Was für ein Thriller! Gegen Rekord-Weltmeister Frankreich ist die Schweiz am Montagabend nahe am Coup, verliert am Ende 24:25. «Frankreich war heute schlagbar. Wir hätten den Sieg verdient», befand Nikola Portner. Der Goalie hielt jeden dritten Schuss, der auf sein Tor kam und war nebst Spielmacher Andy Schmid, der zehn Treffer erzielte, ein Hauptgrund dafür, dass die Nati lange mit einer Sensation liebäugeln durfte.
Nationaltrainer Michael Suter war voll des Lobes für sein Team. «Wer Handball kennt, der weiss, was die Mannschaft heute gegen die beste Nation der letzten 20 Jahre gezeigt hat. Das einzige, das gefehlt hat, war, dass wir uns den verdienten Lohn in Form von einem Sieg oder zumindest einem Punkt abgeholt haben», sagte er. «So knapp liegen Sieg und Niederlage im Sport manchmal beisammen.»
Trotz der zweiten Niederlage im dritten Spiel überstand die Schweiz die Vorrunde – dank ihres überzeugenden Auftaktsiegs gegen Österreich. Der Nachbar verlor gestern auch das dritte Gruppenspiel (29:38 gegen Norwegen).
Die Schweiz, Frankreich und Norwegen treffen nun auf drei Nationen der Vorrundengruppe F: Island, Portugal und Algerien. Die besten zwei der insgesamt sechs Teams schaffen es in die Viertelfinals, wobei die Schweiz mit einem grossen Handicap startet. Punkte gegen die bisherigen Gruppengegner werden in die Hauptrunde mitgenommen, die Schweiz startet also nach ihren Niederlagen gegen Norwegen und Frankreich bei Null.
Alle drei Partien finden um 15.30 Uhr statt. TV24 zeigt sie live.
Die Spiele finden in Madinat as-Sadis min Uktubar statt, der Stadt des 6. Oktober. In der Halle trug die Schweiz schon ihre ersten drei Partien aus. Sie kann auch im Hotel bleiben, das sie schon kennt. Nach der überstürzten Anreise an die WM ist es sicherlich ein kleiner Pluspunkt, dass man den heutigen Tag nicht durch einen Transfer «verliert», sondern sich vollends der Erholung widmen kann.
Das Weiterkommen ist unter normalen Umständen ausgeschlossen, weil die Schweiz mit zwei bzw. vier Punkten weniger als andere Teams in die Hauptrunde startet. Das Minimalziel dürfte ein weiterer Sieg sein, auf dem Papier ist Algerien der schlagbarste Gegner. Die Maghrebiner kamen dank eines 24:23-Siegs über Nachbar Marokko weiter.
Gegen Island und Portugal geht die Schweiz eher als Aussenseiterin in die Partie. Wenn ihr allerdings erneut so Auftritte gelingen wie gegen Norwegen und Frankreich, kann sie diese Begegnungen für sich entscheiden.
Island, das 2008 sensationell Olympia-Silber gewonnen hatte und 2010 mit EM-Bronze nachlegte, konnte in den letzten Jahren nicht mehr ganz dieses Niveau abrufen: Seit 2015 resultierten an WM und EM die Plätze 11, 13, 14, 11 und 13. Was aber aufzeigt, dass die Isländer trotz geringer Bevölkerungszahl Stammgast an den grossen Turnieren sind.
Die Portugiesen erleben derzeit mit die erfolgreichste Phase ihrer Handball-Geschichte. Vor einem Jahr wurden sie Sechste an der EM, überraschten damals in der Vorrunde mit einem Sieg über Frankreich. Nun in Ägypten entschieden die Portugiesen das Duell gegen Island mit 25:23 für sich.