Ende, aus, vorbei – Basels Europa-Abenteurer erleiden Schiffbruch. Mit 1:4 wird der FCB im sechsten und letzten Gruppenspiel von Arsenal abgewatscht. Weil Ludogorets gestern zeitgleich gegen Paris St.Germain 2:2 spielt, hätte der FCB nicht bloss ein Unentschieden, sondern gar einen Sieg gebraucht. Davon ist er meilenweit entfernt. Er scheidet sang- und klanglos als Tabellenletzter aus, hinter Arsenal, Paris und Ludogorets.
Gescheitert ist der FCB insbesondere deshalb, weil er das Heimspiel gegen Ludogorets nicht gewinnen konnte. Und somit fliegt Basel erstmals seit 2009 als Gruppenletzter aus der Champions League. Damals, unter Trainer Christian Gross, scheiterte der FCB in einer Gruppe mit Barcelona, Schachtjor Donetsk und Sporting Lissabon. Ein Unentschieden im Camp Nou, sonst nichts. Gross scheiterte auch in Cup und Meisterschaft und wurde Ende Saison gefeuert.
Es kam der Umbruch. Während zuvor praktisch alles von Gross abhing, wollte man sich nun emanzipieren von einem alles bestimmenden Trainer. Der Wandel wurde mit der Verpflichtung von Thorsten Fink im Sommer 2009 eingeleitet. Zwar scheiterte Fink dann gleich in der Europa League, aber es wehte ein frischer Wind durchs Joggeli. Dieser äusserte sich auch im Rückzug von Mäzenin Gigi Oeri aus dem operativen Geschäft. Sie berappte Gross' Erfolge zu einem grossen Teil mit ihren Roche-Millionen.
Präsident Bernhard Heusler und Sportchef Georg Heitz übernahmen. Unter dem Duo Heusler/Heitz dirigierten bis heute fünf verschiedene Trainer die Rotblauen. Fink, Vogel, Yakin, Sousa oder Fischer – alles egal, der FCB wurde stets Meister. Er begeisterte die Massen, erfreute die ganze Schweiz mit seinen teils wilden Tänzen auf internationalem Parkett. Und er überwinterte stets europäisch.
Diese Serie ist gebrochen. Unter Urs Fischer scheitert Basel erstmals seit sieben Jahren vorzeitig in einem europäischen Wettbewerb. Diese Tatsache und die gestrige 1:4-Watsche werden die ohnehin schon seit Wochen anhaltenden Diskussionen um Fischer zusätzlich befeuern. Die Vorwürfe an den Zürcher sind mannigfaltig: Er baue zu wenig auf Junge, integriere kaum Spieler aus dem Nachwuchs. Er habe keinen Spieler wirklich weiter gebracht. Er halte zu lange an Bewährtem fest. Und er sei kein Mann für grosse Spiele, keiner der mit einem wagemutigen Kniff den Gegner aus dem Tritt bringt und dem FCB Nächte für die Fussballewigkeit beschert.
Nicht alle Vorwürfe sind haltbar. Fischer hat durchaus gezeigt, dass er in wichtigen Spielen gewinnen kann. Man erinnere sich bloss an den Triumph gegen St.Etienne und das Last-Minute-Tor von Luca Zuffi. Oder den 2:1-Sieg gegen Fiorentina in Florenz. So schlecht waren auch die diesjährigen Auftritte in der Champions League nicht. Gegen Paris fehlte wenig zur Sensation, gegen Ludogorets wenig zur Pflichterfüllung.
Aber eben: Es fehlte dem FCB das gewisse Etwas, das Überraschende, das wirklich Mutige. Den Beweis, ein Mann für Sternstunden zu sein, blieb Fischer bisher schuldig. Die Tatsache, dass er zu wenig auf Junge baut, ist eng mit Basels Transferpolitik verknüpft. Immer öfter holte man fast fertig ausgebildete Spieler und Talente aus dem Ausland. Aktuell stehen 16 Nationalspieler im 27-Mann-Kader. Soll er da wirklich einen teuer gekauften Spieler versauern lassen und einem jungen Spieler eine Chance geben, ihn auch nach einem schwachen Spiel stützen?
Von den Fans hat sich das Team in den letzten Jahren entfernt. Das hängt auch mit dieser Philosophie zusammen. Auch deshalb gilt es diese zu überdenken. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Distanz zu den ganz Grossen noch grösser wurde. Mehr Eigengewächse, weniger Einkäufe – das könnte künftig wieder ein interessanterer Weg sein.
Ob man diesen gehen will oder nicht, diese Entscheidung muss die Klubführung treffen. Erst dann stellt sich die Frage, ob Urs Fischer hierfür der richtige Trainer ist. Sicher ist, dass das Kader mit 27 Mann ohne europäische Spiele zu gross ist. Erste Abgänge im Winter sind notwendig. Es könnte der Beginn eines weiteren Umbruchs sein.