Ach, Superfood. Der neuste Food-Trend ist allüberall und omnipräsent. Selbst Jamie Olivers neuste Kochsendung heisst – na rate! – Jamie's Superfood. Nicht nur gesund muss dein Essen heutzutage sein, nein. Wohltuend, förderlich, nutzbringend und heilsam muss es auch noch sein.
Fallbeispiel Chia-Samen: Glutenfrei sind die eh. Dazu enthalten sie 10 Mal mehr Omega-3 als Lachs, 9 Mal mehr Antioxidantien als Orangen, 4 Mal mehr Eisen als Spinat, 5 Mal mehr Calcium als Vollmilch, 15 Mal mehr Magnesium als Brokkoli und 4 Mal mehr Ballaststoffe als Leinsaat. 2 Esslöffel dieser Wundersamen in Wasser aufgelöst sollen imstande sein, eine Person für 24 Stunden zu nähren.
Boah.
Superfoods sind die Stars unserer modernen Dienstleistungsgesellschaft ... Oder gab es das Konzept schon immer?
Hmm, wie hiess es doch anno dazumal? «Spinat macht stark», etwa. Oder «Rüebli sind gut für’s Büebli». Doch stimmten diese Behauptungen überhaupt?
Das stimmt. Obwohl längst nicht so stark, wie ursprünglich mal angenommen. Ja, Spinat enthält Eisen – allerdings nicht mehr als anderes Grüngemüse wie Brokkoli und dergleichen auch. Zudem nimmt unser Körper pflanzliches Eisen schlechter auf als tierisches. Noch bis in die 30er Jahre hatte man den Eisengehalt von Spinat massiv überschätzt. Es folgte dann die Korrektur nach unten. Doch das Image, das Popeye erschuf, erwies sich als langlebiger als die harten Fakten.
Schlussendlich stellt sich nun doch heraus, dass Spinat aber sehr wohl die Muskulatur stärkt. Schuld ist aber nicht das Eisen, sondern die Nitrate, welche die Konzentration der muskelaufbauenden Proteine erhöhen. Dazu kommt noch, dass neuste Studien beweisen konnten, dass Spinat Heisshungerattacken reduzieren und so beim Abnehmen helfen kann. Wenn das kein Superfood ist!
Jein. Gesund sind sie auf jeden Fall. Karotten enthalten Vitamin A. Ein Mangel an Vitamin A kann zu Nachtblindheit, Austrocknung der Hornhaut und sogar deren Einschmelzung führen. Kann also ein erhöhter Karotten-Konsum das Sehvermögen tatsächlich verbessern? Nein. Aber es kann einem Mangel vorbeugen.
Gleich geht's weiter mit den Superfood-Behauptungen von früher, vorher aber ein kurzer Hinweis:
Nein, nicht direkt. Das Journal of the American Medical Association veröffentlichte 2015 die Studie «Association Between Apple Consumption and Physician Visits», welche der Frage nachging, ob täglicher Apfelkonsum zu weniger häufigen Arztbesuchen führe. Ja, okay: Die Studie wurde am 1. April des Jahres veröffentlicht. Doch muss betont werden, dass der Scherz-Aspekt sich ausschliesslich auf die Fragestellung bezog. Die empirischen Daten und deren Auswertung waren streng wissenschaftlich: 8400 Menschen waren befragt worden (753 davon assen täglich einen Apfel), was zu einem eindeutigen Resultat führte: Es besteht keine Korrelation zwischen Kranksein und Apfelkonsum. Unbestritten bleibt aber: Äpfel enthalten Vitamin C und viele Mineralstoffe. Ein gesundes Früchtchen ist der Apfel allemal. (Und sowas von sexy, laut unserer Stock-Foto-Agentur ...)
Nein. Gemessen an seinem Gewicht haben die meisten Blattsalate einen vernachlässigbaren Anteil an Vitaminen. Kopfsalat, etwa, besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Dafür enthält Salat Ballaststoffe, die für unsere Verdauung gut sind. Und will man etwas mehr Mineralien und Vitamine, schnippelt man einfach etwas rohes Gemüse rein.
Nein. Zwar ist Vollkornbrot gesünder als Weissbrot – aber nicht jedes dunkle Brot besteht aus Vollkorn. Zum Teil wird Weissmehl in Malz eingefärbt, um die gesunde, braune und vitaminreiche Knusperoptik zu bekommen. Andere Brote bekommen eine Korn- oder Leinsamen-Kruste, der Teig besteht aber aus Weissmehl.
Je höher der Anteil des vollen Korns, desto mehr Vitamine und Ballaststoffe sind auch enthalten. Im Gegensatz zum Vollkorn werden beim Weissmehl die äusseren Schichten des Korns vor dem Mahlen entfernt. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass Weissbrot ungesund ist. Es hat lediglich weniger Vitamine und Mineralstoffe.
Ja. Gewissermassen. Rote Bete enthält eine Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen – Vitamine, Mineralien, Pflanzenstoffe –, die allesamt gesund sind. Ausschlaggebend fürs Blut ist der hohe Nitratgehalt in Randen, der die Durchblutung fördert. Zudem helfen sie bei Bluthochdruck, da sie die Blutgefässe erweitern.