Grundsätzlich darf man der Meinung sein, dass ein guter Champagner einfach so getrunken werden sollte. Nichtsdestotrotz gehören die alt-ehrwürdigen Champagner-Cocktails zu den absoluten Drinks-Klassikern. Und, hey, sie sind nun mal doch sehr, sehr fein. Zudem so was von passend für die Weihnachts-Apéros und Co. der Adventszeit!
Heute gibt's drei absolute Klassiker: Champagne Cocktail, French 75 und Mimosa. Allesamt easy zu bewerkstelligen, wie der Autor in den Videos beweist oder auch nicht. Folgendes im Voraus:
Los geht's!
Gott, ist der Baroni unfähig! Egal – nun weisst du, auf was man aufpassen muss (vorsichtig einschenken!).
«Einer der ganz alten Cocktails», heisst es gemeinhin. Wie alt? Gehörig alt. Die Szene in «Casablanca» (1942), etwa, wo Bogart «Here's looking at you, kid» sagt? Die trinken das dort.
Der klassische Champagne Cocktail wie wir ihn heute kennen, also mit Angostura und den fakultativen Schuss Cognac, ist wohl seit der Jahrhundertwende standardisiert. Die Ursprünge gehen aber bis Mitte 19. Jahrhundert zurück. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich 1855 im Reisebericht «Panama in 1855. An Account of the Panama Rail-road, of the cities of Panama and Aspinwall with sketches of life and characters on the Isthmus» von Robert Tomes. Er schreibt:
Es folgt eine Beschreibung der Zutaten und Zubereitung, die sich so ziemlich mit den heutigen decken – ausser beim Glas. Tomes geniesst seinen Drink aus einem Whisky-Tumbler. Doch es ist Cocktail-Urvater Jerry Thomas, der in seinem «The Bon Vivant's Companion Or How to Mix Drinks» erstmals das eigentliche Rezept liefert.
In der Erstausgabe 1862 verlangt Thomas ebenfalls nach einem Tumbler als Glas, doch in späteren Ausgaben wechselt er zu einem «goblet», was dem damaligen bauchigen Champagner-Coupe entspricht. Flûtes wurden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts populär.
Tja, der Baroni schüttelt die Primärzutaten nicht vorher im Mixbecher, was zwar nicht verboten, aber eben heikler zu mixen ist. Schlampig halt, einmal mehr.
Namensgeber des French 75 ist die canon de 75 mm modèle 1897, jener französischen Feldkanone des Ersten Weltkriegs, das als erstes modernes Artilleriegeschütz und als Symbol für das Aufhalten der deutschen Invasion gilt.
Somit darf man annehmen, dass der gleichnamige Cocktail während des Ersten Weltkriegs auftauchte. Tatsächlich existierten Drinks mit ähnlichen Zutaten aber bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Erfinder des French 75 gilt einer, der in den watson-Cocktail-Basics öfters aufgetaucht ist (Sidecar, Bloody Mary): Harry MacElhone von der Harry's New York Bar in Paris. Die erste schriftliche Erwähnung ist dementsprechend auch in MacElhones im Jahr 1922 erschienenen «ABC of Mixing Cocktails» zu finden.
So. Und nun für alle, die Brunch lieben (wie ich):
Einer der bekanntesten Morgen-Cocktails; einer, nämlich, der perfekt zu den Eggs Benedict oder zum Rauchlachs passt. Oder eben auch zum Advents-Apéro! Einfacher geht's kaum:
Okay, hier muss man der Vollständigkeit halber den Buck's Fizz erwähnen, da er identische Zutaten hat. Beim Buck's Fizz ist das Verhältnis Champagner-Orangensaft 2:1, beim Mimosa 1:1. Buck's Fizz ist eher in Grossbritannien beliebt, Mimosa eher in den USA. Tja, die Briten wieder – mehr Alk. Dafür pflegen etliche Frühstücks-Restaurants in den USA die schöne Tradition der bottomless Mimosas für einen Pauschalpreis. Item.
Der knapp ältere Buck's Fizz wurde 1921 im Buck's Club in London erfunden (woher je nach Quelle auch der Sidecar stammt). Und zwar aus dem einfachen Grund, den Herren eine Ausrede zu geben, vor dem Mittagessen mit dem Trinken zu beginnen. Der Mimosa soll vier Jahre später erfunden worden sein – und zwar von Frank Meier, Barchef des Pariser Hôtel Ritz an der Place Vendôme von 1921 bis nach dem Krieg, zeitweiliger Spion, Résistance-Agent und Hemingway-Intimus. Meier beanspruchte aber nie die Erfindung für sich, obwohl die erste schriftliche Erwähnung in seinem Buch «The Artistry of Mixing Drinks» zu finden ist.
Eine alternative These besagt, dass niemand Geringerer als Regie-Legende Alfred Hitchcock den Drink vermutlich in den 40er-Jahren kreiert hat. Ob das stimmt oder nicht, fest steht, dass er sicherlich dazu beigetragen hat, das Getränk in den USA zu popularisieren und es zum beliebtesten Brunchgetränk zu machen, das es heute ist.
Wer auch immer den Mimosa erfunden hat, benannt ist er nach einer hübschen gelb-orangen Blüte namens Acacia dealbata (die auf Deutsch interessanterweise als falsche Mimose bezeichnet wird). Diese Schnittblume soll besonders bei französischen Gärtnern beliebt gewesen sein, was die Geschichte des Ritz unterstützen würde.
Ausserdem haben Helene und ich gleichzeitig: "Ich hoffe der ist gesund" gesagt. 🤣
#meile4french75doch