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EM 2020: Die Analyse zum 3:1-Sieg der Schweizer Nati gegen die Türkei

Switzerland's Xherdan Shaqiri celebrates scoring his side's third goal during the Euro 2020 soccer championship group A match between Switzerland and Turkey at the Baku Olympic Stadium in Ba ...
Die Schweiz gewinnt in Baku das letzte Gruppenspiel gegen die Türkei mit 3:1. Die Chancen auf eine Teilnahme in den EM-Achtelfinals bleiben damit intakt.Bild: keystone
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Die EM kann beginnen! Die Analyse zum 3:1-Sieg der Schweizer Nati gegen die Türkei

Der Sieg gegen die Türkei ist eine riesige Befreiung. Der Frust und Schmerz der letzten Woche ist fürs Erste vergessen. Die Frage lautet: Ist jetzt sogar Träumen erlaubt?
21.06.2021, 05:5221.06.2021, 12:52
etienne wuillemin / ch media
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Plötzlich liegt ein Hauch von Magie in Baku. Die Schweizer Nati rauscht über den Rasen. Haris Seferovic und Xherdan Shaqiri schiessen wunderbare Tore. Yann Sommer fliegt herrlich durch die Luft. Die Schweizer Fussballer grätschen. Sie zeigen Lust am Leiden. Und vor allem siegen sie: 3:1 steht es am Ende gegen die Türkei. Es hätte auch ein 5:1 oder 6:2 werden können. Damit ist schon vieles gesagt über dieses Endspiel, in dem es um so viel ging. Die Nati präsentiert sich von einer ganz anderen Seite als noch am letzten Mittwoch, als es gegen Italien dieses schmerzhafte 0:3 absetzte.

Magie? Ja, das ist ein grosses Wort. Und mehr als ein Hauch ist es nicht. Die Schweizer haben noch einige Luft nach oben. Aber das muss im Hinblick auf den EM-Achtelfinal ja kein Nachteil sein. Der Sieg von gestern ist eine riesige Befreiung. Frust und Schmerz der letzten Woche sind fürs Erste vergessen. Stattdessen darf der Blick vorwärts gehen. Die Frage lautet: Ist jetzt sogar Träumen erlaubt?

Die besten Szenen der Partie.Video: YouTube/SRF Sport

Die versprochene Reaktion kam

Noch ist die Qualifikation für den Achtelfinal nicht zu 100 Prozent gesichert. Weil die Schweiz die Gruppenphase wegen der schlechteren Tordifferenz als Wales auf Rang 3 abschliesst, muss sie noch warten. Bis spätestens am nächsten Mittwoch, dann sind alle Vorrundenspiele zu Ende gespielt. Die vier besten Gruppendritten sind ebenfalls im Achtelfinal. Aber es müsste mit dem Teufel zu und her gehen, wenn die Schweiz mit ihren vier Punkten am Ende doch noch ausscheidet.

Die ersten beiden Spiele der Nati an dieser EM, gegen Wales und Italien, setzten das ganze Land in Aufregung. Kein Feuer, keine Leidenschaft – keine Chance. Dafür allzu viele Nebenschauplätze. Die Schweizer Spieler wurden nicht müde, zu betonen, dass sie das alles ziemlich kaltlässt. Sie versprachen eine Reaktion. Und Nationaltrainer Petkovic schrieb im Fazit seines offenen Briefs in dieser Zeitung: «Wir werden alles dafür tun, dass wir uns am Sonntagabend alle gemeinsam freuen können. Dass wir zusammen stolz sein können. Auf unsere Nati und auf unsere Schweiz!»

Ja, die Nati darf stolz sein auf diese Reaktion. Es war eine ganz andere Körpersprache zu sehen auf dem Platz. Viel mehr Emotionen. Viel mehr Leidenschaft. Da waren Nati-Spieler am Werk, die im Stolz verletzt waren. Und die nicht zerbrachen, obschon der Druck mit dem vorzeitigen Out vor Augen riesig war. Es ist zu hoffen, dass dies so bleibt. Zudem ist Spielern wie Trainer zu wünschen, dass sie begreifen, dass es niemandem darum geht, diese Mannschaft kaputtzumachen, wenn die Kritik gerade wieder einmal laut ist. Sondern, dass das Interesse an der Nati ein Zeichen ist dafür, wie sehr sie den Schweizerinnen und Schweizern am Herzen liegt. Die letzten Tage zeigten: Dieses Team lässt niemanden kalt.

Die Noten der Schweizer Nati-Spieler gegen die Türkei

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Die Noten der Schweizer Nati-Spieler gegen die Türkei
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quelle: keystone / jean-christophe bott
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Die Schweizer sind Entfesselungskünstler

Nein, es war nicht alles gut gegen die Türkei. Aber was zählt, ist das Lob für eine tolle Teamleistung. Wie schon an der WM 2014 haben die Schweizer bewiesen, dass sie Entfesselungskünstler sind. Damals standen sie nach einem 2:5 gegen Frankreich auch vor dem Abgrund. Sie rafften sich auf, besiegten Honduras 3:0 und liessen eine herausragende Leistung gegen Argentinien folgen, die nur knapp nicht belohnt wurde. Was damals Ottmar Hitzfeld gelang, hat nun auch Vladimir Petkovic geschafft. Er hat die Schweiz – aller Voraussicht nach – bei seinem dritten Turnier zum dritten Mal in den Achtelfinal geführt. Diese Leistung verdient Respekt.

Doch der Hunger ist noch nicht gestillt. Irgendwie hat die EM für die Schweiz erst jetzt so richtig begonnen.

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kolin
21.06.2021 06:37registriert Mai 2021
Ich verstehe die Journalisten nicht, sei es bei Watson oder auch z.b. beim Blick. Seit 1 Woche wird auf die Nati drauf geschlagen wie auf eine Pinata! Und nach einem Sieg mit einer durchschnittlichen Leistung gegen einen überraschend schwachen Gegner, sind sie jetzt auf einmal wieder Stars und alles was vorher war ist vergessen? Hier fehlt mir mehr Objektivität!
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Kolin
21.06.2021 06:24registriert Mai 2021
1. Die Schweizer sind noch nicht sicher weiter

2. Magie in Baku?? Diese Magie habe ich nicht gesehen! Wir haben gewonnen weil Yann Sommer der eher unsicheren Schweizer Verteidigung 4x den Arsch gerettet hat und die Türkischen Verteidiger eine desolate 1. Halbzeit abgeliefert haben.
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Natürlich
21.06.2021 07:05registriert März 2016
Unsere lieben Medien.
Immer dieses „Von-einem-Extrem-ins-andere“.

Normal gibts nicht mehr.
Entweder ausscheiden oder WM-Titel.

Ich wäre bereits super Happy wenn die Schweiz zum ersten mal die Hürde Achtelfinal überwinden würde.

Wird aber extrem schwer, da gegen einen Gruppenersten angetreten werden muss (wenn es denn reicht)
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