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The Bridge, 4. Staffel: Machs gut, Sara Norén!

Hier war meine Serien-Welt noch in Ordnung.
Hier war meine Serien-Welt noch in Ordnung.screenshot: zdf
Review

Machs gut, Saga Norén! Schade, muss es so enden 😢

Warnung: Dieser Beitrag dreht sich um die TV-Kultserie «The Bridge». Er kann Spuren von Spoilern und Kritik enthalten.
01.12.2018, 15:0902.12.2018, 15:06
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Vorbemerkung: Die vierte und letzte Staffel von «The Bridge» ist in der ZDF Mediathek verfügbar. Man kann die vier Doppel-Folgen à jeweils 110 Minuten mit dem Web-Browser oder der ZDF-Mediathek-App (für iOS und Android) gucken.

Dieser Beitrag enthält vor allem Spoiler zu den vorangegangenen Staffeln. Wer völlig unbelastet «das grosse Finale» gucken möchte, sollte jetzt aber aufhören zu lesen! 😉

«Shadow rises and you are here.»
Zeile aus dem Titelsong

Bevor es ans Eingemachte geht, der geniale Titelsong, mit Text ...

Auf der Öresund-Brücke fing es an ...

The Bridge, Staffel 1, mit Sofia Helin (Saga Norén) und Kim Bodnia (Martin Rohde).

... und dort endet es auch.

Gezeichnet von Staffel 3 und 4: Saga mit ihrem Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt).
Gezeichnet von Staffel 3 und 4: Saga mit ihrem Kollegen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt).bilder: zdf

Die Eindrücke sind noch frisch, gerade erst habe ich die vierte Staffel zu Ende gesehen. Und eins muss ich sagen:

Was «The Bridge» für mich in den ersten Staffeln ausmachte, fehlt im Finale.

Die dänisch-schwedischen Serien-Macher reissen damit eine Wunde auf, die ich letzten Sommer bei meinen Ferien im hohen Norden erlitt. Und dabei waren wir extra noch mit dem Auto über die Öresund-Brücke gefahren ...

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sofia Helin als Kommissarin Saga Norén ist einmal mehr grossartig, ja genial. Die vierte Staffel lohnt sich wegen ihr. Und vor allem wegen ihr. Ein Kommentator beim «Guardian» drückte es perfekt aus: Saga Noren sei in der Tat die (metaphysische) Brücke, die in der Serie alles bis zum Ende zusammenhalte.

Nur: Wie kann eine der besten Serien aller Zeiten dermassen unbefriedigend enden?

Martin!? 😢

Martin Rohde (Kim Bodnia, l.) Saga Norén (Sofia Helin, r.).
So werde ich Kriminalkommissar Martin Rohde (Kim Bodnia) in Erinnerung behalten.bild: zdf

Er war ein kongenialer Partner. Die perfekte Ergänzung zu Saga. Der verständnisvolle Bulle mit dem Knautschgesicht. Alles andere als perfekt. Einfach liebenswert.

In der ersten Staffel brachte Martin eine wohltuende Unbeschwertheit und Leichtigkeit ins bitter-böse Geschehen ein. Zumindest bis ihn das Schlimmstmögliche aller schlimmen Schicksale traf. Der Verlust des eigenen Kindes.

Ab da war nichts mehr, wie es war. Martin litt Höllenqualen, und wir Zuschauer litten mit ihm.

Und doch kämpfte er sich zurück ins Leben, oder zumindest in die zweite Staffel. Um umso tiefer zu fallen ...

Als sich bestätigte, dass er den Mörder seines Sohnes getötet hatte, gab es nur noch einen logischen Weg: ins Gefängnis.

Dann der Schock für die Fans: Während den Vorbereitungen für die dritte Staffel gab Kim Bodnia seinen Ausstieg aus der Serie bekannt. Laut Medienberichten war er mit Drehbuch und Entwicklung seiner Rolle unzufrieden.

Und – was leider auch im Norden brandaktuell war: Er fühlte sich in der Region am Öresund wegen des wachsenden Antisemitismus nicht mehr sicher.

