Nach wie vor: Ich finde, es ist eine Katastrophe. Grossbritannien hat mit dem Brexit den grössten Fehler seiner jüngeren Geschichte gemacht. Unter anderem, weil ein nicht erwachsen werden wollender, blonder Schuljunge es so wollte.
Boris ist mittlerweile weg, zumindest weg aus der Regierung. Die Katastrophe bleibt.
Eine Katastrophe – nicht zuletzt, weil Grossbritannien von Resteuropa ja eigentlich geliebt wird. Ja, man nervt sich zeitlebens über ihr Sonderzüglein, das die Inselaffen partout fahren wollen, aber unterm Strich geniesst alles Britische vorauseilende Sympathie beim Fussvolk Europas. Und zwar unter anderem (diese Liste ist bei Weitem nicht vollständig) aus folgenden Gründen.
Hier kommen 20 Sachen, welche die Briten einiges besser beherrschen als europapolitische Entscheide:
Die Amerikaner haben den Rock 'n' Roll erfunden. Die Briten haben ihn wilder, geiler, unterhaltsamer und kreativer gemacht. Auch ein Popper wie Robbie Williams ist erträglicher als Xavier Naidoo. Und selbst der Kaugummi-Pop à la Spice Girls ist unterm Strich entertaining – es macht Spass. Lust auf französischen Pop, irgendwer? Ihr auch nicht?
Diskussion überflüssig. Nobody does it better.
Von «Peaky Blinders» oder Louis Theroux' schrägen Dok-Serien bis zu «Top Gear»: grosses Kino am kleinen Bildschirm.
Krimis, Sozialdramen, Comedy, Kostümfilme – verdammt, das Meiste aus Britannien ist hammergut – und längst nicht so voraussehbar oder klischeebeladen wie der ganze Hollywood-Kram. Selbst eine Romantic-Comedy-Schnulze wie «Four Weddings and a Funeral» ist besser als alles, in dem Jennifer Aniston je mitgespielt hat.
Es gibt nichts Tafferes als das durchschnittliche englische Girl im Ausgang.
Von der Dampflokomotive über den Schweizer Tourismus bis hin zum World Wide Web: Fast alles an der modernen Welt wurde von einem Briten erfunden.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag: Let's go for a curry! Vor dem Ausgang: Let's go for a curry! Nach dem Besäufnis: Let's go for a curry! Die britische Kolonialherrschaft in Indien ist vorbei, die indische Kolonisation von Britanniens Kulinarik hält aber an. Danke, dafür!
One full English breakfast and a cuppa, please! Kostet fünf Pfund. Was ab heute fast nichts mehr ist.
Das sind Sparky Phillips und Duncan James. Nein, sie könnten aus keinem anderen Land stammen als Grossbritannien.
«Cockwomble» ist schlicht ein besseres Wort als «Arschgesicht». Beide aber treffen auf Nigel Farage zu.
Rebellion + geile Musik + britische Kreativität = Ikonen der Populärkultur. Mit den Edwardians, den Teds der Fünfzigerjahre ging es los. Danach hatten wir Ton-up Boys, Mods (Bild), Rude Boys, Skinheads, Greasers, Punks, Rockabillies, New Romantics, Goths, Psychobillies und und UND. Die Mode-Industrie musste nur noch abkupfern. Geschaffen wurde aber alles dank britischer Street-Kultur.
Schaut sie euch mal an. Schaut sie euch EINFACH MAL AN.
Gewusst? Die britischen Inseln haben mehr Käsesorten als Frankreich und die Schweiz zusammengezählt. Im Ernst. Und darunter hat es un-glaub-lich leckeres Zeugs. Der hier abgebildete Shropshire Blue ist nur einer von vielen.
Alle Jahre wieder treffen sich die furchtlosesten, ehrenvollsten, edelsten Söhne und Töchter der Menschheit zum nobelsten Sportanlass der Welt, dem Cooper's Hill Cheese Rolling.
Das ist England-Verteidiger Terry Butcher, 1989 nach dem Qualifikationsspiel gegen Schweden. Noch Fragen?
Caterham zum Beispiel. Oder Caparo. Oder der hier abgebildete Ariel Atom. Er wiegt weniger als ein Schinkenbrötchen und hat mehr Zupf als ein Ferrari. Dafür aber keine wirkliche Karosserie. Alles legal. Geil.
Den mag man. Der coolste Siech überhaupt.
Ohne. Wenn. Und. Aber.
Zum «Wenn» und «Aber» gehört wohl auch, sich Gedanken über die Folgen zu machen. Dies aber zu vergessen, kann ungemein befreiend sein. Das geht aber nur, wenn man sich an das hier hält:
Keinem ist es dermassen egal, was die anderen von ihm denken, wie dem Durchschnitts-Briten in Spasslaune. Esoteriker sprechen von «Zen» oder von «Loslassen», Briten von «I couldn't give a shag».