Liverpool), Luis Enrique (vereinslos).

Fazit: Heynckes hat für seine Bayern im Herbst nochmals spontan geholfen, als sie ihn dringend brauchten. Im Sommer ist aber definitiv Schluss. Traut sich ein unerfahrenes Trainertalent wie Nagelsmann überhaupt ins Haifischbecken Bayern München? Selbst Hasenhüttl liess verlauten, dass er sich noch nicht bereit fühle, sich dieser Herausforderung zu stellen. Dabei hätten die Bayern eigentlich gerne einen deutschsprachigen Trainer, das könnte unter Umständen schwierig werden.

Wer soll Bayern-Trainer werden?

Borussia Dortmund

Bei Borussia Dortmund hat Peter Stöger einen Vertrag unterschrieben, der bloss bis diesen Sommer läuft. Die Resultate in der Bundesliga stimmen zwar (7 Siege, 5 Remis), doch wegen der unattraktiven Spielweise und dem blamablen Europa-League-Out gegen RB Salzburg steht der Österreicher dennoch in der Kritik und muss seinen Posten im Sommer wohl räumen.

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Kehrt Lucien Favre in die Bundesliga zurück?Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: Peter Stöger

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 75%

Gehandelte Kandidaten: Ralph Hasenhüttl (RB Leipzig), Lucien Favre (Nizza), Niko Kovac (Frankfurt).

Fazit: Lucien Favre ist der Hauptkandidat auf das Traineramt in Dortmund. Der Schweizer wollte schon letzten Sommer zum BVB, doch Nizza liess ihn nicht gehen, jetzt soll es eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag geben. Die Chancen stehen gut, dass Favre im Sommer bei den Westfalen übernimmt.

Wer soll Dortmund-Trainer werden?

FC Chelsea

Nach dem überraschenden Meistertitel 2017 mit dem FC Chelsea ist bei Antonio Conte die Ernüchterung eingekehrt. In der Premier League liegen die «Blues» nur auf Rang 5, in der Champions League bedeutete das Achtelfinale Endstation. Dazu kommt der ständige Zoff von Conte mit der Vereinsleitung: «Ich habe grosse Ambitionen, aber ich habe kein Geld», so der Italiener über mangelndes Transferbudget.

Chelsea's team manager Antonio Conte yells during the English FA Cup quarterfinal soccer match between Leicester City and Chelsea, at the King Power stadium in Leicester, England, Sunday, March 1 ...
Antonio Conte wirkt bei Chelsea nicht mehr 100% glücklich.Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: Antonio Conte

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 50%

Gehandelte Kandidaten: Luis Enrique (vereinslos), Maurizio Sarri (Neapel), Thomas Tuchel (vereinslos), Carlo Ancelotti (vereinslos), Louis van Gaal (vereinslos).

Fazit: Erhält Conte im Sommer das Transferbudget und die Spieler, die er möchte, wäre ein Verbleib möglich. Doch der Italiener ist auch bei anderen Klubs heiss begehrt. Wenn er wirklich gehen will, wird ihn Chelsea wohl nicht mit aller Kraft zu halten versuchen.

Wer soll Chelsea-Trainer werden?

FC Arsenal

Kaum ein europäischer Toptrainer ist so umstritten wie Arsène Wenger beim FC Arsenal. Der Franzose, der seit 1996 im Amt ist, liess die Resultate in den letzten Jahren vermissen – viele Fans sind hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit für das Geleistete und dem Wunsch nach frischem Wind. In diesem Sommer könnte es tatsächlich zur Trennung kommen.

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Ist es bereits Arsène Wengers letzte Saison bei den Gunners?Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: Arsène Wenger

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 50%

Gehandelte Kandidaten: Thomas Tuchel (vereinslos), Carlo Ancelotti (vereinslos), Leonardo Jardim (Monaco), Paulo Fonseca (Schachtar Donezk).

Fazit: Wenger möchte seinen bis Sommer 2019 gültigen Vertrag erfüllen. Ob er das darf, hängt wohl auch davon ab, ob die Vereinsführung schon in diesem Sommer einen passenden Nachfolger findet. In diesem Fall gäbe es keinen (rationalen) Grund mehr, weiter an Wenger festzuhalten.

Wer soll Arsenal-Trainer werden?

Paris St-Germain

Das Leben als PSG-Trainer ist nicht einfach. Die ganze Saison wird eigentlich nur an zwei bis drei Spielen gemessen. Weil der Meistertitel von den überlegenen Parisern sowieso erwartet wird, hängt der Erfolg oder Misserfolg praktisch nur vom Abschneiden in der Champions League ab. Dort hatte Unai Emery das Pech, im Achtelfinal auf Titelverteidiger Real Madrid zu treffen und schied aus. Nach der Verpflichtung von Superstar Neymar hatte man deutlich mehr erwartet.