Typisch für den Charakter, den er spielte, wollte er das nicht hinnehmen. In einem Interview verriet Bodnia:

«Ich schlug vor, dass wir einen Teil drehen sollten, in dem Martin als Undercover‐Polizist in einem Gefängnis arbeiten muss. Dabei spielt es keine Rolle, ob er Jude ist oder nicht, es geht darum, dass die dänische Polizei sich des Themas annimmt»

Nun denn, das liess sich offenbar nicht machen. Seinem Wunsch, die Rassismus-Problematik in die Handlung einzubeziehen, wurde nicht entsprochen. Und so musste Martin zwangsläufig hinter Gitter landen.

In der fast gleichen Situation findet sich Saga zu Beginn der vierten Staffel wieder. Und auch später kehrt sie zu einem Gefängnis zurück. Doch die Hoffnungen, auf ein Wiedersehen mit Martin, erfüllen sich nicht.

Dass die Serien-Erfinder den menschlichsten aller Kriminalbeamten nicht mal für eine kurze Abschiedsbotschaft in die vierte Staffel zurückholen und kein Wort zu seinem Verbleib verlieren, ist aus meiner Sicht unverzeihlich!

Und so sagen wir leise «Hej hej».

The Bridge, Staffel 1, mit Sofia Helin (Saga Norén) und Kim Bodnia (Martin Rohde).
Martin Bohde blieb sich treu. Und ging auf dem Höhepunkt der Serie.Bild: ZDF

Bevor nun die Henrik-Fans Sturm laufen: Der neue Partner von Saga – im Beruf und im Bett –, hat sich nicht schlecht geschlagen. Und immerhin wurde der «Running Gag» mit dem unkomplizierten Sex fortgeführt. Aber leider kommt der jüngere Däne nicht an seinen Vorgänger heran.

Beim letzten Teil der Nordic-Noir-Serie herrscht ein Missverhältnis zwischen düster-melancholischen Einstellungen (sehr viele) und humorvollen, leichten Einschüben (fast keine).

Saga hat in Henrik einen Partner gefunden, der sie versteht, und ihr fast zu ähnlich ist.
Saga hat in Henrik einen Partner gefunden, der sie versteht, und ihr fast zu ähnlich ist.bild: zdf

Mein Fazit: Ich werde «The Bridge» als eine der besten Serien der letzten zehn Jahre in Erinnerung behalten. Die Staffeln 1 und 2 werde ich später sicher erneut anschauen. Von der Staffel 3 und vor allem 4 lasse ich die Hände.

Werde ich Sofia Helin je in einer anderen Rolle geniessen können, denn als Saga Norén? Nun, ich habe mir «That Good Night» (2017) auf meiner «Watch List» vermerkt. Noch ist es aber zu früh. Erst müssen die Wunden heilen.

Was mir in der vierten und letzten Staffel auch noch aufgefallen ist:

  • Die Skandinavier übertreiben es manchmal mit der politischen Korrektheit.
  • Szenen mit Polizei-Sondereinheiten und dem Einsatz von Schusswaffen strapazieren die Nerven, weil sie häufig unrealistisch sind, bzw. nicht professionell wirken. 
  • Eine gute Serie hätte es nicht nötig, die Spannung mit blutigen Cliffhangern künstlich zu erhöhen.

Was ich nebenbei erfahren habe:

  • Die Farbe von Sagas Porsche ist «Jägergrün».
  • Der 1977er Porsche 911S wurde im Sommer für 125'000 britische Pfund versteigert. Der Erlös ging an «WaterAid», eine Wohltätigkeitsorganisation, die von Sofia Helin leidenschaftlich unterstützt wird.
  • Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, auch Münchhausen-by-Proxy-Syndrom (MBPS) genannt, ist traurige Realität und wird selten entdeckt.
Wie hat dir das Finale von «The Bridge» (4. Staffel) gefallen?

Was ich in Dänemark erlebte? Es ist kompliziert

Dieser erste Filmkuss sorgte 1896 für einen Skandal:

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Varanasi
01.12.2018 15:46registriert August 2017
War es nicht so, dass sie Kim Bodnia für die vierte Staffel nochmal einplanten, aber er das nicht wollte?
Mir hat die letzte Staffel toll gefallen und Saga Noren wird mir sehr fehlen. Fand vor allem den Schluss sehr stimmig.
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