PSG head coach Unai Emery reacts at the end of the Champions League round of 16, second leg soccer match between FC Barcelona and Paris Saint Germain at the Camp Nou stadium in Barcelona, Spain, Wedne ...
In der letzten Champions-League-Saison schied Emery mit PSG nach einem 4:0 im Hinspiel gegen Barça doch noch aus.Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: Unai Emery

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 60%

Gehandlete Kandidaten: Thomas Tuchel (vereinslos), Antonio Conte (Chelsea), José Mourinho (Manchester United), Diego Simeone (Atlético Madrid), Massimiliano Allegri (Juventus), Louis van Gaal (vereinslos).

Fazit: Unai Emery hat bei PSG nicht viel falsch gemacht. Weil aber Präsident Nasser Al-Khelaifi unbedingt und so bald wie möglich den Champions-League-Titel will, ist es gut möglich, dass Emery nach dem zweifachen Scheitern bereits im Sommer arbeitslos ist. 

Wer soll PSG-Trainer werden?

Juventus Turin

Massimiliano Allegri ist von der Punkteausbeute her der erfolgreichste Trainer der Juventus-Geschichte. Und dennoch ist nicht sicher, ob er im Sommer weitermacht. Der Italiener erwähnte auch schon, dass der Druck beim Rekordmeister riesig ist und er schon vor dieser Saison überlegte, deshalb zurückzutreten. 

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Juve-Trainer Allegri erwähnte schon, dass ihm der Druck in Turin zu schaffen macht.Bild: EPA/ANSA

Aktueller Trainer: Massimiliano Allegri

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 15%

Gehandelte Kandidaten: Derzeit geistern noch kaum Namen durch die Medien und Foren, weil Allegri so gute Ergebnisse liefert und ihn Juventus sicher halten möchte.

Fazit: Allegri hat erst letzten Sommer seinen Vertrag bis 2020 verlängert. Doch wenn dem 50-Jährigen der Druck zu gross wird, muss sich die «alte Dame» plötzlich sputen, im Sommer einen geeigneten Ersatz zu finden.

Soll Allegri Juve-Trainer bleiben?

Manchester United

Auch in seiner zweiten Saison bei Manchester United bleibt der grosse Titel unter José Mourinho aus. In der Liga liegt man 16 Punkte hinter Stadtrivale City auf Rang 2, in der Champions League ist man peinlich gegen den FC Sevilla ausgeschieden. Zudem ist die defensive Spielweise von Mourinho bei den Fans der «Red Devils» verpönt. Wie lange kann das noch gut gehen?

Manchester United head coach Jose Mourinho reacts during the English FA Cup quarterfinal soccer match between Manchester United and Brighton, at the Old Trafford stadium in Manchester, England, Saturd ...
José Mourinho hört die Kritik nicht gerne, die er für seine Spielweise einstecken muss.Bild: AP/AP

Aktueller Trainer: José Mourinho

Wahrscheinlichkeit, dass der Trainer gewechselt wird: 20%

Gehandelte Kandidaten: Antonio Conte (Chelsea), Maurizio Sarri (Napoli), Mauricio Pochettino (Tottenham).

Fazit: Erst im Januar hat Mourinho seinen Vertrag bis 2020 verlängert. Das war allerdings vor dem Out in der Königsklasse.  Dazu hat Mourinho anscheinend Stress mit Superstar Paul Pogba, der nur noch sporadisch eingesetzt wird. Mourinho lebt derzeit noch von seinem grossen Namen und den drei Titeln (Supercup, Ligapokal, Europa League) aus dem Vorjahr.

Wer soll Manchester-United-Trainer werden?

So cool sahen Trainer als Spieler aus

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So cool sahen Trainer als Spieler aus
Dieser Ballstreichler mit schickem Schnauz im Karlsruhe-Dress sollte einst ein ganz grosser Trainer werden – es ist Joachim Löw. Als Spieler war der Stürmer hingegen noch kein ganz Grosser: Löw verbrachte den grössten Teil seiner Karriere in der 2. Bundesliga, wo er in 181 Spielen 63 Tore erzielte.
quelle: imago images
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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Freshlemonspace
26.03.2018 19:17registriert Juli 2016
Tuchel, Klopp oder Löw zu den Bayern sind wohl frei erfundene 'Gerüchte'
805
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Fly Boy Tschoko
26.03.2018 21:13registriert Mai 2014
Ich hoffe Mourinho muss gehen. Es gibt nichts schlimmeres als nicht funktionierenden Resultatfussball.
315
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Pitsch Matter
26.03.2018 22:56registriert September 2016
Fazit: Es gibt mehr Vereine, die einen guten Trainer brauchen, als dass es gute Trainer gibt.
234
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Der HC Lugano kann sich am Donnerstag (20 Uhr) im Showdown gegen den Qualifikations-Zweiten Fribourg-Gottéron erstmals seit 2018 für die Playoff-Halbfinals qualifizieren. Das ist auch einem Umdenken zu verdanken.

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